Als sein Flug aufgerufen wurde, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten und schlang meine Arme um seinen Hals, während jeder Zentimeter meines Körpers bebte und zitterte. Und dann küsste er mich mit so einer Sehnsucht, wodurch er mir die schönsten Erinnerungen des letzten Sommers durch den Kopf jagte: der Abschlusstag, an dem ich ihn kennenlernte, unser erstes Nicht-Date bei Mc CONNEL's ice cream, die unendlichschönen Sonnenuntergänge und nicht zu vergessen unser kleiner Podcast, der uns den gesamten Sommer über zusammenschweißte und ich einen Vulkanausbruch an Gefühlen durchlebte.

Und noch so vieles mehr.

Den Kuss erwiderte ich mindestens genauso sehnsüchtig und schmeckte die salzigen Tränen, die uns beide vereinzelt über die Wangen liefen, woraufhin er mich an der Hüfte noch näher an sich zog, seine Finger mit meinen verflocht und mein Herz sich Sekunde für Sekunde immer schmerzvoller in meiner Brust zusammenzog.

Ich wollte nicht, dass er mich jemals aufhörte so zu küssen. Doch mein Wunsch löste sich langsam aber sicher in Luft auf, als die dringliche Flughafenstimme das zweite Mal durch meine Ohren hallte und ankündigte, dass der Flug nach New York nicht mehr auf sich warten ließ und wir uns gezwungenermaßen voneinander lösen mussten.

Und dann sah ich das letzte Mal in seine dunklen Augen. Dieses flüssige Braun war ein einziger Traum. Liam schaute mich mit einem solch zärtlichen Ausdruck voller Dankbarkeit und Glück an, den ich niemals für möglich gehalten hatte. Vor allem, weil er ihn mir widmete.

Hatte ich je für möglich gehalten, dass dies der emotionalste Sommer meines bisherigen Lebens werden würde? Dass mein Zuspätkommen am letzten Schultag das Fundament für dieses Abenteuer legen würde?

Ich hätte nicht erwartet, dass ich eine so emotionale Seite besaß. Diese Erfahrungen waren mir vollkommen neu. Nein, alles wirkte letzten Sommer neu. Auch dieser letzte Moment zwischen uns beiden.

All diese Momente verdankte ich dem Braunhaarigen vor mir, dem beliebten ehemaligen Senior, der für Lacrosse brannte und dafür sorgte, dass der letzte Sommer alles, aber ganz sicher nicht unbeschwert und sorgenfrei war.

Unsere verflochtenen Finger lösten sich; das Kribbeln auf meiner Haut ließ jedoch nicht nach.

»Hailey, ich liebe dich. Bitte vergiss das nicht. Ich denke an dich. Das werde ich immer. Du bedeutest mir so unglaublich viel.«

Ich dachte, dass ich gerade mein Herz hatte knacken hören. Und dann flickte es sich im nächsten Moment wieder wie von selbst zusammen.

»Wie könnte ich bitte? Ich liebe dich doch auch, Liam.«

***

Ich sagte ihm beim endgültigen Abschied, dass er sich nicht nochmal zu mir umdrehen sollte. Er begann nun ein neues Leben in New York und ließ sein altes zurück. Er musste nach vorn blicken, denn alles andere lag ab sofort in der Vergangenheit.

Der Abschied war eindeutig zu schmerzhaft für mein kleines Herz. Wir versprachen uns zwar, dass wir in Kontakt bleiben würden, aber dafür gab es keine Garantie. Die würde es nie geben. Und deshalb hatte ich, nachdem er aus meinem Sichtfeld verschwunden war, wie am Spieß geheult. Fast so laut und schrecklich wie an dem Tag, als ich von seinen Karrierechancen hörte.

Mein verzweifelter Versuch,in dieser Nacht ein Auge zuzudrücken, misslang mir völlig. Um kurz nach zwei in der Nacht knipste ich also meine Nachtlampe an und mein Blick fiel auf das Bild, das ich Liam bei seiner Abreise geschenkt und mir ebenfalls ausgedruckt und auf mein Fensterbrett aufgestellt hatte.
Müde und ausgeheult spürte ich, wie sich meine Mundwinkel leicht anhoben.

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