Wusste ich es doch.

»Stehst du auf sie?«, fragte ich, während ein spitzbübisches Grinsen sich auf meinem Gesicht abzeichnete.
»Was? Nein«, sagte er eine Sekunde zu schnell, als dass man es ihm hätte abkaufen können.

Hätte ich sowieso nicht.

»Oh doch, das tust du«, neckte ich ihn, als wir endlich an unseren Plätzen ankamen und ich als erstes June erkannte, die uns hektisch zu sich herwinkte, damit wir uns zu ihnen setzten.
»Das Gespräch ist noch nicht vorbei«, merkte ich an, woraufhin June sich einmischte: »Was ist noch nicht vorbei? Alles in Ordnung?«

»Ja...es-ich meine ja, alles ist gut.« Seine Stimme war fest, aber eine Spur gehetzt; zusätzlich baute er keinen Augenkontakt zwischen ihr und sich auf, wodurch ich bemerkte, dass ganz sicher alles in Ordnung war.

Nicht.

»Hey ihr, so spät hätte ich euch ja echt nicht erwartet, es ist zwei Minuten vor Spielbeginn. Ich dachte schon, Hailey hat sich umentschieden.« Ellie meldete sich zu Wort und ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war sie zwar empört, aber mindestens genauso erleichtert uns endlich zu sehen. Auch das Volleyball-Team in der hintersten Ecke lächelte und winkte mir zu, bis ich bemerkte, dass sie noch ihre normale Kleidung trugen.
»Mo-moment. Wieso-du auch nicht Ellie? Ihr seid ja alle gar nicht umgezogen?« Jetzt verstand ich überhaupt nichts mehr und drehte meinen Körper zurück zu Ellie. »Erkläre ich dir später. Aber das Spiel fängt jetzt an, alle sind verdammt aufgeregt.«

Ich atmete genervt die Luft aus und pustete mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht, die sich aus meinem Zopf gelöst hatten. Die Kabinen waren also nicht wegen irgendwelchen Sicherheitsgründen gesperrt, sondern Ellie wollte, dass ich in diesem Aufzug hier aufkreuzte. Mir war Gott sei Dank nicht kalt, da wir um zwanzig Uhr an einem Sommerabend noch sechsundzwanzig Grad hatten und viele Besucher in kurzen Sachen sich das Spiel ansahen.

Nur vielleicht nicht in kurzen lilafarbenen Shorts und in einem knallgelben Volleyball-Trikot, in welchem man eigentlich gar nicht anders konnte, als aufzufallen.

Bemerkt hatten sie mich eh nicht, da ihre Augen wie fixiert auf den Spielbeginn waren und mich Ellie in die Seite knuffte, damit ich dem Spiel endlich folgte.

Der Pfiff ertönte, und wir waren viel zu spät aufgekreuzt, als dass wir die Aufstellung, noch die Spieler identifizieren konnten, die sich alle sehr elegant und schnell auf dem Feld hin und her bewegten und dabei nicht den Ball aus den Augen ließen, der etwa so groß wie ein Tennisball war. »Schau her, unser Team, East Storm, siehst du? Die mit den weißroten Trikots«, erklärte June und zeigte mit dem Finger auf sie »das sind sie und da vorne sind Noah und Liam.« Mein Blick folgte ihrem Finger und ich machte tatsächlich zwei mir sehr bekannte Gestalten aus, die sich auf der Angreifer-Position befanden. Ich schmunzelte leicht.

»Das wird echt nicht leicht«, sagte Alex nach circa einer viertel Stunde, der das Spiel mehr als nur konzentriert verfolgte. »Das stimmt. Die Mannschaft von der East Lake University kann Tabellenführer werden, wenn sie heute gewinnen, das darf nicht passieren.« Ellie rieb sich nervös die Hände und ihre Augen wurden plötzlich groß, als sie und auch beinahe die Hälfte aller Zuschauer aufstand - und dann war es geschehen: Schneller, als dass ich Bewegung für Bewegung überhaupt registriert hatte, tricksten Liam und der dritte Angreifer die Verteidiger der East Lake gekonnt aus und ausgerechnet Noah war es, der den Ball mit Leichtigkeit ins gegnerische Tor beförderte.

Ein Gemisch aus Kreischen und Jubeln ertönte in meinen Ohren und wir klatschten alle vor Begeisterung in die Hände, da wir kaum glauben konnte, was gerade passiert war. Die East Wood führte und die angespannte Stimmung fiel uns wie automatisch von den Schultern und Erleichterung und Freude war den Zuschauern deutlich ins Gesicht geschrieben. Und auch ich freute mich tierisch. Wir umarmten uns alle und schauten der East Wood dabei zu, wie sie sich vor Feierlaune aufeinanderstürzten und einige der Spieler euphorisch ihre Hand, die sie zur Faust geballt hatten, in die Höhe reckten.

LAST SUMMERWhere stories live. Discover now