Schmerz

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Schluchzen hallte durch den Flur. Ich lag zusammengerollt auf dem Bonden. Die Arme um meine Beine geschlungen. Ich zitterte heftig. Heiße Tränen liefen mir über die Wangen. Ich konnte nicht mehr. Mein Kopf war leer und nur das Gefühl der Tränen und die jämmerlichen Geräusche, die ich von mir gab, prallten von einer Hirnhälfte an die andere. Mir tat alles weh, meine Augen brannten und...

Der Rausch war nicht verschwunden. Ich spürte dieses Gefühl sehr deutlich in mir.

Ich zuckte noch mehr zusammen und heulte unerbittlich weiter.

nein das bin ich nicht

Die andere Stimme blieb aus. Niemand widersprach mir. Ein kleiner Funken Hoffnung flackerte auf. Doch er wurde sofort blutig niedergeschlagen, als ich merkte wie spitz meine Zähne waren.

nein

Ich schrie mir meine Seele aus dem Leib. Ich wollte so etwas nie wieder sehen. Ich wollte nicht so sein.

hannes

Bei diesem Namen zog sich mein Bauch so heftig zusammen dass ich fast erbrechen musste. Ich löste mich aus der Starre und hielt mir schützend die Hand vor den Mund. Langsam stand ich auf und bewegte mich vorwärts. Mein ganzer Kadaver zuckte und gehorchte grade so meinen Befehlen.

Ich beugte mich über die Kloschüssel.

...mein freund

Ich übergab mich. Eine halbe Stunde lang.

Als schon das erste bisschen Blut aus meinem Magen mit hoch kam, versuchte ich mich zu beruhigen. Ich erhob mich, betätigte die Spülung und wendete mich dem Waschbecken zu. Dem Spiegel schenkte ich keine Zuwendung. Ich hatte zu viel Angst, was ich erblicken könnte.

Immernoch weinend wusch ich mir mein Gesicht und spülte mir den ekelhaften, säuerlich beißenden Geschmack aus meiner Mundhöhle.

Das Bad hinter mir lassend trottete ich richtung Küche.

2:34 Uhr

Total aufgelöst setzte ich mich. Meine tränen waren immer noch nicht komplett vergossen. Vereinzelt liefen sie mir über mein Gesicht und tropften plump auf das Holz des Tisches.

mein bauch

Ich lief zum Schrank machte ihn auf und holte Zwieback raus. Danach machte ich mir einen Tee und zwang mich mit größter Mühe zum Essen.

alles geschafft

Ich ging aus der Küche ins Wohnzimmer und checkte mein Handy. Nichts. Gut.

Es wirkte relativ ordentlich, also entschied ich mich nur das Licht auszumachen und schlafen zu gehen.

Ich zog mich um, trocknete endgültig meine Wangen und schlief ein.

Es war ein fester, traumloser und seltsamer Weise ein beruhigender Schlaf.


EgoismusWhere stories live. Discover now