»Er hat dir...also-also hat er dir von ihr erzählt?« Alex blickte mich schockiert und gleichzeitig eine Spur düster an. Ich zuckte mit den Schultern.

»Na ja, so direkt auch wieder nicht. Er-er erzählte mir, was sein Dad ihm angetan hatte. Und, dann sagte er etwas von ihr...zumindest irgendwie. Liam war-war nie verliebt gewesen vorher? Sie-sie hat ihm sein He-«

»Herz auf sehr schmerzvolle Art und Weise gebrochen«, beendete Alex meinen Satz und sein Ton klang nicht mehr so aufgespielt, sondern hatte einen giftigen Beigeschmack, der mich zum Schaudern brachte. Seine Stimme zitterte keine Sekunde und die Emotionslosigkeit war wie fest darin verankert.

»Ja, das war ziemlich hart für ihn. Kaum zu glauben, dass sie ihn betrogen hat, was nicht mal das Schlimmste an der ganzen Sache war.«

Er machte eine Pause, schloss seine Augen, bevor er erneut ansetzte: »Sie... hat ihm gesagt, dass er die Schläge und Abreibungen von seinem Vater auch noch verdient hätte, die er fast täglich kassierte. Und ich verstehe, wieso er dir den Part nicht selbst erzählen wollte und ich...sagen wir den Rest übernehmen soll.«

Ich war baff. So sehr, dass mir der Mund einen Spalt offenblieb. Noch immer konnte ich nicht glauben, dass Alex diese Worte sagte und eine ernsthaft vernünftige und gutmütige Art zu sprechen an den Tag legen würde. Vielleicht weichte ihn die Tatsache auf, dass es um seinen besten Freund ging.

»Weißt du, Hailey«, er setzte sich aufrecht hin und legte die Stirn in Falten, »wegen Rachel war Liam eine Zeit lang echt nicht mehr wiederzuerkennen. Diese verfluchte-«

Er bremste sich selbst, da sein Ton immer verbissener wurde. Er versuchte sich zu beruhigen.

»Kannst du es glauben, dass sie ihm ernsthaft gesagt hat, dass er vielleicht ein paar Abreibungen zu wenig abbekommen hat? Er wäre nicht liebenswürdig, spuckte sie ihm ins Gesicht. Dann hat sie einfach Schluss gemacht - sie hatte schon einen neuen Typen. Die Alte war nicht mehr normal. Sie wollte Liam so bitterverletzten, dass er eine Weile brauchte, damit es ihm mental wieder gut ging. Und sie hatte es geschafft.«

Alex' Kiefer spannte sich an, als er nur an sie dachte. Er sah so aus, als würde er jeden Moment hochgehen. Ich versuchte Blickkontakt aufzubauen, und seine Worte klangen plötzlich sehr viel sanfter: »Er versuchte sein gebrochenes Herz durch Alkohol, Partys und sogar durch Rauchen wieder zu heilen. Obwohl - heilen ist vielleicht nicht das richtige Wort, er wollte nichts mehr fühlen. Er wollte es komplett betäuben. Ja, betäuben ist besser.«

Alex rieb sich die Hände und sein Gesicht sah angespannt aus. Ich atmete aus.

»Wieso...wieso zur Hölle tat sie das?« Meine Stimme war dünn, ich hauchte die Worte schon nahezu.

»Weil Rachel ein ekeliger Mensch ist. Kein besonderer Grund. Liam war mit mir draußen, wir spielten eine Runde Basketball und ein paar Mädels kamen auf uns zu und quatschten uns an. Passierte uns ständig. Da hatte weder er noch ich Einfluss darauf. Das hat dann wohl eine ihrer ›Besties‹ mitbekommen und keine halbe Stunde später wusste auch Rachel es«, erklärte er, während er Anführungsstriche bei dem Wort Bestie in die Luft malte.

»Fakt ist, dass sie nach einem Grund gesucht hat. Mann, Hailey, er hat nicht einmal was zu denen gesagt, die besagten Mädchen haben sich dann mit mir unterhalten, weil sie gemerkt hatten, dass Liam absolut gar nicht an einem Gespräch interessiert war. Liam war zu gut für Rachel. Er hätte sie niemals betrogen.«
Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie weh das getan haben musste. Und noch viel schlimmer: Wie er sich jetzt gerade wohl fühlte?

»Wie dem auch sei. Am Anfang dachte ich mir ehrlich gesagt nicht wirklich was dabei, als dann die depressive Schiene von ihm gefahren wurde. Trauern ist okay, aber das ging über Monate hinweg so. Fast vier. Ich konnte es nicht ertragen, Liam so zu sehen. Er musste über sie hinwegkommen und die Sache mit seinem Vater anders verarbeiten. Ganz ehrlich, ich erkannte meinen besten Freund nicht mehr wieder und ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht, ihn aus der ganzen Scheiße rauszuziehen.«

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