2. Nacht- und Nebelaktion

11 1 1
                                    

In Gedanken hing ich immernoch dem Gespräch mit Wapi nach. Die Sorge um den kranken Anführer hatte schon im gesamten Rudel für Unruhe gesorgt, alle hatten Angst vor seinem Ende und den Beginn von Matos Herrschaft.

Ahanu und ich hatten uns auf den Rückweg gemacht, es fing bereits an zu dämmern und die Felsen warfen lange Schatten. Unsere Kuhlen befanden sich recht weit außen am Labyrinth, mit Freude stellte ich fest das Ahanu wohl den ganzen Tag damit verbracht hatte Moos und Blätter in unsere Kuhlen zu legen.

»Das hast du aber schön gemacht Ahanu«, lobte ich ihn und gab ihm einen Stupser in die Seite.

»Danke,« nuschelte er gähnend, »hab mir richtig dolle Mühe gegeben«.

Mit einem letzten Gähnen kuschelte er sich in seine Kuhle und war auch schon eingeschlafen. Ohne meinen Blick von ihm zu lassen ließ ich mich nieder und legte den Kopf auf meine Pfoten.

Unsere Eltern waren schon vor ein paar Jahren von uns gegangen. Das Nordrudel hegt eine tiefe Feindschaft mit dem Zentralrudel und diese hatte damals Kämpfer in unser Territorium geschickt um so viele Nordwölfe wie möglich auszuschalten. Unglücklicherweise waren unsere Eltern zu dem Zeitpunkt zum jagen in den Wäldern.

Als ich allmählich wegdämmerte hörte ich eine vertraute Stimme.

»Nikan, Nikan! Komm schon, wach auf!«.

Ich hob den Kopf und erblickte Macawi dessen Silhouette vor mir aufragte. Hellwach richtete ich mich auf. »Was ist denn los?«, flüsterte ich und warf einen Seitenblick zu dem schlafenden Ahanu.

»Ich erzähle's dir auf dem Weg«, flüsterte er knapp zurück.

Verwundert folgte ich ihm, die meisten Wölfe hatten sich bereits schlafen gelegt und lagen friedlich in ihren Kuhlen.

»Also, während meines Dienstes habe ich gehört das sich die Wölfe vom Ostrudel meist nachts in unser Gebiet schleichen. Ein paar Kumpels und ich hatten die Idee dort mal nach dem Rechten zu sehen und vielleicht sogar den ein oder anderen zu vertreiben.«,wisperte er mir zu.

Ein wenig überrumpelt lies ich mir seine Worte nochmal durch den Kopf gehen. Es war eine dumme Idee. Absolut bescheuert.

»Wissen Hiamovi oder Mato davon?«, fragte ich vorsichtig.

»Alter, natürlich nicht!«, entgegnete er etwas lauter.

Eine potenzielle Selbstmordaktion hinterm Rücken des Anführers, dazu waren die meisten wahrscheinlich nur halbstarke Typen. Einen gewissen Reiz hatte es ja schon. Ohne weiter nachzudenken nickte ich.

»Ich bin dabei«, flüsterte ich.

Sobald wir außerhalb des Labyrinths waren, erblickte ich eine kleine Gruppe aus Wölfen. Drei Stück. Mit mir und Macawi wären wir also zu fünft.

»Hey Jungs, Nikan macht mit«, verkündete Macawi.

»Willkommen im Club, Nikan«, begrüßte mich der eine und rempelte mich kurz an. Er war der Einzige den ich bisher schon kannte, sein Name war Heyoka. Ein ziemlicher Klassenclown.

Die Sonne war bereit komplett untergegangen und man konnte die ersten Sterne leuchten sehen. Macawi, Heyoka, die anderen und ich stand nun in einem Kreis.

»Also schön, bevor wir loslegen würde ich sagen, jeder stellt sich einmal vor«, eröffnete Macawi die Runde.

Der Reihe nach sagte jeder seinen Namen.

Ein rötlicher Wolf stellte sich als Atsila vor, der braune Wolf neben ihm hieß Mahkah. Sehr passende Namen wie ich fand.

»Also gut, ich würde vorschlagen wir teilen uns in Teams auf. Nikan und Heyoka bilden ein Team und ich gehe mit Atsila und Mahkah.«, erklärte Macawi aufgeregt. Man sah ihm an, dass er für diese Sache richtig Feuer gefangen hatte.

Sein sonst so glattes Schwarz- weißes Fell war aufgeplustert und sein Schwanz zuckte vor Aufregung hin und her. Auch den anderen schien nun die Nervosität in die Glieder zu kriechen.

»Letzte Chance auszusteigen wenn ihr überleben wollt«, witzelte Heyoka.

»Sehr witzig, Alter«, meckerte Atsila und schnappte spielerisch nach Heyokas Ohr.

»Kriegt euch wieder ein, Leute.«, schnauztet Macawi die beiden an.

Voller Tatendrang bewegte sich unsere Gruppe nun im trabenden Laufschritt auf den Waldrand zu.

———————————————
Heyoka = "Clown"
Atsila = "Feuer"
Mahkah = "Erde"

Wolfheart - Stone of NightWhere stories live. Discover now