Bissspuren!? Hat das etwas mit dem riesigen Wolf zu tun? Richtig, es hat mich gebissen... Wie lang war ich denn bewusstlos? Wieso hat es mich nicht getötet?

Zu viele Fragen irrten durch seinen Kopf, sie flogen so schnell umher, dass er keine hätte greifen und festhalten können, um eine Antwort für sie zu finden. Jasper konnte nicht klar denken.

Er suchte nach seinem Handy, das er, bevor er das Haus verlassen hatte, in seine Hosentasche gesteckt hatte. Das wusste er ganz genau. Unruhig suchte er seinen Körper ab: Durch die Bewegungen brannten sich seine Wunden wie Feuer in ihn hinein. Er zische vor Schmerz und hielt einige Sekunden inne, bevor er weitersuchte.

Es ist weg? Es kann nicht weg sein. Er schaute sich um. Irgendwo hier muss es doch sein? Da lag es, leicht bedeckt von Erde und Blättern. Es blinkte. Er hob es hoch und strich den Dreck von dem zerkratzten Bildschirm. Jasper machte sein Handy an und öffnete die Nachricht.

Gestern:

Peter:

Wieso bist du so schnell von der Party abgehauen? Ich habe mir

Sorgen gemacht.

Claire:

Ich meinte es vorhin nicht so... Naja... Ich hoffe du hast nicht den Waldweg nachhause genommen... Dort ist es im Moment gefährlich und das haben ich und mein Bruder dir oft genug gesagt! Naja, du bist 16 du weißt was du tust. Pass auf dich auf. Bis Montag.

20:23

Jasper entschied sich nicht zu antworten. Er steckte sein Handy weg. Wie soll ich das irgendjemandem erzählen, ohne für völlig verrückt gehalten zu werden?

Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. "Scheiße!" schrie Jasper. Er dachte, er würde verrückt werden, und vielleicht bildete er sich alles nur ein und war nach der Party gestern auf dem Nachhauseweg umgekippt und eingeschlafen. Aber diese schmerzende Wunde verriet ihm, dass er falsch lag.

"Was gibt es da zu meckern?!" Wegen der fremden Stimme erschrak Jasper. Er drehte sich um, um die zugehörige Person zu suchen, aber die Stimme schien aus dem Nichts zu kommen. "Wer ist da!?" rief Jasper, versuchend seine Angst nicht in seine Stimme fließen zu lassen.

"Du könntest mich theoretisch Papa nennen, ich meine, ich habe dich schließlich zu dem gemacht was du jetzt bist. Ich habe dich erschaffen..." Die Stimme brachte ein dunkles, fast gefährliches Lachen hervor.

"Wie, du hast mich zu dem gemacht was ich bin? Was bin ich denn verdammt nochmal!?" brüllte er. Jasper hatte die Spielchen satt, denn seine Wunde war gefährlich tief und er war nicht zum Spaßen aufgelegt. "Was hast du mit mir gemacht?!" fragte er nochmal, als keine Antwort kam.

"Ich habe dich lediglich..." Die Stimme schien nach dem passenden Wort zu suchen. "verbessert. Das ist alles." Noch immer hörte Jasper die Stimme nur, sehen konnte er außer den Bäumen nichts. Er konnte nicht einmal zuordnen aus welcher Richtung sie kam. Sie schien einfach überall zu sein. Sie wehte wie der Wind durch die Blätter des Waldes.

"Wer zur Hölle bist du?! Was hast du mit mir...?" Jasper verschluckte den letzten Teil, als seine Wunde schrecklich zu schmerzen begann. Er stieß einen erstickten Schrei aus und fasste sich an den Bauch, um zu versuchen den Schmerz zu lindern. Jasper bückte sich krampfhaft. "Ahh... Verdammt. Was hast du, verdammt noch mal, mit mir gemacht?!" rief er mit vor Schmerz verzogenem Gesicht.

Eine große Gestalt trat aus den Schatten der Bäume. Es war ein großer Mann mit einer getönten Sonnenbrille dessen Gläser bläulich schimmerten und dunklen längeren Haaren die er in einen strammen Pferdeschwanz nach hinten gebunden hatte. Sein markantes Kinn und seine Wangen waren von einem dunklen Drei-Tage-Bart bewachsen.

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