Kapitel 6

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Lässig schlendernd ging ich zu der Bar und winkte den Kellner dahinter zu mir. "Ein Red Bull bitte", bestellte ich und lies danach beiläufig meinen Blick durch den Raum wandern.
Natürlich hatte ich mich nahe genug an Liah rangestellt, damit sie mich trotz der Musik hören konnte. Sie schielte bereits zu mir rüber, schien aber zu versuchen, sich auf ihrem Barhocker so klein wie möglich zu machen. Es war niedlich wie sie versuchte mir zu entgehen und deshalb setzte ich einen extra zuckersüßen Ton auf als ich sagte: "Oh, du bist auch hier? So eine Überraschung"
Mit gespielt nachdenklicher Miene trat ich noch einen Schritt auf sie zu und lehnte mich dann lässig an die Bar. "Ähm... Liah, richtig?"
Zögerlich nickte sie und an der verkrampften Art wie sie ihr beinahe leeres Cocktailglas hielt, konnte ich erkennen, dass sie sich tatsächlich wünschte ich hätte sie nicht angesprochen. Vermutlich weil ihr der Zwischenfall bei Antonio immer noch peinlich war. Weshalb auch immer. Liah konnte sich doch auch einfach eingestehen, dass sie sich von mir angezogen fühlte.

Als der Kellner mir das Red Bull auf den Tresen stellte, sagte ich noch an ihn gewandt: "Und wir nehmen noch einmal so einen Cocktail"
Nickend zog der Kellner sich zurück und machte sich ans Werk, während Liah sich aufrichtete und mich lauernd ansah. "Das war wirklich nicht nötig. Ich möchte nichts mehr trinken"
"Warum nicht? Die Nacht ist noch jung und du sitzt beinahe auf dem Trockenen" Unbeeindruckt von ihrem Protest grinste ich sie an und fügte noch mit einem vielsagenden Blick hinzu: "Ich hätte dich beinahe nicht erkannt. Du siehst heute wirklich atemberaubend aus, Babe"
Zuerst wand sie verlegen den Blick ab, doch als ich sie erneut mit 'Babe' betitelte, funkelte sie mich herausfordernd an. "Ich habe dir schon mal gesagt, du sollst mich nicht so nennen"
"Und ich habe dir schon mal gesagt, dass ich davon überzeugt bin, dass es dir gefällt" Ich nahm einen Schluck von meinem Energiedrink und ließ dabei meinen Blick über Liah wandern.
Das Kleid schmeichelte ihrer schlanken Figur wirklich perfekt; der Ausschnitt zeigte nicht zu viel aber auch nicht zu wenig, der schmale Gürtel um die Taille betonte diese geschickt und ihr verdammt betörendes Parfüm benebelte bereits jetzt schon wieder meine Sinne. Da wurde sogar der unangenehme Zigaretten- und Schweißgeruch überdeckt der in der Luft lag. Ihre leicht gewellten Haare umrahmten ihr hübsches Gesicht und ihre dunklen Augen waren im verführerischen Smoky-Eye-Look geschminkt. In diesen erkannte ich aber auch, dass sie zwiegespalten war. Es stand ausser Frage für mich dass Liah mich attraktiv fand - auch wenn es eingebildet klang. Doch irgendetwas sorgte dafür, dass sie sich dagegen sträubte.

"Du bist wirklich gewaltig großspurig", bemerkte sie trocken und zog mit dem Strohhalm den letzten Rest Flüssigkeit aus ihrem Glas.
"Ich weiß, Babe", gab ich leichtfertig zu. Und ja, es machte mir wirklich ausgesprochen viel Spaß sie zu reizen; für den säuerlichen Ausdruck auf ihrem Gesicht war es mir das allemal wert. "Trotzdem habe ich Recht"
Zwar wollte Liah etwas erwidern, doch dann überlegte sie es sich wohl anders, als der Kellner ihr freundlich den zubereiteten Cocktail überreichte. Sex on the Beach - der Klassiker.
Als sie ihre Gedlbörse aus der kleinen Tasche hervor hohlte traute ich allerdings meinen Augen nicht und sagte sofort wehement: "Du bist eingeladen!"
"Nicht nötig, danke" Mich ignorierend hielt sie dem Kellner einen Geldschein hin und er war bereits im Begriff ihn anzunehmen, als ich mit fester Stimme sagte: "Schreib ihn auf meine Rechnung Harry, sie ist eingeladen"
Zögerlich zog er seine Hand zurück und sah kurz unsicher zwischen uns hin und her. Natürlich gab er schließlich klein bei. "Wird gemacht Jesse"
Tja, es hatte eben auch so seine Vorteile ich zu sein.

Empört klappte Liah die Kinnlade nach unten und sie funkelte mich säuerlich an. "ICH wollte den Drink bezahlen! Es war nie die Rede davon dass ich von dir eingeladen werden will"
Etwas perplex sah ich sie an. Mensch, was war los mit diesem Mädel? Es war doch nur ein blöder Drink. War sie tatsächlich so verbissen darauf mir nicht klein bei zu geben? Sie hätte auch einfach Danke sagen können.
"Du bist schon ne Nummer für sich. Erst willst du kein Trinkgeld annehmen, jetzt regst du dich darüber auf dass man dir einen bescheuerten Cocktail spendiert...", sagte ich daher.
"Du kannst es dir einfach schenken den großzügigen Gönner zu mimen"
Kurz lachte ich auf, ehe ich mit ernster Miene noch einen Schritt auf sie zutrat und sie daraufhin unsicher auf ihrem Hocker hin und her rutschte.
"Was ist eigentlich dein Problem? Hat dich noch nie jemand auf ein Getränk eingeladen ohne dich gleich heiraten zu wollen?"
"Zumindest nicht ohne einen gewissen Hintergedanken dabei zu haben", konterte Liah und schaffte es tapfer das Kinn zu recken.
Amüsiert schüttelte ich den Kopf. Sie war stur, eigenartig und verdammt interessant!
"Vielleicht wollte ich nur nett sein". Ich hatte mein bestes, unschuldiges Gesicht aufgesetzt und merkte sofort, wie sie über meine Worte nachzudenken schien. Sie wog ab, wieweit sie mir trauen konnte.

Two FacesTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang