" Ach komm schon, Ed's. Das ist ungefähr genauso glaubwürdig, wie dass Bill und Stan tatsächlich jedes mal nur konzentriert lernen, wenn sie sagen, dass sie sich zum Lernen treffen ", sagte Richie, und grinste schief. Tatsächlich viel es ihm, wenn er ehrlich war schon hin und wieder ein wenig schwer zu glauben, dass seine zwei besten Freunde immer die Wahrheit sagen, wenn sie dies behaupten. Dass sie sich wirklich jedes Mal nur auf Schulstoff konzentrieren würden.

Er war in den letzten Monaten oft genug in den gleichen Kursen wie die beiden Jungen gewesen, um zu merken, dass die beiden sich, wenn sie in der Nähe voneinander waren, recht oft ablenkten. Sich recht oft gegenseitig ablenkten, und sei es auch nur, weil einer der beuden dem Anderen während dem Unterricht immer und immer wieder jene kurzen, beinahe versteckten, aber dennoch liebevollen Blicke zuwarf. Sei es nur, wenn der Andere jene Blicke bemerkte. Wenn ihre Blicke in gewisser Weise aneinander hängen blieben.

Wenn sie sich einfach nur anblicken, und den Rest der Welt zumindest für einige, kurze Momente auszublenden schienen. Auszublenden schienen, so, als wären die anderen Dinge in jenem Moment nicht wirklich wichtig. Als würden sie sich jenen Dingen auch später noch zuwenden können. Als würden in jenem kurzen Moment erst einmal nur die beiden zählen. Oder wenn  hin und wieder ihre Hände den Weg zueinander fanden. Wenn ihre Finger sich auf jene vorsichtige Art, immer versteckt von dem breiten, weißen Schultisch miteinander verschränkten. Versteckt, so, dass niemand sonst der anderen Schüler es sehen würde. So, dass niemand sonst es sehen, und ihnen möglicherweise aufgrund dessen Schwierigkeiten machen würde. Versteckt, aber dennoch für beide spürbar.

" Du hast es aber auch ständig mit den beiden, was? Du ziehst die Ärmsten schon seit Anfang Juni regelmäßig deswegen auf", antwortete Eddie wahrheitsgemäß, doch man könnte sehen, dass der achtzehnjährige Junge sich nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen konnte. So, wie er sich öfter einmal bei Richie's Sprüchen das Grinsen zu verkneifen versuchte. Wenn der Braunhaarige Junge ehrlich sein sollte, so wusste er in jenem Moment nicht ganz, wie er sich fühlen sollte. Wie er sich in Richie's Nähe fühlen sollte.

Jenes Gefühlschaos- ein ein wenig anderes Gefühlschaos als jenes, dass er bis jetzt in all dem Jahren so oft in Richie's Nähe verspürt hatte- hielt schon seit dem Vortag an. Jenes Gefühlschaos, bei dem er einerseits gerne in Richie's Nähe war. Bei dem er dessen Nähe genoss. Es genoss, Zeit mit seinem besten Freund zu verbringen. Mit ihm zu reden. Ihm dabei zu zuhören, wenn er wieder einmal einen seiner Sprüche riss.

Mit ihm zu lachen, und über alle möglichen, mehr oder weniger belanglosen Dinge zu reden, so, wie sie es auch früher so oft getan hatten. So, wie sie es auch früher so oft getan hatten- und doch hätte er das Gefühl, als fühlte es sich nun ein wenig anders an. Als fühlte es sich nun ein wenig anders an, in dem Wissen, dass er Gefühle für seinen besten Freund hatte. In dem Wissen, dass er etwas für diesen empfand, und seine Gedanken immer und immer wieder zu jener Frage zurück zu schweigen schienen, was wäre wenn. Was wäre wenn dieser seine Gefühle doch erwidern würde? Was wäre, wenn es doch einen winzigen Hauch einer Chance für Richie und ihn gäbe?

Was wäre, wenn dieser auch mehr als nur freundschaftliche Gefühle für den Jüngeren hatte? Was wäre, wenn er es nicht tat? Wenn er Eddie nur als seinen besten Freund sah? Was wäre, wenn er Richie von seinen Gefühlen erzählen würde? Wenn er es ihm gestehen würde, und dieser es schlecht aufnehmen würde? Wenn er nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen würde, weil er es als merkwürdig, als unangenehm empfinden würde, dass sein bester Freund Gefühle für ihn hatte?  Wenn ihre Freundschaft daran zerbrechen würde?

Wenn ihre Freundschaft in Scherben liegen würde, wie ein Glas, das soeben auf dem Boden aufgeprallt war, und dessen kleine Scherben, die sich nur wieder zusammen fügen lassen würden auf dem Boden verteilt lagen? War ihre Freundschaft wirklich so zerbrechlich wie jenes Glas? So zerbrechlich, dass sie so etwas nicht verkraften würde? Dass dies sie zu sehr belasten würde?  Eddie schüttelte kaum merklich den Kopf, fast schon so, als würde er hoffen, dass jene Gedanken sich so leicht abschütteln ließen, wie etwa die verfärbten, rotbraunen Blätter, die sich früher, wenn sie, der Losersclub im Herbst in den Barrens gewesen waren, in seinen dunkelbraunen Haaren verfangen hatten.

Hanahaki ( Reddie) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt