Kapitel 20

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In der Nacht bekam Mia kein Auge zu. Immer und immer wieder wälzte sie sich unruhig in ihrem Bett umher. Dadurch weckte sie auch aus Versehen Ginny auf, welche das Bett neben ihr besetzte. Zu Mias Glück wurde sie nur gebeten leise zu sein. Über ihre Sorgen und Probleme würde sie mit der jungen Weasley nämlich nicht sprechen.
Natürlich hätte sie ihren letzten Trank nehmen können, doch sie wollte ihren Gedanken nachhängen. Fast die ganze Nacht lang dachte Mia über die Ereignisse des Tages nach. Konnte Snape wirklich ein schlechter Mensch sein? Sollte sie ihm glauben, dass er ein Doppelagent war?

Sie kam auf das Ergebnis, dass er wenigstens ihr gegenüber nichts Böses im Schilde führen konnte. Ihr Zaubertränkeprofessor hatte ihr geholfen und das öfter als nur ein Mal. Er hat ihren Onkel davon abgehalten, an ihr den Crucius Fluch anzuwenden, er hat ihr Tränke gebraut und ihr diese geschickt nur um ihr Wohlergehen zu sichern, er hat ihr eine Kette geschenkt um sie immer beschützen zu können, und, und, und..

Sie schmunzelte: Sogar einem für Slytherin hat er sich die schlimmste Strafe gewünscht. Das kam nicht täglich vor! Mia trug ein kleines, trauriges Lächeln auf den Lippen. Sie hat sogar in seinem Bett geschlafen, weil er sie nicht wecken wollte. Und auch beim Nachsitzen ist er mehr als nur nett zu ihr - schließlich wusste sie durch die anderen Schüler, wie unausstehlich er normalerweise beim Nachsitzen war.

Das hin- und hergerissene Mädchen war sich sicher, dass Snape auf keinen Fall die Absicht hatte, ihr auf irgendeiner Art und Weise wehzutun. Doch traf das auch für alle anderen zu? Schließlich musste er ja irgendwas tun, um solch einen hohen Rang beim dunklen Lord zu erreichen. Mia wusste wie skrupellos ihr Onkel und ihre Tante waren - und trotzdem waren sie nicht gerade weit oben in der Rangliste.

Ihre Nackenhaare stellten sich bei dem Gedanken daran auf, was Snape wohl alles getan haben musste. Ob ihr Lehrer Leben auf dem Gewissen hatte? Sie erschauderte. Dass Snape Leute mit dem Cruciatus Fluch gequält haben musste, war klar. Er würde sonst niemals über ihrem Onkel stehen. Severus Snape musste schlimmer sein als Luke.

Mia wollte bei ihrem positiven Gedanken über Snape bleiben: Er hat sie mehrere Male gerettet und für ihr Wohlergehen gesorgt. Und um mit diesem Gedanken einzuschlafen und auch wieder aufzuwachen, nahm sie den Trank und wiederholte diesen Satz bis sie im Land der Träume landete. Schließlich hatte sie am nächsten Tag noch Okklumentikunterricht bei ihm!

Am nächsten Morgen wachte sie auf und ihr erster Gedanke war, dass sie ihm fürs Erste Vertrauen entgegenbringen musste. Trotzdem war Mia mehr als nur nervös - und das zeigte sich auch über den ganzen Tag verteilt. Sie konnte nicht still sitzen, ließ sehr oft Dinge fallen und warf beim Essen immer und immer wieder Snape angespannte Blicke zu.

Der genannte Lehrer schaute, wie sonst auch, nur auf den Slytherintisch und hing seinen eigenen Gedanken nach. Mias Blicke entgingen ihm - doch ihren Freunden fielen sie umso mehr auf. Für das goldene Trio sah das Ganze verdächtig aus. Mia distanzierte sich und warf Snape Blicke zu, die genau zeigten, dass sie sich unwohl fühlte. Alle drei wussten, dass Snape ein Todesser war und stellten sich nun die Frage: War Mia auch einer?

Die Verdächtige selbst bemerkte die Sorge ihrer Freunde nicht, denn sie versuchte ihnen noch immer aus dem Weg zu gehen. "Wenn ich wirklich niemanden mehr in meinen Kopf lasse, dann erst kann ich mit ruhigem Gewissen mit ihnen reden!", war ihr Gedanke.

Ihre Unsicherheit stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie vor Snapes Büro ankam. Sie war sich ziemlich sicher, dass für ihren Lehrer die Nachsitz-Geschichte als erledigt galt. War Mia überhaupt noch erwünscht?
Als sie sah, dass Draco, Blaise und Goyle sich ihr näherten, fasste sie den Entschluss, sich endlich zu Professor Snape zu begeben. So hatte sie sich das Treffen der Entscheidung nicht vorgestellt, doch sie stand  im Slytherin-Korridor - was hatte sie sich denn überhaupt erhofft? Sie schluckte ihre Angst runter und klopfte dreimal kräftig an die Holztür.

 So hatte sie sich das Treffen der Entscheidung nicht vorgestellt, doch sie stand  im Slytherin-Korridor - was hatte sie sich denn überhaupt erhofft? Sie schluckte ihre Angst runter und klopfte dreimal kräftig an die Holztür

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Ein lautes "Herein" ertönte. Sie atmete noch ein letztes Mal tief ein, bevor sie die Tür aufdrückte.
Snape schaute nicht von seinen Blättern auf. Etwas hilflos stand Mia im Raum herum, doch sie entschloss sich einfach auf den Platz vor seinem Schreibtisch zu setzen - so wie immer. Nach zwei bis drei Minuten fing Snape an zu reden. "Wie kann ich Ihnen helfen, Mi-", als er dann den Kopf hob um herauszufinden, mit wem er überhaupt sprach, stockte er. Mit einem Räuspern fasste er sich schnell wieder und sein kurzes Stocken wäre für jeden anderen  Menschen größtenteils unauffällig geblieben.  "Miss Jones.", beendete er seinen Satz.

Da Mia viel mit dem Professor unternommen hat und auch viel Zeit hatte um seine normalen Reaktionen zu studieren, bemerkte sie, dass ihrem Lehrer vor Überraschung kurz die Worte gefehlt haben. "Sie haben mir für heute meinen Okklumentikunterricht versprochen, Sir."

Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ihr Professor sie an, was Mia verunsicherte. Sie biss sich auf die Lippe und fragte gehemmt:"Oder steht das Angebot nicht mehr?"
Ihr Lehrer sah sie ernst an und meinte, dass Mia nicht kommen brauchte und es absolut verständlich sei, dass sie verängstigt war. Doch Mia schüttelte nur den Kopf und brachte ein kleines Lächeln zustande. "Ich habe alles aber keine Angst vor Ihnen, Professor."

Für Severus Snape kam das alles sehr überraschend. Er war sich sicher, dass er Mia verschreckt hatte und dass sie sich nicht so schnell wieder alleine in seine Nähe begeben würde. Dass sie trotzdem blieb, obwohl er ihr erlaubt hatte das Nachsitzen ausfallen zu lassen, ließ ihn erstmal glauben, dass sie das aus Angst tat. Doch langsam wurde ihm bewusst, dass sie in seiner Gegenwart wirklich nichts schlimmes befürchtete. Er hatte sie nicht verschreckt.
Zum ersten Mal hat Severus Snape jemanden an sich rangelassen, ohne die Person zu verschrecken. Zum ersten Mal fühlte er, dass er jemandem vertrauen konnte, ohne sofort verurteilt zu werden. Und das ließ in ihm Hoffnung aufkommen. Dass er solch positive Gefühle einer Schülerin gegenüber aufbaute, ließ er völlig außer Acht.

"Sehr gut, dann können wir beginnen."

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Wirklich so kalt? || Severus SnapeWhere stories live. Discover now