Alkohol hatten wir mehr als genug gehabt und ich war mir sicher, dass einige auch Drogen dabei hatten. Zum Glück war Jack nicht da gewesen, denn sonst hätte er sicherlich einen Rückfall gehabt.
Am Anfang hatte ich gar nicht vor gehabt, so viel zu trinken. Ich war schließlich der Gastgeber gewesen und sollte darauf aufpassen, dass nichts kaputt gemacht wurde und sich alle einigermaßen benahmen.

Doch aus einem Shot sind plötzlich fünf, sechs, sieben Shots geworden und die zwei Vodka Flaschen hatte ich laut Marlee ganz alleine geleert. Ab einem gewissen Punkt war mir alles völlig egal gewesen und es hatte mich überhaupt nicht mehr gekümmert, dass rund 300 mehr oder weniger fremde Leute in meinem Haus waren und das reinste Chaos anstellte. Ich wollte einfach nur meinen Spaß haben.
Ich wollte nicht mehr an Jack und die schwere Zeit denken, die er mir bereitet hatte.
Ich wollte nicht mehr dauerhaft an Rio und seinen Tod denken, der mich jeden Tag und bei allem was ich tat quälte.

Ich hatte doch einfach nur frei sein wollen. Frei von meinem Leben, das plötzlich gar nicht mehr so war wie es davor gewesen ist. Ich hatte das alles einfach nicht verkraften können, weswegen ich in dieser Nacht den krassesten Absturz meines Lebens gehabt habe. Anders konnte ich mir nicht erklären, warum ich auf einmal mit Jacks Kumpel Tyler rumgemacht hatte.

Das hatte ich allerdings bitter bereut, sobald seine Lippen auf meine getroffen waren. Es hatte sich so angefühlt, als ob ich Rio betrogen hätte. Denn es hätte Rio sein sollen, der mich da geküsst hat. Doch so war es nicht und so würde es auch nie mehr sein. Diese Realität hatte mich damals ziemlich hart getroffen und dank meines Alkoholkonsums hatte meine Reaktionsfähigkeit ziemlich zu wünschen übrig gelassen, weshalb es ein bisschen gedauert hatte bis ich Tyler von mir drücken konnte.

Daraufhin bin ich einfach zusammengeklappt und auf dem Boden liegen geblieben, an mehr konnte ich mich nicht mehr erinnern.
Aufgewacht bin ich im Krankenhaus, während meine Eltern und Carter besorgt daneben gesessen sind. Laut der Ärztin hatte ich eine Alkoholvergiftung und musste die Nacht über bleiben. Meine Eltern hatten sofort ihren Kurzurlaub abgebrochen um nach mir zu sehen, da man ihnen nur gesagt hatte, ich wäre im Krankenhaus hatten sie sich schon die schlimmsten Situationen ausgemalt.

Zwei Tage später ging es mir aber schon wieder einigermaßen gut und meine Eltern hatten sich von ihrem Schock erholt, waren dann jedoch ziemlich sauer auf mich. Das war natürlich auch verständlich, denn als wir nach Hause kamen glich unser Haus einer Müllhalde.
Während Carter mich ins Krankenhaus gebracht hatte, hatte Marlee dafür gesorgt, dass alle Leute wieder nach Hause gingen, zum Aufräumen hatte sie dann allerdings nicht mehr viel Zeit gehabt.

Überall standen Alkoholflaschen, die meisten davon waren leer. Der Boden war dreckig und klebte und Dinge wie Bücher, Bilder, Deko lagen verstreut auf dem Boden. Der Garten war fast genau so verwüstet, ich hatte sogar zwei Kondome gefunden die ich schnell entsorgen hatte müssen, bevor sie meine Eltern gefunden hätten.

Nach dieser Aktion ging das Vertrauen meiner Eltern mir gegenüber gegen Null und ich hatte mich von da an bestens benehmen müssen, um es wieder zurück zu gewinnen.
Meinen Geburtstag sah ich als Schlussstrich, denn ich hatte mir geschworen nie wieder so etwas zu tun und von da an in die Zukunft zu blicken.

Es hatte tatsächlich geklappt, denn ich wurde an meinem Traum College angenommen, fand dort schnell neue Freunde und hielt auch zu Marlee und Carter noch den Kontakt. Auch mit Jack verstand ich mich wieder besser, was mich am meisten von allen gewundert hat und meine Noten im College waren wirklich nicht schlecht.
Und ich wusste nicht warum, aber ab diesem Moment an dachte ich nicht mehr so oft an Rio. Das hieß nicht, dass er mir nicht mehr wichtig war oder ich ihn langsam vergaß, ich fing glaube ich einfach damit an, seinen Tod und alles Geschehene zu verarbeiten.
Ich hatte wieder Ruhe von den quälenden Erinnerungen und den Schuldgedanken mir gegenüber.

Es klingelte an der Tür und ich wollte aufspringen, doch meine Mutter stand schon auf und sagte mir, ich solle ruhig bei meinen Gästen sitzen bleiben.

„Jack schaut übrigens schon die ganze Zeit so zu dir rüber.", meinte Marlee leise als sie sich etwas zu mir gebeugt hatte und grinste mich an.
Seufzend verdrehte ich die Augen, während ich mir ein großes Stück Kuchen in den Mund stopfte.

„Er schaut mich genau so an, wie du mich immer anschaust. Ganz normal eben.", erwiderte ich als ich meinen Blick zu Jack schweifen ließ, der mir daraufhin zu lächelte.

„Ich schaue dich also ganz normal an? Das kann nicht sein!", rief Marlee und lachte.

„Malu, da ist jemand für dich. Er wollte drinnen auf dich warten.", sagte meine Mutter, als sie wieder auf die Terrasse kam.

„Okay...", murmelte ich verwirrt und auch Marlee schaute mich fragend an.
Ich stand auf und machte mich auf den Weg in die Küche, von der aus man direkt auf die Terrasse kam.
Wahrscheinlich war das jetzt Noah, denn meine Mutter kannte ihn nicht, sonst hätte sie mir sicher gesagt wer da wäre. Noah war ein guter Freund vom College den ich auch eingeladen hatte, jedoch hatte er mir kurzfristig abgesagt. Ich war also schon etwas verwirrt darüber, dass er jetzt doch noch kam.

Ich betrat das Haus und erblickte sofort die Person, die dort auf mich wartete. Er hatte den Rücken zu mir gedreht und betrachtete gerade unsere Familienfotos auf denen noch mein Bruder mit dabei war.
Aber das war gar nicht Noah.
Er musste mich wohl gehört haben, denn er drehte sich zu mir um.
Mir entwich ein Keuchen und ich glaubte, zu Träumen.

„Rio?"

a/n:
Ich hätte ihn doch niemals sterben lassen können, dafür liebe ich ihn viel zu sehr🥰🥰

Ich hoffe doch ihr seid wieder glücklich haha

Before DawnWhere stories live. Discover now