Fiends in distress

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Gerade als ich mich aufgerafft habe aufzustehen klingelt mein Handy, keine Sekunde später höre ich die Klingel der Haustür. Stöhnend erhebt sich mein Mann und schlendert zur Haustür. „Hey Ju-"Bevor ich auch nur aussprechen kann werde ich von der hysterischen Stimme meiner Freundin unterbrochen. „Ist Phil bei euch?" Verwirrt schüttle ich den Kopf. „Nein ist er-" Im selben Moment höre ich Alex' besorgte Stimme. „Phil, um Himmels Willen was ist passiert?" Alarmiert steige ich die Treppen hinab ins Erdgeschoss. „Er ist doch hier und er sieht grauenhaft aus." Bevor ich fragen kann, was passiert ist, legt Julia mit einem „Passt auf ihn auf" auf. Vorsichtig trete ich ins Wohnzimmer in dem sich Phil in der Zwischenzeit auf unsere Couch fallen gelassen hat. Seine Augen sind Blut unterlaufen und seine Hände zittern. „Hey." Behutsam nehme ich den Arzt in den Arm und streichle ihm sanft über den Rücken. „Was ist denn los." Apathisch starrt der braunhaarige ins Leere, ehe er mit monotoner Stimme antwortet. „Ich wurde suspendiert." Er spricht so leise , dass ich ihn fast nicht verstanden hätte, doch was ich gehört habe, jagt mir einen eiskalten Schauer über den Rücken. Ich merke, dass es nichts bringt ihn weiter zu bedrängen, also beschließe ich ihm eine Decke zu bringen und zu warten, bis er eingeschlafen ist.
Als ich zehn Minuten später rhythmische, leise Atemzüge vernehme, stehe ich behutsam auf und trete zu Alex in die Küche, welcher zwischenzeitlich einen Tee zubereitet hat. „Er schläft jetzt." Besorgt lasse ich meinen Blick über den schlafenden Arzt gleiten. „Weißt du was er hat?" Langsam drehe ich mich zu meinem Mann um. Für ihn wird der Schock noch größer sein, schließlich kennen die beiden sich seit ihrer Kindheit. „Er ist suspendiert worden." Aufmerksam beachte ich jede Regung in Alexanders Gesicht, welcher sich überrumpelt hinsetzt. Immer wieder wandert der Blick meines Mannes zu dem schlafenden Arzt in unserem Wohnzimmer, wobei er immer bedrückter dreinschaut. Langsam dämmert mir, was Alex so beschäftigen könnte. Morgen starten unsere Flitterwochen, aber er möchte seinen Freund nicht alleine lassen. Sanft massiere ich seine Schultern, ehe ich zu reden beginne. „Ich sag die Flitterwochen ab. Wir fliegen einfach in ein paar Wochen, oder wenn sich die Sache geklärt hat." Ruckartig dreht sich mein Ehemann zu mir um und mustert mich eindringlich. In seinen Augen blitzt die Skepsis und das schlechte Gewissen. „Bist du sicher? Wir müssen nicht-" Ich unterbreche ihn, indem ich meine Lippen sachte auf die seinen lege. „Aber natürlich müssen wir. Du bist sein bester Freund und er braucht offensichtlich Hilfe, um mit der Situation klarzukommen, also bleiben wir hier uns unterstützen ihn so gut es uns möglich ist." Dankbar nimmt er mich in den Arm und legt seine Hände auf meinen Bauch. „Weißt du eigentlich, was für eine verständnisvolle und herzensgute Mama du hast, kleines." Lächelnd lehne ich mich an Alexanders Brust und genieße den Moment der Geborgenheit.
Gegen Mittag beschließe ich Phil zu wecken, da ich Pasta gekocht habe und er etwas essen muss. Vorsichtig lege ich dem Notfallmediziner eine Hand auf die Schulter. „Aufwachen." Langsam öffnen sich seine Augen. „Ich hab Essen gemacht, ein bisschen musst du probieren." Ein resigniertes Seufzen entflieht Phils Lippen, jedoch erhebt er sich und setzt sich an den Küchentisch. Unsicher beginnt mein Mann das Gespräch. „Wie kommt es zu deiner Suspendierung?" Kurz versteift sich mein Gegenüber, doch fängt er sich relativ schnell wieder. „Mir wird vorgeworfen ich hätte den Tod eines Notfallpatienten absichtlich herbeigeführt." Fassungslos starre ich auf meinen Teller. Dass Phil solchen absurden Unterstellungen ausgesetzt ist, ist wirklich die Höhe. „Wie kommt man auf sowas? Hast du schon einen Anwalt kontaktiert." Stoisch verneint der Arzt. Kopfschüttelnd erhebe ich mich vom Tisch und haste nach oben ins Schlafzimmer und greife zu meinem Handy. „Hey Logan. Hast du kurz Zeit für mich?" „Aber klar, was kann ich für dich tun?" Rasch fasse ich alle nötigen Eckdaten für meinen Freund zusammen. Schließlich willigt er ein, sofort nach Deutschland zu kommen und Phil zu helfen. „Ich bin morgen da. Verhaltet euch bis dahin bedeckt und du, tu nichts unüberlegtes." Lachend versichere ich ihm artig zu bleiben und lege auf. „Was hast du gemacht, Schatz?" „Ich habe Logan herbestellt, er soll Phil da rausboxen." Schmunzelnd greift Alex nach meiner Hand. „Du bist der Wahnsinn." Logen Wilson ist nach meinen Erkenntnissen einer der besten Anwälte in Amerika. Sein Spezialgebiet ist Strafrecht beziehungsweise Medizinrecht, um mich später zu verteidigen, wenn ich Probleme habe, hatte er gesagt und weil seine Schwester Army Ärztin war, also ist er das beste was Phil passieren kann. Logan ist neben Julia mein bester Freund. Wir sind schon in der Elementary School befreundet gewesen und bist heute hat unsere Freundschaft nicht nachgelassen. Er war für mich immer wie ein, zweiter, großer Bruder und als Mike starb, mein einziger. Ich konnte mich immer zu 1000% auf ihn verlassen, anders genauso, daher hat er auch sofort zugesagt und sich in den nächsten Flieger gesetzt. „Du kannst Phil schon mal sagen, dass er sich um seinen Anwalt keine Sorgen machen muss. Ich räume schon mal die Koffer aus und lasse euch mal Zeit allein." Sachte werde ich in die Arme meines Mannes gezogen, welcher mir einen langen Kuss auf den Scheitel drückt. „Womit hab ich dich nur verdient? Du bist so verständnisvoll." Grinsend lege ich ihm eine Hand auf die Brust. „Dafür bekomme ich später einen extra langen Kuss." Lachend schüttelt Alex den Kopf und verlässt unser Schlafzimmer.
Seufzend lasse ich mich auf unserem Bett nieder und schließe die Augen. Phil tut mir so unendlich Leid. Alleine die Vorstellung, Alex könnte so etwas passieren macht mich wütend und ängstlich zugleich. Ich will gerade den Koffer ausräumen, als mich die Übelkeit wie eine Welle überkommt und ich ins Bad sprinte und mich übergebe. Tränen brennen mir in den Augen. Das war schon immer so und wie sich wohl auch nie bessern. Ich zucke heftig zusammen, als sich eine Hand auf meine Schulter legt. „Shhh. Alles wird gut." Klingt die sanfte Stimme meines Mannes. Erschöpft erhebe ich mich. „Was machst du hier. Geh runter und lass Phil nicht allein. Er braucht dich dringender als ich." Kopfschüttelnd drückt mich der braunhaarige, den ich erst jetzt bemerke, auf den kleinen Hocker und geht vor mir in die Knie. Leicht schließen sich seine Finger um mein Handgelenk, um meine Herzfrequenz zu messen. Grinsend schüttle ich den Kopf. „Ich bin schwanger, da ist Übelkeit normal Jungs. Jetzt setzt euch schon aufs Sofa und tut, was auch immer ihr machen wollt." Besorgnis spiegelt sich in Alexanders braunen Augen, ehe er mich hochhebt und nach unten auf die Couch bringt. Lachend halte ich mich an ihm fest und ziehe ihn auf mich, als er mich auf das weiche Polster fallen lässt. „Lasst uns einen Film schauen." Ich erhalte stumme Zustimmung der beiden Mediziner, somit lege ich die DVD für Titanic ein. Stöhnend lässt Alex seinen Kopf auf meine Schulter fallen, was mich laut auflachen lässt. Ich weiß, dass er diesen Film nicht mag, ich liebe ihn dafür umso mehr.

Coming home on the runWhere stories live. Discover now