Dance ball, or not

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Grummelnd schlage ich mit der flachen Hand auf den Wecker, welcher auch sofort verstummt. Heute ist Samstag, also muss ich wohl oder übel mit auf einen Ball. Seufzend erhebe ich mich und schnappe mir den erstbesten Jogginganzug aus dem Schrank. Im Wohnzimmer höre ich schon meine Schwester, die sich angeregt mit Paul und Chris unterhält. „Ihr fahrt auch noch bei den Kollegen vorbei, aber passt bloß auf, dass sie nichts mitbekommt." Stirnrunzelnd trete ich ins Zimmer. „Morgen. Was hackst du wieder aus, Soly?" „Nichts." Skeptisch ziehe ich eine Braue nach oben, belass es aber dabei. „Wann fahren wir?" Nachdenklich legt meine Schwester den Kopf in den Nacken. „Lass mich überlegen. Um 17 Uhr ist Einlass. Ich würde sagen so um 16 Uhr." Als Antwort gebe ich nur ein Nicken von mir. „Dann hab ich noch sechs Stunden, bis ich fertig sein muss?" Leidend verziehe ich das Gesicht. Ich werde durch ein Klingeln aus meinen negativen Gedanken geholt. „Ich geh schon." Ich stoße einen spitzen Freudenschrei aus, als ich die Person erkenne. „Julia!" Kreischend falle ich meiner besten Freundin in die Arme. „Was tust du denn hier." Schnell vergewissere ich mich, dass es Juli auch gut geht und ich nicht träume. Auch in den Augen meiner Freundin glitzern die Tränen. „Ich bin so froh, dass ich dich wiedersehe." Seufzend drücke ich die Blondine etwas von mir und lotse sie ins Wohnzimmer zu meinen Mitbewohnern. Als ich den Raum betrete erkenne ich ein wissendes Glänzen in den Augen meiner Schwester. Quickend falle ich ihr in die Arme. „Danke. Du bist die beste." „Setzt euch zu uns." Auffordernd deutet Paul auf den Platz neben sich. Grinsend lasse ich mich nehme ebenjenen fallen und Juli nimmt neben meiner Schwester Platz. Wir unterhalten uns noch einige Zeit, bis Soly mich auffordert, ich möge mich doch bitte langsam fertig mach. Stöhnend erhebe ich mich und begebe mich in die Dusche. Eineinhalb Stunden später stehe ich geschniegelt im Flur, als es klingelt. Ich öffne die Tür für unsere Begleitungen und lasse sie rein. Ich kann mir gerade noch ein verzaubertes aufseufzen verkneifen, sobald ich die beiden erblicke. Alexander hatte sich mit einen grauen Dreiteiler mit schwarzer Krawatte gekleidet und Florian trägt eben jenen in  schwarz mit einer zu Solayas Kleid passender roten Krawatte. „Kommt noch kurz rein. Lexy ist noch nicht ganz fertig." Ungefähr zwanzig Minuten später machen wir uns auf den Weg nach unten. Vor der Türe finde ich eine schwarze Limousine mit gedunkelten Scheiben vor. Irritiert wende ich mich an Soly. „Was ist das? Kritisch beäuge ich das luxuriöse Gefährt, während in mir ein leiser Verdacht aufkeimt. „Damit fahren wir zum Ball." Mahnend taxiere ich meine Schwester mit blicken und steige anschließend gefolgt von Alex in den Wagen. Nach zehn Minuten Fahrt steigen wir aus, jedoch nicht, wie ich vermutet hatte, vor dem Ballsaal, sondern vor einer Halle. Fragend ziehe ich die Augenbrauen zusammen und mustere Solaya, die sichtlich nervös ist. Auch Julia vermeidet es, mir in die Augen zu sehen, was normalerweise so garnicht ihre Art ist. „Was ist hier los?" Skeptisch blicke ich Alex an, welcher jedoch nur mit den Schultern zuckt. Ein paar Augenblicke später erreicht Solaya ein Anruf, welchen sie aber nicht entgegennimmt, sondern strahlend in Richtung Eingang der Halle läuft. Zögerlich setze auch ich einen Fuß vor den anderen, als der Rest ihr nach und nach folgt. Immer noch skeptisch checke ich die Umgebung instinktiv auf mögliche Gefahrenquellen ab und meine Hand rutscht automatisch nach rechts, nur um festzustellen, dass ich dort kein Holster mit Waffe befindet. Julia scheint meine Bewegung richtig zu deuten, denn sie legt mir beschwichtigend eine Hand auf den Oberarm. „Es ist nichts schlimmes." Dankbar nicke ich und renne fast in Soly rein, die abrupt vor der Tür abgebremst hat und mich bittet diese zu öffnen. Zögerlich lege ich meine Hand auf den Türgriff und drücke diesen langsam nach unten. Kaum habe ich die Türe einen Spalt breit geöffnet, erklingen die ersten Töne eines altbekannten Liedes. In Reih und Glied stehen einige Kollegen, die in der Zeit zu guten Freunden geworden sind, neben mir und singen „Happy Birthday". Gerührt wandert meine Hand automatisch zu meinem Herzen, während ich dem Gesang lausche. Natürlich ist es nicht perfekt und einige Töne sind weit davon entfernt getroffen zu sein, aber für mich reicht die Geste. Ich habe eigentlich noch nie richtig Geburtstag gefeiert, weil ich entweder mitten im Kriegsgebiet war, oder weil meine Eltern dort waren. Als die letzten Töne verklingen Kullern mir stumme Tränchen über die Wangen. „Wow. Vielen, vielen Dank. Ich bin überwältigt." Ich bedanke mich bei jedem meiner Freunde persönlich und drehe mich anschließend zu Solaya um, die, wie mir gesagt wurde, das alles geplant hatte. Es wurde tatsächlich ein schöner Abend, alle haben sich ausgesprochen gut amüsiert und auch ich habe es in vollen Zügen genossen. Gegen 22 Uhr spüre ich eine Hand auf meiner Schulter, woraufhin ich eine leichte Gänsehaut bekomme. Das selbe ist mir vorhin widerfahren, als Alex aus Versehen meine Hand berührt hat, jedoch habe ich mir nichts dabei gedacht. Fragend drehe ich mich zu dem Notarzt um. „Was gibts?" Er deutet lediglich zu Frederik, dennoch vorhin gebeten habe ein Auge auf meine beste Freundin zu haben, weil sie sich gerne abschießt, wenn sich ihr die Gelegenheit dazu bietet. Ich glaube etwas Enttäuschung in Alex wunderschönen Augen zu sehen, laufe aber dennoch zu dem Chirurgen, um mich nach Julias Zustand zu erkunden. „Sie ist vollkommen nüchtern. Ich weiß nicht was du hast." Lachend deutet der braunhaarige auf eine komplett betrunkene, tanzende und singende Julia, die direkt neben dem DJ Pult steht. „Hmm. Vollkommen nüchtern." Amüsiert schüttle ich den Kopf, als Frederik mich leicht am Arm an stupst. „Ich will nicht taktlos wirken, aber du solltest mal mit Alex reden. Es ist langsam nicht mehr auszuhalten, wie ihr euch anschaut, aber sobald Blickkontakt besteht, beschämt zur Seite schaut." Ertappt drehe ich meinen Kopf weg und versuche vergebens mich aus der Affäre zu ziehen. „Ich weiß nicht, was du meinst." Schnaubend schüttelt er nun seinerseits den Kopf. „Gefühle sind ein Tanz auf rohen Eiern. Man muss den richtigen Moment finden. Überlege dir, was du willst und was du dafür zu geben bereit bist. Ich habe eine ähnliche Entscheidung treffen müssen und zu lange gewartet." Mit diesen Worten dreht er sich um lässt mich mit einem Berg Schuldgefühlen gegenüber Alex stehen. Ich bin mir meiner Gefühle für den Notarzt schon vor einer Woche klar geworden, aber ich habe Angst. Angst vor seiner Reaktion auf meine Vergangenheit. Aber ich will nicht länger unglücklich sein. Ich will Lieben und vielleicht auch geliebt werden.

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