*Kapitel 6 - Dorm*

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Gute zwei Stunden später landeten wir am Tokyo Flughafen und noch ehe ich die schöne Stadt bewundern konnte (auch wenn es nur der Flughafen war), kommandierte mich Aizawa-sensei zu einer Limousine, die auf uns bereits zu warten schien. Was ich allerdings nicht erwartet hatte, war, dass viele Photographen und Interviewer auf uns ebenfalls gewartet hatten. Denn nachdem wir die Kontrolle überstanden hatten, stürzten sie sich geradewegs auf uns und bombardierten mich mit Fragen, sowie mit etlichen Blitzschüssen. Jedoch bekam ich nicht viel von den Fragen mit, da sie alle aufeinander redeten und man nichts verstand.

„Ich dachte, dass ihre Einschulung erst morgen veröffentlicht wird", hörte ich Aizawa-sensei grimmig murmeln und zog mich hinter sich, damit mich die nervigen Paparazzi Leute nicht erwischen konnten.

Als wir schließlich es irgendwie geschafft haben in die Limousine einzusteigen, fuhren wir auch schon los und ließen die lästige Paparazzi hinter uns. Manche versuchten uns sogar noch hinterher zu rennen, doch der Fahrer gab Vollgas und so fuhren wir aus der Ausfahrt raus.

Ich seufzte erleichtert, lehnte mich im Sitz zurück und sah aus dem Fenster. Am Himmel konnte ich Vögel erkennen, die brav in einer geraden Linie hintereinander herflogen und die Wolken interessante Muster am Himmel zeichneten. Die Sonne schien prächtig auf die Autobahn und die umstehenden Gebäude, was einen starken Glanz hervorrief. Irgendwann bogen wir in die Stadt Musutafu ein und ehe ich mich versah, fuhren wir schon einen Berg hinauf. Doch ich erkannte von weitem die braunen, gut gebauten Wohnblöcke.

Sobald die Limousine eine Einfahrt einbog und eine private Straße entlangfuhr, blieben wir vor einem Wohnblock stehen. Auf einem Schild über dem Eingang stand in fetten Buchstaben und Zahlen 1-A, darunter Alliance. Als ich ausstieg wehte mir ein starker Wind durch die Haare, doch ich konnte meine Augen nicht von dem riesigen Gebäude abnehmen. Es war komischerweise sehr friedlich hier und die zwitschernden Vögel im Hintergrund machten dies sogar viel angenehmer. Sowas war ich gar nicht gewohnt. Obwohl ich habe vieles in letzter Zeit erlebt, was ich nicht gewohnt war... Plötzlich überkam mich ein komisches Gefühl im Magen. Dort drinnen werden meine neuen Klassenkameraden sein. Sie hassen mich alle, das kann ich jetzt schon sagen.

„Misaki, komm", unterbrach Aizawa-sensei meine panischen Gedanken und mit einem starken Zucken nahm ich den Koffer des Fahrers ab und rannte meinem Lehrer hinterher.

Er schloss die Eingangstür auf und ein wohliger Geruch von Orchideen hing in der Luft. Ich sog tief diesen Duft ein und zum ersten Mal, seit dem Vorfall mit meiner Mutter, bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Doch lange konnte ich mich dem nicht erfreuen. Denn ich musste mich schnell beeilen, sonst würde ich Aizawa-sensei in diesem Labyrinth noch verlieren. Wir stiegen in einen Fahrstuhl ein und fuhren auf den dritten Stock. Es war überraschend ruhig im Wohnhaus und etwas mürrisch lief ich Aizawa-sensei hinterher.

„Wo...Wo sind ihre anderen Schüler?", fragte ich leise und schluckte schwer.

Ich und mein Lehrer haben nicht besonders oft gesprochen. Womöglich lag es daran, dass es nichts zu besprechen gab. Er wusste alles nötige von mir von den Dokumenten und den Informationen über mich und ich... Nun ja, ich weiß genug von ihm.

„Sie haben Unterricht. Sie müssten aber bald wiederkommen", antwortete mir Aizawa-sensei ermüdet und schloss eine Tür auf.

Auf der benachbarten linken Tür stand auf dem Schild daneben Jirou Kyouka und die andere Tür war leer. Genau wie meine. Ob diese Jirou nett ist?

Ich trat in mein dunkles neues Zuhause und als Aizawa-sensei die Jalousien hochzog, kam mehr Licht in das Zimmer. Es war nichts Besonderes. Es hatte ein normales Bett auf der rechten Seite mit weißer Bettwäsche und daneben ein großes Fenster. Größer als mein altes. Auf der anderen Wandseite stand ein hölzerner Schreibtisch mit einem Stuhl und vielen Bücher darauf. Neben dem Schreibtisch gab es ebenfalls einen hölzernen Schrank, den Aizawa-sensei aufmachte und darin sich eine ordentliche graue Schuluniform auf dem Kleiderbügel befand.

„Das musst du anziehen, wenn du in den Unterricht gehst. Wo das stattfindet, erfährst du morgen", erzählte Aizawa-sensei müde und deutete auf mein Schrankinnere.

Ich nickte hastig und trat von der Tür Lehne weg, an der ich die ganze Zeit stand.

„Mach dir keine Sorgen über dein schulisches Wissen. Wir werden uns noch was einfallen lassen".

Wieder nickte ich und legte mein Koffer behutsam auf mein neues Bett. Aizawa-sensei beobachtete mich kritisch und lief zum Fenster, um diesen zu öffnen.

„Gewöhn dich lieber an diese Umgebung, denn du wirst für eine Weile dieses Gelände nicht ohne einen Helden als Aufpasser verlassen dürfen", sprach Aizawa-sensei streng, während er aus dem Fenster sah.

Ich setzte mich langsam auf die Bettkante hin und fing an zu zittern. Dass ich plötzlich Angst hatte, konnte ich nicht verstecken. Wie denn auch? Ich war wie ein offenes Buch für Aizawa-sensei.

„Wie lange wird eine Weile sein?", fragte ich vorsichtig und drückte meine Fingernägel in meine Handflächen, um diese vom Zittern abzuhalten.

„Solange, bis wir uns sicher sind, dass du nicht abhaust und Unfug machst", antwortete Aizawa-sensei bestimmt und entfernte sich vom offenen Fenster, aus dem kühle und frische Luft in das stickige Zimmer gelang.

Er steuerte geradewegs auf die Tür zu und umgriff den Türknopf.

„Ich hole dich morgen früh um Punkt 7:50 Uhr ab. Bis dahin musst du fertig sein. Du darfst nur ins Badezimmer und in deinem Zimmer bleiben sonst nirgendwohin. Vermeide es mit deiner neuen Klasse zu reden, vorerst. Wir sehen uns morgen".

Und mit diesen Worten schloss er die Tür hinter sich und ließ mich allein in diesem leeren und gefühlskalten Zimmer.

MHA - FanFic [From Villaindaughter To Hero]Där berättelser lever. Upptäck nu