Damit ich weg bin.
Meiner Schwester nah sein kann.

»Ich glaube, ich brauche ein Wasser«, Leon fächelt sich mit seinen Händen Luft zu, was die liebe Flora kichern lässt. Mit dem Geschirrtuch, dass um ihre Hüften befestigt war, schlägt sie ihm auf die Brust.

»Du bist so ein Idiot!«

Leicht verunsichert wende ich mich ab und beiße mir auf die Unterlippe. Da der Club erst in drei Stunden zu macht, räuspere ich mich.

»Wir sollten weitermachen«, mit diesen Worten wende ich mich ab. Mehr oder wenig besitze ich die Kontrolle über meinen Körper wieder, sodass ich mich hinter die Bar begebe.

»Was war das?«, aufgeregt legt Flora ihre dünnen Arme um meine Schultern und kreischt leise, »Xade hatte noch nie, seitdem er hier ist, weiblichen Kontakt oder einen Kuss.«

Mein Herz bleibt stehen.

Hörst du mein Herz? Wie es bricht und an Glanz verliert; wie es vibriert und verstummt; wie es stolpert und springt - wie es steht.

»Wie bitte?«, meine Stimme ist nicht mehr als ein Hauchen an ihrem Ohr. Ihre Worte sind sowohl Balsam, als auch das Futter für den Hass auf mich selbst, denn er bindet sich nicht mehr.

Oder, Xade?

Weil du nur im Hinterkopf hast, dass die letzte Beziehung, die du pflegtest, nur durch Belle kaputt gegangen ist.

Ach, fuck! Wieso habe ich das Gefühl, dass du in mich verliebt bist, dass du mich vermisst. Und gleichzeitig so sehr hasst, dass du mir die Pest an meinen Hals wünschst.

»Er spricht nicht oft über seine vergangene Beziehung, so gut wie nie«, sie atmet tief durch, »weil er immer sagt, dass sich alles nur wie ein Traum angefüllt und er sich nicht sicher ist, ob er sich nicht alles nur eingebildet hat.«

Siehst du mein Herz? Wie es blutet und an Schönheit verliert; wie es tropft und verwischt; wie es verschmiert und verblasst - wie es stirbt.

Xade, Xade Cavey.
Océane, Océane Belle Belrose.

Du hältst alles für eine Erinnerung, für einen Traum. Weil du deinen Gedanken nicht mehr vertrauen kannst, nicht wahr?

Weil sie sich immer im gleichen Ziel verirren, dass da niemand jemals war, der dir zur Seite stand. Denn wenn es so gewesen wäre, hätte die Person ein Lebenszeichen von sich gegeben.

Aber ich konnte nicht, hörst du?

Weil wenn sie mich gefunden hätten, dann wären meine Eltern mir gefolgt. Und ich bin doch ihren Klauen für einen kurzen Moment entkommen.

Denn, Xade, wenn sie mich wieder finden sollten, dann für immer. Denn das was sie wollen, ist mein Tod, da ich ein lebender Beweis bin.

Als sag es mir, Xade Cavey.

Kannst du mich noch einmal küssen, wie vor wenigen Monaten noch? Kannst du mich in den Arm nehmen, mir sagen, dass du mich liebst?

Wenn nicht,
dann hass mich.

Hass mich so sehr, dass du meinen Eltern verrätst, wer ich bin. Damit dieses Leben ein Ende für mich hat, denn ich bin doch eine Mörderin.

Oder nicht?

»Ich habe ein Bild von ihr gesehen, dass er in seinem Arbeitszimmer hängen hat.«

Ich beiße mir fest auf die Lippen, damit meinem Mund kein Schluchzen entkommt. Verdammt!

»Wie sah sie aus?«, mein Brustkorb schmerzt so sehr, dass ich meine Arme um mich schlinge und einen mitleidserregenden Anblick abgeben muss.

»Wunderschön: Sie hatte schwarzes, langes Haar. Dunkle Augen, fast so schwarz wie die Nacht. Und kurvig, so verdammt fraulich.«

Also sag mir Flora, sieht so eine Person aus, die jemanden töten könnte, eine Mörderin ist.

Nicht wirklich, nicht wahr?

Und doch habe ich es getan, sagen die Medien. Beteuern meine Eltern und glauben meine Freunde.

»Ich weiß nicht, was diese Frau Xade angetan hat, aber-«, Flora beugt sich ein Stück zu meinem Ohr hinunter, während ich seinen Blick erwidere.

»Aber er, er muss sie einfach lieben,
sonst hätte er nicht nach ihr gesucht.«

Und ich falle, falle tief.

Denn ich habe Hoffnung, dass unsere
Liebe wieder aufblühen könnte.

Wie eine Knospe hat sie ihren Kopf nach oben gestreckt, nur wartet sie auf den einen Sonnenstrahl, der ihr Blüten wieder zum Leben erweckt.

Er hat nach mir gesucht.
Und mich nicht gefunden.

Denn wie soll ich gefunden werden, wenn ich keine Abdrücke mehr auf der Welt hinterlasse, da ich mich verloren habe. Sag es, Xade.

»Irre komisch, nicht wahr?«, ich lege die Stirn in Falten, um ihr zu signalisieren, dass ich nicht weiß, wovon sie spricht, »Dass Xade noch lächeln kann, obwohl er jeden Grund zum weinen hat.«

Und ich sehe ihn an.
Sehe sein Lächeln, dass er mir schenkt.

☹   ☹   ☹

Anmerkung:
Eine Eigenschaft, die ihr an euch
nicht mögt und wieso?

☹   ☹   ☹

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