»Oh man, das Training hatte es aber heute in sich«, sagte Noah völlig außer Atem und zog seinen Helm in der nächsten Sekunde aus. Liam machte es ihm gleich und linste schnell zu mir herüber und schenkte mir ein warmes Lächeln. Den beiden lief der Schweiß nur so von der Stirn hinunter und das hieß nur eins: Eine Dusche war fällig. Dringend.

***

»Liam, ich habe was gut bei dir. Beim nächsten Mal schleppe ich dein Sportzeug nicht mit bis in die Uni«, sagte Noah in einem leicht genervten Ton, weswegen wir alle anfingen zu lachen. Wenn ich so darüber nachdachte, fiel mir erst jetzt auf, dass wir ja ohne eine Sporttasche hier aufkreuzten.

Wir saßen mittlerweile in der Mensa der Universität und aßen alle eine leckeren Teller Spaghetti mit Pesto. Währenddessen sprachen wir über das, was uns gerade in den Sinn kam, und ich erhielt die Möglichkeit Noah und Ellie etwas näher kennenzulernen.

Die beiden waren echt zwei tolle Seelen und passten wirklich gut zusammen. Natürlich ließ es sich nicht vermeiden, dass Ellie mir immer wieder ziemlich offensichtliche Blicke zuwarf, denn die Sache mit Liam war noch immer nicht zu Ende diskutiert und sie wollte Antworten. Ich kann es ihr aber nun Mal auch nicht übelnehmen.

»Wo ist Alex überhaupt? Ich musste den Coach schon mit einer Notlüge hinhalten und du warst nicht da«, sagte Noah an Liam gewandt.

»Er ging nicht an sein Handy. Er war wohl etwas zu lange weg gestern«, erklärte Liam mit einem Schmunzeln und schaute daraufhin mich an. Auch ich hatte Mühe, mein Lachen zu unterdrücken, da er offensichtlich auf die Party von gestern anspielte.

»Wenn ihr beiden dann wirklich im Team seid, kommt Alex aber nicht so leicht davon. Hier herrscht höchste Disziplin«, betonte Noah leicht sarkastisch, da er wahrscheinlich die Worte des Coachs nachäffte.

»Vorausgesetzt«, begann Liam und schluckte sein Essen herunter, »er will uns beide im Team haben.«

»Das meinst du doch nicht ernst, und ob er das will. Er war mehr als nur beeindruckt...vor allem von dir, Liam.« Dies sagte Noah augenverdrehend, weswegen wir drei zu lachen begannen.

»Ihr beiden, ich glaube, eure Vorlesung beginnt gleich«, deutete Ellie an, während sie auf die Uhr an ihrem Handgelenk tippte.
»Man, stimmt. Wir haben sowieso nur die eine heute, die andere ist eh ausgefallen.«

»Ich räume schon ab«, erklärte sich Ellie dazu bereit und animierte ihren Freund ebenfalls dazu. Für einen Moment waren Liam und ich wieder allein und er nutzte diesen Moment natürlich aus.
»Wie gefallen dir die beiden?«, fragte er mich und rückte ein Stück näher an mich heran. »Sie sind echt sehr nett«, antwortete ich und genoss den kurzen Moment des Alleinseins mit ihm.

»Ich weiß, vielleicht haben sie dich am Anfang etwas überrumpelt aber das lag mit Sicherheit nur daran, dass sie nicht erwartet hatten, dass ich dich mitbringe.«

Liam strich mir ganz leicht über meinen Arm und fuhr sich kurz durch die Haare, bis er mich wieder anblickte und er seine Mundwinkel nach oben zucken ließ.

»Also, ich schreibe dich an, sobald die Vorlesung beendet ist, außer du möchtest dir interessante physikalische Inhalte-«

»Nein, nein, lass gut sein. Das überlasse ich lieber Noah und dir. Ich verbringe die restliche Zeit ganz gerne mit Ellie«, unterbrach ich ihn, was ihn dazu veranlagte mich vergnügt anzusehen.

***

Die Vorlesung nutzten Ellie und ich gekonnt aus, um nochmal mehr unter uns zu quatschen. Von Ellie erfuhr ich, dass Noah und sie im zweiten Semester waren und sie sich zu Beginn des ersten Semesters hier kennenlernten. Sie lernten Liam vor ein paar Wochen kennen und da Noah die Studienfächer studierte, die auch Liam vor hatte zu studieren, begleitete er Noah gerne in die Vorlesungen. Es hatte sich also schon eine Art Freundschaft zwischen ihnen entwickelt.

»Zudem teilen die beiden eine ganz besondere Wassermelonen-Liebe. Verrückt nicht? Aber die anderen Spieler stehen da auch voll drauf. Liam und Noah aber ganz besonders.«

Stimmt, ich hatte in Erinnerung, dass Liam erzählte, dass er Wassermelonen mochte. Aber die mag ja beinahe jeder, weswegen ich dieser Bemerkung nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Nur wusste ich nicht, dass er Wassermelonen wirklich so gerne mochte.

Ellie spielte übrigens leidenschaftlich gerne Volleyball und war sogar im Volleyball Team der Eastwood University. Ich schaute sie beeindruckt an, da auch ich bis vor zwei Jahren gerne diese Ballsportart ausübte.

»Hättest du denn gar keine Lust wieder anzufangen?«, fragte sie mich und brachte mich dazu, über diese Frage ernsthaft nachzudenken. Mein Verein war damals außerhalb der Schule und hatte sich dann endgültig aufgelöst, da die meisten sich andere, neue Prioritäten gesetzt hatten. Damals war ich bitter enttäuscht, denn ich liebte es. Sport war schon immer ein großer Teil meines Lebens und lag mir stets am Herzen.

»Also, um ganz ehrlich zu sein, hätte ich wirklich Lust dazu. Ich spielte schon, seitdem ich sechs Jahre alt war. Dieser Sport ließ mich frei fühlen und das Adrenalin, was ich in jedem Spiel verspürte, hatte ich echt vermisst.«

Meine Trainerin sagte schon damals, dass ich wirklich gut war und das Volleyballspielen nicht aufgeben sollte.

»Dann stelle ich dich das nächste Mal unserer Trainerin vor, sie freut sich sehr über erfahrene Spielerinnen.«

»Was? Hier? Aber ich studiere doch noch gar-«

»Und das ist gerade nur Nebensache. Alex und Liam sind doch eigentlich auch noch keine Studenten und schon fast im Team, da musst du dir wirklich keine Sorgen machen, Hailey.«

Nun gut, an dieser Aussage war was dran.

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