24.

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Er strich sich mehrmals fahrig über sein Gesicht. Ganz ruhig.

Ich bin raus.

Leonard fasste sich an die Stirn und strich sich die blonde Strähne hinter sein rechtes Ohr. Verdammt, die Verhandlung war endlich vorüber.

Er zupfte an seiner Krawatte und fuhr mit zwei Fingern unter den Knoten an seinen Hals, um seiner Atemnote ein wenig Abhilfe zu schaffen. Endlich. Seine Erleichterung, als er wieder freier durchatmen konnte, kühlte sein hitziges Gemüt ein wenig ab.

Er wusste zwar, dass nichts rein gar nichts Desmond Carlton aufhielt, aber wenigstens hatte er es alles hinter sich.

Er hatte gesehen, wie Carlton getobt und gewütet hatte, wie ein Stier und er hatte gesehen, wie die Richter bestochen worden waren und sich nach dem Willen von Desmond beugten.

Und dennoch war Shawn Carlton für drei Monate im Knast. Drei Monate ohne Shawn könnte ihnen die Saison im Basketballteam kosten. Leonard verschränkte seine Hände vor seiner Brust. Na wenigstens drei Monate kein Shawn.

Das verursachte bei Leon ein Gefühl der Erleichterung, keine Schadenfreude.
Pure Erleichterung erfüllte ihn und er drehte den Kopf, um seinen Nacken ein wenig zu entspannen.
Leons Knie waren weich wie Pudding und als er sich inmitten seiner Familie aus dem Gerichtssaal führen ließ, warf er keinen Blick über seine Schulter.

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Leonard stand vor dem Spiegel und musterte seinen Oberkörper voller blauer Flecken. Er beugte sich zu seinem Spiegelbild vor und die Scheibe beschlug leicht. Mit dem Zeigefinger zeichnete er einen lachenden Mund unter seine blauen Augen und betrachtete sein Werk.

"Leon! Rob und die Mädchen sind da!", rief sein Dad von unten.

Er warf sich das Handtuch rasch über seine Haare, warf sich das Hemd um, das gebügelt an der Tür hing und begann die Knöpfe zu schließen. 
"Leon!", rief Svenja und hämmerte gegen die Tür.

"Scheiße, erschreck mich nicht!", brüllte er zurück und das Trommeln verstummte für einen Moment.

"Beeil dich!"

"Mach ich ja!"

"Wenn du nicht willst, dass Tris und ich das Fotoalbum rausholen und ihnen das Bild zeigen auf dem du bei deiner Geburtstagsparty gekotzt..."

"Kannst du nicht warten?", unterbrach er sie unwirsch. Er hörte förmlich wie seine Schwester die Augen verdrehte.

"Mein BH liegt im Bad und Chica und ich wollen noch joggen..."

"Jaja. Keine Details"

Seinen Finger rutschten die kleinen Knöpfe mehrmals weg und er war ohnehin schon echt in Eile, sodass er frustriert feststellen musste, dass er die ganze Reihe um einen Knopf versetzt zugeknöpft hatte und eigentlich von vorne anfangen konnte, aber Leonard sah sein eigenes Gesicht im Spiegel an und seufzte. Scheiß drauf.

Rasch schlüpfte er in die schwarzen Stoffhosen und das Jackett und schloss die Badezimmertür auf.

"Na endlich" Svenja riss ihre Arme hoch, um ihn schnell in eine knochenbrechende Umarmung zu ziehen. Dann wisperte sie in sein Ohr: "Pass auf, dass du dich nicht von ihr küssen lässt"

"Mach ich"

"Und bitte blamier unsere Familie..."

"Ich habe es verstanden" Er küsste seine kleine Schwester sanft auf den Scheitel und ihre dunklen Augen blitzten warnend auf: "Leonard Cox-Reid, wie oft muss ich ..."

Er schob sie hastig in das Bad und rannte die Treppen runter, barfuß mit den Socken in der Hand und nassen Haaren. Als er auf dem Treppenabsatz stand, wäre er beinahe über seine eigenen Füße gestolpert. Hae drehte sich zu ihm um und schenkte ihm ein kleines Grinsen.

MisogamistWhere stories live. Discover now