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"Nein", meldete sich Hae zum ersten Mal in der Stunde zu Wort.

"Was?", fragte das Mädchen, das ihre Pläne ihnen unterbreitet hatte.

Alle Köpfe drehten sich zu ihnen und Hae verzog leicht den Mund: "Nein. Einfach nein. Ich dachte, es soll eine Halloweenparty werden! Kein Ball, der allen Kupplern und einsamen Mauerblümchen zu einem Partner verhilft. Kein Maskenball!"

Zustimmendes Geflüster ertönte, aber auch vehemente Abstreitungen und Ablehnungsverhalten machte sich breit.

"Was willst du sonst, Warley? Kostüme? Horror?", fragte das Mädchen vorne. Sie schürzte ihre knallroten Lippen und ihre dunklen Augenbrauen zogen sich zusammen.

"Ja."

"Ohne mich",ertönte eine Stimme aus den hinteren Reihen und Hae drehte sich zu dem Störenfried um, der sie mit einer provozierenden Miene angrinste: "Ich bin doch kein Kind."

Solch eine überzeugende Argumentation.

"Außerdem soll es ja etwas werden, wo wir viel Geld einnehmen können. Die Lehrer wollen, dass sich niemand betrinkt und wir die vollkommene Kontrolle über das Geschehen haben", wandte ein anderes Mädchen freundschaftlich ein, "eine Party wäre zu unübersichtlich."

"Aber ich wette, es würden eine Menge Leute kommen. Ich meine, du kannst dich natürlich auch als Prinzessin Marie Antoinette verkleiden - was zwar mehr am Ende, wie Fasching aussehen würde, aber du musst nicht gleich in einem Horrorkostüm auftauchen.", versuchte Leon Haes Ansicht zu verteidigen. Hae sah ihn kurz an, lächelte für einen Augenblick und wandte sich mit einer neutralen Miene nach vorne: "Es wäre ein Anlass, wo alle mal locker lassen können. Sonst bei all diesen anderen Bällen benehmen sich alle so, wie als würden wir einen Ball im 18. Jahrhundert veranstalten."

"Und Jüngere würden sicher noch mehr Spaß haben", fügte Leon hinzu, "eine Abwechslung. Wir haben den Winterball, den Sommerball. Und noch diesen Valetins-keine-Ahnung-was...aber keine schulinterne Party!"

"Wir können ja mal abstimmen", meinte Hae mit einem Lächeln, das undeutbar war, aber sie hatte es gemerkt. Leon spürte es mit jeder Faser seines Körpers. Er war angespannt und konnte sich vor Aufregung kaum auf dem Stuhl halten. Er bekam die Wette zum Laufen. Er würde als Erster von allen Shawns Riesenklappe zum Verstummen kriegen. Leon lehnte sich etwas weiter in seinem Stuhl zurück, um Hae zu beobachten, wie sie sich weit nach vorne lehnte, ihren Kopf auf der linken Hand gestützt.
Das Mädchen vorne verzog missbilligend ihren Mund, aber ließ alle abstimmen.

"Wer ist für einen Maskenball?"
Etwa die Hälfte hob zögerlich die Hand - größtenteils Jungs, die versuchten bei der Barbie zu punkten. Leon verdrehte die Augen und hob beim zweiten Mal schnell die Hand. Hae drehte ihren Kopf leicht zu ihm und er spürte, wie ihr Blick vorsichtig über ihn glitt. Dann lächelte sie langsam und verschränkte ihre Arme: "Ich enthalte mich"

Leonard konnte seinen Ohren nicht trauen. Warum?
Warum stimmte sie einfach nicht ab, dann sah er wieso. Sie hatten gewonnen. Um eine Stimme, Hae grinste sichtlich triumphierend, dann lehnte sie sich weit hinter zu ihm: "Danke"

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Leon konnte Hae nicht recht beurteilen. Ihre Zunge war kritisch und scharf, wie ein geschliffenes Messer und um kein einziges Wort verlegen. Sie und das Mädchen mit den roten Lippen, sie stellte sich als eine Lucinda heraus, lieferten sich einen verbitterten Machtkampf. Lucinda war ein hübsches Mädchen mit einem Körper, der die Jungen ständig in ihre Fantasien abdriften ließ. Das konnte nicht einmal die langweilige Schuluniform mit langen, dunklen Hosen und den unförmigen Pullover verhindern. Aber in Leons Ohren schmerzte ihre Stimme grell und unnachgiebig, wie bei einem Instrument, das unsauber gestimmt war.

MisogamistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt