Ich ging halb um das schicke Auto herum, öffnete schließlich die Beifahrertür und sah, wie Liam lässig mit einer Hand am Lenkrad mich anblickte. Daraufhin setzte ich mich und ließ meine Tasche derweilen auf meinem Schoß ab.

»Wohin des Weges, Mr Baker?«, stieg ich in sein kleines Spiel mit ein, was ihn augenblicklich dazu verleitete breiter zu Grinsen.

»Das werden Sie schon früh genug erfahren«, erwiderte er und startete das Auto, als ich die Beifahrertür zuzog. »Ach komm schon, du hast mich aus meinem schönen Schlaf gerissen«, motzte ich gespielt und griff in meiner Tasche nach meinem Labello, da meine Lippen in letzter Zeit etwas rissig waren.

»Das wirst du noch früh genug erfahren, glaub mir.« Ich seufzte und mich weiter in den Sitz lehnte.

»Das heißt nicht, dass wir uns nicht weiterhin unterhalten können«, setzte Liam an, als wir gerade an einer roten Ampel zum Stehen gekommen waren und ich zu unserer Konversation nichts mehr beitrug.

»Na ja, ich weiß nicht so recht«, neckte ich ihn, woraufhin er nickte und weiter geradeaus schaute, die Lippen dabei zusammengepresst. Derweil konnte ich deutlich spüren, wie es ihn aufregte und – wie konnte es auch anders sein – mich amüsierte es.

Ich kicherte und musterte ihn – aber wahrscheinlich ein Stück zu lang.

»Starr mich nicht an«, sagte er nämlich plötzlich, was mich direkt dazu verleitete, meinen Blick von ihm zu nehmen.

»Wieso?«

»Das macht mich nervös«, gab er in einem viel weniger selbstbewussten, beinahe sogar schüchternen Ton von sich.

Ich machte ihn nervös?

Eigentlich hatte ich nicht gedacht, dass mein Starren solch einen Effekt bei ihm auslöste – auch wenn wir bei diesem Thema wahrscheinlich dieselbe Meinung vertraten.

»Ach, ist das so?«, fragte ich ihn und lehnte mich extra sehr auffällig nah an ihn. Ein bisschen Spaß durfte schließlich sein.

»Hailey«, hörte ich ihn etwas angespannt sagen, woraufhin ich mich wieder zurückzog und auf meine Unterlippe biss. Aus irgendeinem Grund machte es mich glücklich, dass ich ihn so leicht aus der Fassung bringen konnte. Das hier musste ich mir unbedingt merken.

Ich nahm mir die Zeit und schaute heraus aus dem Fenster, welches zur Hälfte geöffnet war. Eine wundervolle, kühle Brise kam mir entgegen, was mich gleich ein wenig mehr erfüllte.

»Sag Mal, was ist dein Lieblingsfach in der Schule.«

Was?

Ich schnaubte lachend.

»Du fragst mich gerade wirklich, was meine Lieblingsfächer sind?«

»Ja, das tue ich.«

Irgendwie mochte ich es ja, dass er meine rhetorischen Fragen beantwortete, aber mir fiel zum Umfallen nicht ein, was seine Intention war.

»Wir haben Sommerferien, ich weiß nicht, ob das gerade der aller beste Zeitpunkt ist, mir diese Frage zu stellen.«

»Ach so, das scheint also gänzlich verboten zu sein, dir Fragen in dieser Art zu stellen?«

Genau das hatte ich vorhin gemeint. Aus diesem Grund schlug ich ihm gespielt genervt gegen den Arm, was ihn zu einem schiefen Grinsen verlockte.

»Englisch und Sport.«

»Sport ist eine gute Wahl, aber Englisch...Englisch war immer so langweilig«, entgegnete Liam, der dabei leicht gequält aussah.

»Obwohl, wenn ich so darüber nachdachte, war es auch lustig. Es flogen in keinem Fach so viele Zettelchen herum und ganz zu schweigen von den Menschen, die beinahe jede Stunde seelenruhig eine Viertelstunde mit einem heißen Kaffee zu spät aufkreuzten.«

»Was?«, erwiderte ich ungläubig und fing augenblicklich an zu lachen, während Liam sich mir anschloss.

»Bei Mrs Roberts lief das aber ganz anders in Englisch. Ich war so selten zu spät, wirklich und dann bin ich gerade am letzten Schultag-«

Meinen Redeschwall stoppte ich reflexartig, da ich mein Zuspätkommen mit dem Tag in Verbindung gebracht hatte, als wir uns das erste Mal begegneten. Es war natürlich nicht nur seine Schuld gewesen – na ja vielleicht ein bisschen, aber ich war an dem Tag sowieso schon spät dran gewesen. Ich hoffte inständig, dass er eins und eins nicht zusammenzählte und er sich meinetwegen nicht schlecht fühlte.

»Dein Zuspätkommen an diesem Tag war mir verschuldet, nicht wahr?«

Mist. Dabei hoffte ich doch, dass er nicht weiter darauf einging.

»Liam, echt, dafür brauchst du dich auf keinen Fall zu entschuldigen. An dem Tag war ich sowieso schon zu spät und-«

»Nein, dafür würde ich mich niemals entschuldigen«, schnitt er mir das Wort ab.

Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und runzelte meine Stirn, da ich mit solch einer Antwort so gar nicht gerechnet hatte. Er schien meinen Blick registriert zu haben und ließ seine Mundwinkel nach oben zucken.

»Sonst hätte ich wahrscheinlich das Beste verpasst, was mir seit langem passiert ist.«

Hatte ich bereits erwähnt, dass mich dieser Junge immer wieder überraschte?

Es war eine ganze Weile lang still im Auto. Ich kam aus dem Schmunzeln einfach nicht mehr heraus und leckte mir über die Lippen, während ich verzweifelt versuchte, einen guten Spruch zu finden, der meine Verlegenheit brach.

»Sagst du das zu jedem weiblichen Wesen, dass dir über den Weg läuft?«, fragte ich deshalb und hob mein Kinn gespielt arrogant an, da ich das Gefühl hatte, den Spieß umgedreht zu haben.

Doch dabei hatte ich mich getäuscht. Erneut.

»Um ganz ehrlich zu sein«, er schob seine Sonnenbrille herunter und blickte mir in meine Augen, »bisher nur allen, mit denen ich auf Schulfluren zusammengestoßen bin.«

Augen verdrehend kommentierte ich seine Aussage und schüttelte schmunzelnd meinen Kopf. Idiot.

Aber ein süßer Idiot, das stand spätestens zu diesem Zeitpunkt fest.

                             ☾

Na, wie gefällt euch dieses Kapitel? Ich muss ehrlich gestehen, dass ich die beiden immer mehr in mein Herz schließe und mich jedes Mal über eure Votes und Kommentare unglaublich freue, ehrlich!

Ich bin sehr gespannt, was ihr zu diesem Kapitel sagt. Habt ihr Ideen, wohin es gehen könnte? Mal sehen, ob es einer von euch erraten wird :D

LAST SUMMERWhere stories live. Discover now