FIRST ☹ PROPHECY

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Ich kann es dir nicht sagen, Xade.

Dieses unscheinbare Dorf hier, mit rund 200 Einwohnern und einem kleinen Supermarkt, ist mein neues Zuhause.

Du darfst es nicht erfahren.
Ihr dürft es nicht wissen.

»Wovor hast du nur solche Angst?«, erschöpft schließe ich meine Augen. Ich bin es leid, dich an zu lügen, doch die Wahrheit würde mich zerstören.

Noch mehr zerstören, »Sag es mir, Océane; sonst muss ich die richtige Person in dir suchen.«

Ich bin dabei mich zu verstecken.
Und mich nie wieder zu stellen.

Gehe in dem Traum verloren, entferne mich von der Realität immer mehr. Verstecken und gesucht werden ist das Spiel seit Jahrzehnten, doch wenn man in Vergessenheit gerät, kann man nicht gefunden werden.

»Lebe den Moment, Xade«, während ich mich dem Fenster widme und hinaus starre, stellst du dich hinter mich, »Ich will mit dir leben.«

Wenn du nur wüsstest, dass wir uns schon einmal so nah waren, wie jetzt, was würdest du dann tun?

Du atmest meinen Geruch tief ein.
Erinnerst du dich?

Wie zarte Blumen einer Wiese, die du stehen lassen würdest, damit meine Blüten weitergetragen werden können; das sagtest du einmal.

»Du riechst so unfassbar gut, Océane«, du legst dein Kinn auf meiner linken Schulter ab, »Wie ein Traum der nie in Erfüllung ging.«

Oh, Hübscher.
Du weißt tief in deinem Inneren.
Wer ich bin.

Ein trauriges Lächeln bildet sich auf meinem Gesicht; ich bin so verloren. In dieser Welt.

»Wirst du mir sagen, wer du in deinem Herzen bist?«, deine Stimme ist so sanftmütig.

Sie legt sich wie ein Hauch um mein Herzen; ähnlich wie Stränge. Du bist der Mensch, der an den Fäden zieht, denn du entscheidest, wann mein Herz zerbricht. Ach, verdammt!

Zieh fester, Xade.
Deine Worte zerstören mich.

Die Kinderaugen aus den früheren Jahren jagen mir einen Schauer über den Rücken.

Dein Gesicht, deine Trauer.

»Mach die Augen zu, Xade«, weise ich dich an. Nehme deine Hände fest in meine und du ziehst meinen Körper an dich.

Du brummst nur unzufrieden, »Wenn du wissen willst, wer ich bin, dann folge deinem Herzen.«

Denn im Inneren bist du mir verfallen.
Noch immer.

Ach, Xade; deine Tränen haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Du warst mein Halt, als alles sich dem Ende neigte.

Und dann war ich verschwunden.
Das dachtest du.

»Océane«, oh Xade, »enttäusch mich nicht, denn ich finde alles heraus.«

Du wirst alles wissen, ich kenne dich. Du musst dein Gemüt besänftigen und damit herausfinden, welches Wesen in mir lebt.

Oh, Xade.

Ihr würdet nicht verstehen, warum ich vor unserer Stadt geflohen bin. Für unzählige Monate nicht auffindbar war in deinem Leben.

Du, die Stadt - ihr würdet mich für meine Vergangenheit verurteilen. Sie sehen mich doch alle schon so voller Verachtung an.

Spürst du das nicht?

Ich bin auf freiem Fuß.
Doch Gefangene des Systems.

Mein Leben muss unscheinbar sein, Ich darf nicht auffallen. Sie suchen mich, suchen mich seit Tagen. Es wird wie immer nur ein Kreislauf sein.

Die Männer finden mich.
Ich muss erneut wegziehen.

»Océane«, du drückst mir einen Kuss auf den linken Mundwinkel und verschwindest sogleich durch die Haustür.

Ich kann es nicht sagen.
Du würdest mich hassen.

Spürst du nicht die ekelhaften Blicke, die sich in meine Haut bohren? Ihr seid dem Ziel, meinem Geheimnis so nah, ihr seht mich an, als wäre ich es wirklich; als wäre ich meinem Motto treu.

Ich bin eine Mörderin.
Das sagten sie in der Verhandlung.

Ich bin auf der Suche nach dem Beweis, dass ich für die Gerechtigkeit gekämpft habe. Aber verdammt, Xade - ich bin so schwach.

Bin so verloren.
So allein.

Hör zu, Xade. Du musst nur auf die kleinen Dinge an mir achten; mein Geruch erinnert dich an sie. Du erzählst von ihr immer so verliebt.

Bist du es noch?
Denn verdammt, ich bin verliebt in dich.

Hebe das Glas an, lass uns anstoßen.
- oh Xade -
Ich bin sie. Du merkst es nur nicht.

☹   ☹   ☹

Begonnen im Mai 2020.

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✓ | Himmlisches VerbrechenWhere stories live. Discover now