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Der Regen prasselte leise gegen mein Fenster, leises Donnergrollen war zu hören. In meinem Zimmer war es dennoch noch stickig, von den heissen Tagen der letzten Woche. Bounty, meine Katze, hob den Kopf und blinzelte misstrauisch, dieses Wetter sagte ihr definitiv nicht zu. Wieder donnerte es, diesmal jedoch lauter. Das lange weisse Fell der Katze stellte sich sofort auf und sie miaute mit hoher Stimme, als wollte sie sich beklagen. Ich seufzte leise und war gerade dabei mein Hemd zuzuknöpfen, da hörte ich stampfende Schritte auf dem Flur, welche näher kamen. Die Tür flog auf und ein junges Mädchen stand im Türrahmen. "Roxy, Dad hat gesagt du sollst schnell machen!", keifte mich der kleine Plagegeist an. Jasmin, meine Halbschwester. Sie ist nicht zu überhören und auch fast nicht zu übersehen, mit dem schönen wellig-braunen Haar und den dunkelblauen Augen, beinahe ein Ebenbild ihrer Mutter. Dieses Jahr würde sie nach Hogwarts kommen, ihren Brief hatte sie schon vor den Sommerferien erhalten. Für mich begann am ersten September das fünfte Schuljahr, bis dahin war es noch knapp eine Woche. "Ich bin ja schon fast fertig", grummelte ich und stellte mich vor den grossen Spiegel an meinem Schrank. Jasmin rannte unterdessen bereits wieder den Flur entlang und die Treppen runter. Im Gegensatz zu meiner Halbschwester waren meine braunen Haare eher kurz, sie reichten bis knapp übers Kinn. Vor einigen Wochen hatte ich mir eine Haarsträhne blondiert, worüber mein Vater jedoch nicht besonders erfreut war. "Was sollen die anderen denn denken, Roxy", hatte er mit kalter Stimme gesagt. Schnell schob ich den Gedanken wieder beiseite und betrachtete mich im Spiegel. Ich trug ein gelb-kariertes Hemd und eine schwarze Hose, so konnte ich meinen Vater zumindest ein klein wenig aus der Fassung bringen. Meinen Zauberstab steckte ich in den Bund meiner Hose, dann zog ich meine Schuhe an und ging nach unten. Mein Vater und meine Stiefmutter warteten bereits unten, Jasmin stand in der offenen Tür. "Können wir jetzt endlich gehen?", quengelte sie. Mein Vater betrachtete mich von Kopf bis Fuss, seine Augen verengten sich. Ich spürte ein Gefühl des Triumpfes und musste mir ein Grinsen verkneifen. "Geh und zieh dich sofort um, Roxy. Es ist schon Schande genug dass du in Hufflepuff gelandet bist, da musst du das nicht so öffentlich zur Schau tragen." Ich presste die Lippen aufeinander um nichts dummes zu sagen, da begann schon Catherine zu sprechen: "Adrian wir sind schon spät dran, Gelb ist auch nur eine Farbe." Er knurrte leise, ehe er durch die Tür nach draussen trat. Mit einem Lächeln auf den Lippen trat ich nach draussen, die schwere schwarze Tür fiel hinter mir ins Schloss und ich trat zu meinem Vater, dieser würdigte mich jedoch keines Blickes. Einzig seine Hand war ausgestreckt, Jasmin hing bereits aufgeregt daran. Auch Catherine hielt sich bereits daran fest. Ich schluckte schwer, was als nächstes kommen würde, gefiel mir ganz und gar nicht. Langsam streckte ich meine Hand aus, kaum hielt ich mich an dem Gewirr aus Händen fest, zog sich bereits alles zusammen und mir wurde speiübel. Als ich endlich wieder festen Boden unter den Füssen hatte, stützte ich mich mit den Händen auf den Knien ab, um Luft zu holen und das Gefühl der Übelkeit zu verdrängen. Nach einer Weile sah ich auf, wir standen auf einem breiten Gehweg, welcher von hohen Hecken flankiert war. Vor uns befand sich ein grosses Gittertor, dahinter war eine riesige Villa zu sehen. Malfoy Manor. Dieser Ort war mir fast so vertraut wie mein eigenes Zuhause. Während ich noch verschnauft hatte, waren die drei Anderen bereits losgelaufen, ich musste mich also beeilen und rannte hinter ihnen her. Vor dem Tor machte mein Vater ein paar Bewegungen, es glich einem abgehackten Tanz. Nachdem er fertig war, passierten wir das Tor, die Stäbe lösten sich in Rauch auf als wir hindurchtraten, danach formten sie sich wieder zu dem harten Stahl. Vor der riesigen Villa warteten die Malfoys bereits, alle an ihrem blonden Haar zu erkennen. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich beobachtete, wie Draco hastig versuchte seine noch feuchten Haare irgendwie zu richten. Er war vermutlich ebenso spät dran gewesen wie ich. Schliesslich kamen wir bei ihnen an, Narzissa schloss mich in die Arme, bevor ich reagieren konnte. Ich lächelte, sie war für mich immer wie eine Mutter gewesen. "Hallo Roxy, geht es dir gut? Schön siehst du aus." Sie drückte meine Schultern als sie einen Schritt zurücktrat und mich betrachtete. "Ja, es geht mir gut", antwortete ich und lächelte ihr noch einmal zu. Ich beobachtete wie sich alle anderen begrüssten, ehe ich Lucius die Hand schüttelte und einige leere Worte mit ihm austauschte. Dann trat Draco auf mich zu und ich nahm auch ihn grinsend in den Arm. "Alles gut?", fragte ich automatisch, das war mittlerweile zur Gewohnheit geworden. "So wie immer halt", gab er mit einem müden Lächeln zurück. "Kommt doch bitte rein, das Essen sollte bereits angerichtet sein", sagte Narzissa dann mit lauter Stimme, sodass es bestimmt alle hörten. Erst jetzt viel mir auf, dass das Gewitter hier vermutlich schon gewesen war. Arme Bounty, dachte ich mir, die Katze war vermutlich gerade unter meinem Bett und miaute jämmerlich. Als wir schliesslich drinnen waren, stieg mir bereits der köstliche Geruch des Essens in die Nase. Draco lief neben mir, Jasmin war ihm dicht auf den Fersen. "Draco, Draco, Draco, ich komme dieses Jahr endlich nach Hogwarts!", quasselte sie freudig. "Ich komme bestimmt auch nach Slytherin, genau wie du." Ich verdrehte die Augen, schlimm genug dass ich sie bis jetzt in den Ferien ertragen musste. "Mein Beileid", grummelte ich an Draco gewandt, wofür ich einen Tritt ins Schienbein von Jasmin kassierte. Schmerzerfüllt zischte ich auf, der blonde Junge unterdrückte ein Lachen. "Na dann, ich bin mir sicher der sprechende Hut wird wissen was er tut", antwortete er meiner Schwester. Wir setzten uns an den langen schwarzen Tisch, die Erwachsenen am einen Ende, wir Jüngeren schlossen dann auf. Ich setzte mich neben Narzissa, Draco sass gegenüber von mir, mit Jasmin daneben. Es dauerte nicht lange, da erschienen die Speisen bereits auf dem Tisch. In Butter getränkte Wachteln, Kürbispastete und Salat, welcher mit farbigen Blumen geziert war. Seit wann gab es denn so üppiges Essen? Ich runzelte die Stirn und starrte zu Draco, auch er schien ein bisschen verwirrt. Während ich nervös an meinem Hemd zupfte, liess ich den Blick über die Gesichter der Anderen schweifen. Mein Vater und Lucius unterhielten sich leise, beide hatten ein Lächeln auf den Lippen, welches mir nicht gefiel. Catherine wandte sich Draco zu und Jasmin starrte begeistert auf das Essen, welches vor ihr aufgetischt war. "Lasst es euch schmecken", sprach Lucius nun, welcher sein Gespräch mit Adrian unterbrochen hatte. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit, als ich zu essen begann. Führen sie etwas im Schilde? Wieso fühlt es sich so komisch an? Ich war vollkommen in Gedanken versunken und stocherte in meiner Wachtel herum, erst da bemerkte ich einen leichten Stoss gegen mein Knie. Erschrocken sah ich auf, direkt in Dracos Gesicht. Er hatte eine Augenbraue angehoben und sah mich erwartungsvoll an. "W-Was? Habe ich etwas verpasst?", fragte ich verwirrt. Er deutete auf seinen Vater, welcher mich mit gerunzelter Stirn musterte. Erst jetzt fiel mir auf, dass alle schwiegen. "Ist deine Wachtel nicht gut?" Der Mann liess seinen Blick von mir, auf das Teller gleiten. Schnell schob ich mir ein Stück des Fleisches in den Mund und kaute hastig. "Nein, nein, es ist sehr lecker, Lucius", erwiderte ich und ass weiter. "Es ist ein Wunder dass Potter dem Verweis noch entgehen konnte", begann mein Vater dann. "Durchaus, Adrian, dabei war ich mir sicher dass sich Zaubereiminister Fudge durchsetzen würde. Er ist besessen davon zu glauben der dunkle Lord sei noch immer fort", antwortete Lucius daraufhin. Ich verschluckte mich beinahe an der Kürbispastete, als er Lord Voldemort erwähnte. "Potter schafft es immer wieder alle für sich zu gewinnen", knurrte Draco derweil. Jasmin sass brav da, wie ein kleiner Engel, wenn sich unsere Blicke kreuzten, schnitt sie jedoch eine Grimasse. Dieser kleine Teufelsbraten, dachte ich. Harry Potter war somit wieder einmal das Thema des Abends und ich musste mir ein Augenrollen verkneifen. Schliesslich wandte ich mich an Narzissa. "Wieso ist heute eigentlich so reichlich gedeckt?", erkundigte ich mich neugierig. "Nicht dass ich das Essen nicht zu schätzen wüsste", fügte ich eilig hinzu, es war wirklich köstlich. Die Frau räusperte sich kurz, ehe sie erklärte: "Da der dunkle Lord - unser Herr - zurückgekehrt ist, dachten wir, es wäre eine passende Geste." Sie strich sich nervös durch ihr Haar, ein Blick in die Runde genügte, um zu wissen dass es für niemanden wirklich ein Grund zum Feiern war. Wir tun also so als würden wir uns freuen. Ich werde das wohl nie verstehen. Daraufhin war es für einige Minuten still, ich verputzte den Rest des Essens. Bald wurde der Nachtisch aufgetischt, eine Orangencreme mit Sahne und Biskuit. Auch wenn ich mittlerweile voll war, so konnte ich ihn nicht einfach stehen lassen, er war zu köstlich. Nachdem wir alle fertig gegessen hatten, erhob Lucius noch einmal die Stimme. "Kinder, geht doch noch nach oben." Draco verzog das Gesicht, er schien auch nicht gerne als Kind bezeichnet zu werden. Ich verkniff mir bloss eine doofe Antwort, nachdem ich den warnenden Blick meines Vaters gesehen hatte. Somit stand ich wortlos auf und schob den Stuhl wieder zum Tisch. Draco tat es mir gleich. Jasmin schnappte sich sofort seine Hand und zog ihn zur Tür, während ich genervt schnaubte. Schliesslich schloss ich die Tür hinter mir und folgte den Beiden die grosse Marmortreppe nach oben. Malfoy Manor mochte gross sein, dennoch kenne ich fast jeden Winkel. Auch Dracos grosses, geräumiges Zimmer ist mir vertraut, mit den dunkeln Möbeln und dem riesigen Fenster. Die schweren, dunkelgrünen Vorhänge hingen auch bereits da, seit ich denken konnte. Ich liess mich auf sein Bett fallen und starrte an die Decke. Draco zeigte Jasmin unterdessen ein spannendes Quidditchbuch, mit welchem sie eine Weile beschäftigt sein würde. Ravenclaw würde definitiv auch zu ihr passen. Daraufhin liess er sich neben mir auf das Bett nieder. "Wart ihr schon in der Winkelgasse?", fragte er, ich schüttelte den Kopf. "Nein wir haben ja die Bücherliste noch immer nicht bekommen", erwiderte ich und seufzte. Draco nickte bloss und gähnte. "Wir werden euch im Quidditch fertig machen, dieses Jahr", sagte ich dann nach einer Weile und grinste ihn fies an. "Ach ja?", antwortete er und hob zweifelnd eine Augenbraue. "Ohne Diggory könnte das schwer werden." Ein unangenehmes Ziehen machte sich in meiner Brust breit, als ich an Cedric dachte. Wir standen uns nicht wirklich nah, trotzdem war er ein Freund. Er war es, der mich ermutigt hatte, zu dem Probetraining zu gehen im dritten Schuljahr, danach wurde ich tatsächlich als Jägerin in unsere Hausmannschaft aufgenommen. Ich vertrieb die Gedanken an Cedric und boxte Draco gegen den Oberarm. "Manchmal bist du echt scheisse", brummte ich und er verzog das Gesicht. "Wir werden einen neuen Sucher finden, unsere Mannschaft besteht nicht nur aus einer Person." Draco verstand vermutlich dass es besser war das Thema nun ruhen zu lassen. "Was unsere Eltern dort unten wohl alles besprechen?", murmelte Draco dann nachdenklich. Sein Blick schien sich durch den Fussboden zu bohren, als könne er damit das Gespräch belauschen. Ich musste zugeben, dass mich das auch brennend interessieren würde. "Bestimmt irgendwelchen Todesser-Kram. Sie hätten uns bestimmt nicht hochgeschickt um über das Wetter zu plaudern", antwortete ich leise, damit Jasmin uns nicht belauschen konnte. Doch sie schien sowieso zu tief in dem Buch versunken, als dass sie uns wahrgenommen hätte. Während sie die bewegenden Bilder der verschiedenen Angriffsmanöver musterte, fiel ihr lockiges Haar über ihr Gesicht wie ein Vorhang. Währenddessen lag ich immer noch auf dem Rücken auf Dracos Bett, mein Blick war jedoch mittlerweile von der Decke zum Gesicht des blonden Zauberers gewandert. Dieses lag jedoch im Schatten, während seine Haare aufgrund des Dämmerlichts grau wirkten. "Wir sollten auch da unten sitzen", grummelte er, "Wir sind keine Kinder mehr, auch wenn sie das noch nicht kapiert haben. Wir sind fünfzehn Jahre alt!" Ich räusperte mich. "Eigentlich-", begann ich, wurde jedoch unterbrochen. "Auf diese zwei Monate kommt es doch nicht an." Ich schwieg für eine Weile. Draco stand unterdessen auf und knipste die Deckenleuchte an. "Weisst du Draco, wir könnten doch rausfinden was sie da unten besprechen." Ich setzte mich auf und blickte zu dem Jungen, er schien die Idee gerade abzuwägen. Nach kurzem Zögern schien seine Neugier zu überwiegen und er nickte. "Aber wir müssen wirklich vorsichtig sein, ansonsten kriegen wir echte Probleme", fügte ich noch hinzu. Ich warf einen weiteren Blick auf meine Schwester. Sie konnte auf keinen Fall mitkommen, wer weiss schon was wir hören würden? Also räusperte ich mich, erst einmal, dann nochmal, da sie es gar nicht mitbekommen oder mich ignoriert hatte. Nun sah sie mit ihren grossen dunkelblauen Augen zu mir auf, diese verengten sich wenige Millimeter. "Hast du was im Hals oder so?", fragte sie mich genervt. "Uhm... Nein. Hör mal, Draco und ich gehen was zu Trinken holen, wir sind gleich wieder da." Meine Stimme klang etwas stockend, was ihr aber merkwürdigerweise nicht aufzufallen schien. "Na gut. Bring mir Kürbissaft mit." Ihr Blick lag schon wieder auf den Bildern des Buches und ich war überrascht, dass sie gar nicht mitkommen wollte. Mit gerunzelter Stirn stand ich auf und trat zu Draco, dieser schien ebenfalls positiv überrascht, dass wir sie so einfach abwimmeln konnten. Ohne etwas weiteres zu sagen verliess ich das Zimmer, Draco dicht auf den Fersen. Unsere Schritte hallten von den Wänden wieder, obwohl wir versuchten so leicht aufzutreten wie möglich. "Draco", zischte ich leise, "zieh deine Schuhe aus." Wir hielten beide inne um genau dies zu tun, somit waren die Fussschritte nicht mehr zu hören. "Du hast tatsächlich mal gute Ideen", stichelte er grinsend, wurde jedoch bald wieder ernst. Die Kälte der dunkeln Steinfliesen drang durch meine Socken, sodass ich erschauderte. Selbst im Sommer wenn es heiss war, herrschte in Malfoy Manor eine Kälte, welche ich sonst von keinem anderen Ort kannte. Vielleicht lag es daran, dass die Villa seit so langer Zeit existierte, es würde mich nicht wundern wenn die Geister der verstorbenen Malfoys irgendwo hier herumspuken würden. Leise schlichen wir die Marmortreppe wieder hinunter, Draco steuerte geradewegs auf die Küche zu, was mir ein Stirnrunzeln entlockte, jedoch folgte ich ohne Kommentar. Offenbar schien er einen Plan zu haben. Die Küche war gross, mit mehreren Öfen und Herdplatten, eine grosse Ablage lag wie eine Insel in der Mitte der Raumes, vermutlich um fertige Speisen aufzutischen. Vergeblich liess ich meinen Blick durch den Raum schweifen, auf der Suche nach den grossen Ohren und Augen Dobbys, welcher vor drei Jahren meist hier war um das Essen zu kochen. Der kleine Elf hatte Glück gehabt von hier wegzukommen. Sosehr ich diesen Ort mochte, wusste ich doch, wie schwer es für Dobby hier war. Während ich in Gedanken versunken war, hatte sich Draco einer Tür genähert, welche überhaupt nicht in das Gebäude zu passen schien. Im Gegensatz zu den Restlichen Türen des Hauses war diese vergleichsweise klein und unauffällig. Sie führte geradewegs in den Speisesaal, in welchem wir zuvor waren. Drei Treppenstufen lagen davor, auf welche sich der Blondhaarige setzte, ehe er seinen Zauberstab hervornahm. Ich hob eine Augenbraue, wir durften noch nicht zaubern ausserhalb von Hogwarts. "Draco, was machst du da? Das Ministerium könnte dich von der Schule verweisen!", zischte ich und setzte mich zu ihm. "Die wissen ja nicht dass ich gezaubert habe. Fudge hat meinem Vater erklärt dass sie bloss den Ort kennen und nicht denjenigen der gezaubert hat. Dementsprechend gehen sie sowieso davon aus dass es meine Eltern waren", erklärte er zügig, ehe er den Zauberstab hob und damit auf die Tür deutete. "Subausculto", flüsterte der 15-Jährige, woraufhin leise Stimmen aus dem Ende des dunkeln Stabes drangen. Er drehte ihn wie einen Lautstärkeregler eines Radios, woraufhin die Stimmen lauter und deutlicher wurden. Beeindruckt blickte ich Draco an, diesen  Zauber kannte ich gar nicht. Normalerweise war ich doch besser als er in Zauberkunst, weshalb ich mir vornahm Zuhause nach dem Zauber zu suchen und ihn zu lernen. Das zufriedene Grinsen welches dem jungen Zauberer gerade im Gesicht stand, spornte mich noch mehr an. Schliesslich lenkte ich meine Konzentration jedoch wieder auf die Stimmen. "...man sagt er möchte unsere Loyalität prüfen. Ausserdem scheint er bereits ohne Vorwarnung bei einigen aufgetaucht zu sein", sprach die Stimme, welche unverkennbar die meines Vaters war. Lucius hatte nicht eine solch raue Stimme wie Adrian. Trotz dessen dass die vier alleine in dem Speisesaal zu sein schienen, sprachen alle leise, sodass es selbst mit Dracos Zauber schwierig war sie zu verstehen. Ausserdem fehlten ab und zu einige Wörter, dann rauschte es leise, als wäre ein zu schwaches Signal vorhanden. "Wir müssen ihm beweisen dass er uns trauen kann", meldete sich nun eine neue Stimme, dies musste Dracos Vater sein. "Ihr wisst was ich damit sagen möchte." Stirnrunzelnd sah ich Draco an, er sah ebenso verwirrt aus wie ich. "Auf keinen Fall Lucius!", meldete sich nun Narzissa. Dracos Gedanken schienen abzuschweifen, denn der Zauber brach ab. Fluchend wiederholte er ihn, ein paar Sekunden später konnten wir weiterhören, noch immer war es Narzissa welche sprach. "...zu gefährlich-", weiter kam sie jedoch nicht, da wurde sie bereits unterbrochen. "Früher oder später wird es sowieso passieren Narzissa. Ist es früher und kommt es von ihnen selbst, soweit das möglich ist, wird er seine Zweifel vielleicht begraben", knurrte mein Vater, offenbar gereizt. In letzter Zeit hatte ich ihn oft so erlebt, obwohl er eigentlich ein Zauberer ist, welcher seine Gefühle kaum offen zeigt. "Dann lass es später sein, aber nicht jetzt." Das schien Catherine gewesen zu sein. "Ich glaube bloss dass wir so eine gute Chance verpassen unseren Platz zu sichern", kam es nun wieder von Adrian. "Schluss jetzt! Ich kann nicht für euch sprechen, doch für uns kann und tu ich es. Nein, Lucius, auf keinen Fall." Fragend blickte ich zu Draco, doch er schien ebenso verwirrt. "Wogegen sträubt sich deine Mutter wohl so sehr?", flüsterte ich dem blonden Zauberer zu, dieser zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Und was könnte es sein was sie tun wollen? Was ist so gefährlich?" Draco hatte den Zauber mittlerweile wieder aufgehoben, wir sassen beide nebeneinander auf der Treppenstufe und starrten auf den Boden. Eigentlich wollten wir uns doch Informationen beschaffen, nun hatten wir bloss noch mehr Fragen. Nach einigen Minuten des Schweigens und des Starrens räusperte sich Draco. "Wir sollten hoch bevor unsere Eltern uns bemerken." Ich nickte bloss, liess mir das eben Gehörte immer wieder durch den Kopf gehen. Also schlichen wir uns wieder aus der Küche, bis hoch zu Dracos Zimmer. Beinahe vergassen wir unsere Schuhe wieder anzuziehen. Als wir schliesslich wieder ins Zimmer kamen, sass Jasmin auf Dracos Bett, das Quidditchbuch lag noch auf dem Boden. "Ihr habt euch ganz schön Zeit gelassen", sagte sie und musterte uns. "Und wo ist mein Kürbissaft?" Innerlich fluchte ich gerade und blickte hilfesuchend zu dem Blondhaarigen herüber. "Uhm... Den hab ich wohl vergessen", murmelte ich und kratzte mich verlegen am Hinterkopf. Noch immer betrachtete sie uns aus schmalen Augen, wobei eine verlegene Stille auftrat und ihr Blick abwechselnd von Draco zu mir und wieder zurück glitt. Bevor sie jedoch irgendetwas peinliches sagen konnte, räusperte sich jemand hinter uns im Türrahmen. Erschrocken drehte ich den Kopf, spürte wie mein Herz heftig in der Brust zu pochen begann. Hatten sie uns bemerkt? Da stand jedoch bloss eine Brünette mittleren Alters, mit schönen dunkelblauen Augen. Es war Catherine. "Roxy, Jasmine, wir sollten jetzt gehen." Ein sanftes Lächeln lag auf ihren Lippen, trotzdem schien sie angespannt zu sein. Hatte das etwas mit dem Gespräch vorhin zu tun? Ich atmete einmal tief durch, ehe ich zu Draco sah und den Mund verzog. Jasmine begann währenddessen wieder zu quengeln, stapfte jedoch trotzdem zu ihrer Mutter. Ich seufzte und trat hinter Catherine und Jasmine in den Flur. "Mama, was habt ihr da unten eigentlich besprochen?", fragte meine Schwester nach kurzer Zeit neugierig. "Nichts besonderes Mäuschen, du weisst schon, das Wetter und so." Draco und ich wechselten einen vielsagenden Blick. Unten warteten die anderen Drei bereits in der Eingangshalle. Es herrschte eine beklemmende Stille. Wir verabschiedeten uns schliesslich alle und ich trat mit Catherine, Jasmin und meinem Vater zur Tür hinaus. Vor dem Haus streckte uns Adrian wieder seine Hand entgegen. Ich warf einen letzten Blick zurück zu Draco welcher im Türrahmen stand, ehe ich nach der Hand griff. Es zog sich wieder alles zusammen, gleich darauf befanden wir uns bereits wieder in unserer eigenen Einfahrt. Das ständige Apparieren gefiel mir ganz und gar nicht, meinem Magen noch weniger. Es war bereits dunkel, von weitem hörte ich eine Kirchenglocke elf Uhr schlagen. Schnell machte ich mich auf den Weg nach oben in mein Zimmer.

I'm here with you [Harry Potter FF]Where stories live. Discover now