39. Karma being Light

Start from the beginning
                                    

,,Willst du deinen Schal nicht ausziehen? Es ist ein bisschen warm hier, findest du nicht?", fragte sie ihn lächelnd. ,,Oder ist es wegen- aha, ja. Keine Sorge, du musst sie nicht verstecken."
Wir beide starrten auf ihre Hand, welche seinen Schal zur Seite gezogen und die Knutschflecken auf seinem Hals entblößt hatte.

Er zuckte zusammen und wich von ihr zurück. Ich biss mir auf die Zunge. Langsam ging mir auf, was sie damit bezwecken wollte. Ich zwang mich dazu, keinen Streit anzufangen. Sie würde sich zweifellos rächen.

,,Was machst du da?", fragte ich sie stattdessen genervt und packte Nagisas Arm, um ihn von ihr wegzuziehen. Sie grinste amüsiert.
,,Wie alt bist du nochmal, Karma?"

Wooow.

,,Ich habe meine Meinung geändert", fauchte ich. Sie wollte offensichtlich auf irgendwas hinaus, aber kam einfach nicht zum Punkt, weil sie es mochte, uns zappeln zu sehen. Ich hatte wirklich keine Lust auf ihre Spielchen.

,,Wir gehen raus. Währenddessen kannst du ja überlegen, wie alt ich bin. Falls du es überhaupt vergessen hast", sagte ich und zog Nagisa hinter mir her. Der schien gar nichts mehr zu verstehen.

Mum hob abwehrend die Hände, grinste Nagisa noch einmal zu und drehte sich zum Küchentisch um. Dort saß mein Vater und sah uns über seinen Laptop hinweg an.
Sein Blick fragte: ,,Was sollte das jetzt wieder?"

,,Ich hab es wirklich kurz vergessen", rechtfertigte sie sich. 
Bevor er etwas erwidern konnte, hatte ich mich angezogen und hinter Nagisa und mir die Türe zugeknallt.

,,Wo gehen wir hin?", fragte er, als ich mich mit schnellen Schritten vom Haus entfernte. ,,Keine Ahnung. Weg. Wollen wir zu dir? Oder in ein Café oder so was", sagte ich gestresst.

,,Okay, zu mir", entschied er. ,,Ich wusste gar nicht, dass deine Eltern Zuhause sind."
,,Sie sind gestern Abend gekommen. Ich dachte, sie wären arbeiten, als du kommen wolltest. Sorry. Und sorry wegen meiner Mum."

,,Schon gut. Sie weiß Bescheid, oder?"
Ich nickte seufzend.
,,Warum hat sie dich gefragt, wie alt du bist?"
,,Wahrscheinlich war das eine ihrer Andeutungen. So etwas macht sie oft."
,,Was denn für Andeutungen?"

,,Wenn sie irgendeinen Verdacht hat, oder was wissen möchte, quetscht sie Leute so hinterhältig aus, dass sie ihr, ohne es selbst zu bemerken, ein Geständnis geben. Bei uns hatte sie wie es aussieht das gleiche vor. Sie wollte aus unseren eigenen Mündern hören, dass wir zusammen sind. Keine Ahnung, warum es sie so interessiert", sagte ich verbissen.

Eine leichte Berührung an meiner Schulter lenkte mich ab und ich sah auf.
Nagisa lächelte mich an. ,,Entspann dich. Es ist doch nicht so schlimm. Warum gehst du so schnell?"

Erst jetzt bemerkte ich, dass sich mein Gang verschnellert hatte und ich blieb stehen. ,,Sorry. Sie nervt mich einfach. Ich hab zwar echt kein Problem damit, anderen zu sagen dass wir zusammen sind, aber bei meinen Eltern..."
,,Sind sie homophob?"

Ich schnaubte. ,,Nein. Sie mögen es sogar, wenn man nicht der "Norm" angehört. Aber meine Mutter liebt es andere zu nerven. Auf ihre Kommentare hab ich echt keine Lust."
Tatsächlich kicherte er kurz auf. ,,Terasaka wahrscheinlich auch nicht, weißt du."

Ich zögerte. Das ist doch was anderes...

,,Wie sieht's eigentlich mit deiner Mutter aus?", erkundigte ich mich.
Nagisa verzog das Gesicht. ,,Ich weiß nicht. Es ist seltsam. Manchmal ist sie echt gut drauf und will wissen wie es so mit uns läuft, dabei ist sie sogar ein bisschen überfürsorglich, was ich echt nicht gedacht hätte..."

Ich nickte zustimmend, als ich mich an ihren Anruf von gestern erinnerte.
,,Aber", fuhr er fort, ,,dann ist sie plötzlich total streng. Als würde ihr immer erst später klar werden, dass das zwischen uns keine Heterobeziehung ist. Weil ich ein Junge bin. Dann ist sie schlecht drauf."

Er zog die Schultern hoch. ,,Aber ist ja auch egal. Lass uns über was anderes reden... Wir bekommen das alles schon hin."
Ich nickte matt. ,,Du hast recht."

Auf dem Weg zu ihm nach Hause erzählte er mir, dass seine Mutter gerade arbeiten war, weshalb wir ungestört sein würden. Als ich ihn daraufhin vielsagend angrinste, schüttelte er nur lachend den Kopf und meinte, dass das keine gute Idee sei.

Angeblich hatte seine Mutter keine feste Stundenplanung. Was bedeutete, dass sie mal früher und mal später nach Hause kam. Deshalb sollten wir besser kein Risiko eingehen.

Während ich mich dann in sein Bett fallen ließ, holte er uns eine Chipstüte und Gummibärchen. ,,Ich hab leider nichts anderes, tut mir leid."
Ich winkte ab. Die wahre Süßigkeit war keine dieser verpackten Sachen.

,,Komm her."
Er krabbelte zu mir aufs Bett.
,,Willst du was?", fragte er, als er die Chipstüte aufriss. Ich nickte und klappte den Mund auf, als er sie mir hin hielt.

Er lachte. ,,Na gut... Dann nehme ich einen Kartoffelchip-"
,,UND ESSE IHN!", vollendete ich seinen Satz und reckte den Kopf, woraufhin er ihn in meinen Mund schob.

,,Du nimmst mir die Worte aus dem Mund", stellte er fest.
Ich lachte und schluckte den Chip herunter, ehe ich mich vorlehnte und seinen Lippen näher kam. ,,Ich kann sie dir ja zurückgeben..."

Da er nichts tat, um mir zu signalisieren dass er das nicht wollte, überbrückte ich die letzten Zentimeter zu seinen Lippen. Ich könnte für immer so weiter machen.

How to love an Assassin ♡ KarmagisaWhere stories live. Discover now