And it's worth it, it's divine

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Ohrenbetäubendes Geschrei empfing uns als wir aus dem Bus stiegen. Grelles Sonnenlicht blendete mich und ich schob die Sonnenbrille auf meine Nase. In der Luft lag schwerer Blütenduft und eine unerträgliche Hitze.
"Noch fünf Minuten, Leute", sagte ein Bühnenarbeiter und wir stiegen die klapprigen Treppen Richtung Bühne hoch. "Kann mir einer sagen, warum wir bei 41 Grad ein Konzert spielen?", fragte Jasper und streckte sich. "Muss ich das wirklich beantworten?", entgegnete ich und begann auf der Stelle zu hüpfen. Dabei lockerte ich Schultern und Arme. "Seid ihr bereit?". Luca streckte seine Finger und machte dann wieder eine Faust. "Musst du das jedes Mal fragen?".
"Ich will es ja nur wissen", verteidigte er sich. In den letzten Jahr war er bestimmt nochmal 20 Zentimeter gewachsen und überragte Jasper und mich bei weitem.
Ich blieb stehen und legte die Hände auf je eine Schulter der Beiden. Die beiden taten es mir gleich. Es war ein kurzer Moment der Stille zwischen uns, bis Luca den tiefsten Ton summte. Jasper der eine wunderschöne Tenorstimme hatte legte eins darauf, bis ich die Harmonie mit einem sicheren hohen C vervollständigte. "Jetzt sind wir so weit". Alle grinsten mich an. Dann nickte ich. Sie ließen mich los und begannen sich die Plugs in die Ohren zu stecken.
"Zehn Sekunden", meinte Percy der auf einem Kabelkoffer saß und auf einem Tablet herumwischte. "Haut sie um".
Grinsend trat ich zur Seite, um Jasper die Bahn freizumachen der auf die Bühne lief. Luca folgte ihm gleich. Sobald die beiden auf der Bildfläche erschienen, wurde es noch lauter. Mit einem strahlenden Lächeln lief ich ihnen nach uns griff mir meine Gitarre.
Jas schlug die ersten drei Takte voraus und dann ging es los.
Das Konzert war ein voller Erfolg. Nach der 5. Zugabe waren wir absolut durchgeschwitzt und fertig mit der Welt. Meine Stimme war schon ziemlich heißer geworden und auch Jasper war unkonzentriert. Nach guten 4 Stunden auf der Bühne beendeten wir das Konzert und verschwanden im Tourbus. Mit hochrotem Kopf ließ ich mich auf einen Sitz fallen. Ich war geschafft aber glücklich. "Das war...", sagte Luca keuchend. "Zu viel", beendete Jas den Satz. Er streckte die Arme in die Luft und ließ dann den Oberkörper nach unten fallen. "Ich bin kaputt". Luca öffnete den kleinen Kühlschrank und warf jedem von uns eine Flasche Wasser hin. Dann legte er seine Finger ins Kühlfach. Gierig stürzten wir das kühle Nass in unsere Rachen. Mein Handy, das vor mir auf dem Tisch lag vibrierte, in selben Moment ging die Tür vom Bus auf und unsere Assistentinnen wuselten herein.
"Es ist verdammt heiß da unten", jammerte Amber und zückte einen roten Fächer. Auf ihrer makellosen Stirn hatten sich viele Schweißperlen gebildet doch gegen mich war es nichts. Die untergehende Sonne hatte direkt auf die Bühne geballert. Bri ließ sich mir gegenüber nieder. "Ich hab dir eine Behandlung im Hotel gebucht", sagte sie mit ihrer sanften Stimme und tippte auf ihrem Tablet herum. "Und morgen..". Ich hielt die Hand hoch. "Bitte keine Information für morgen. Das machen wir später", beschloss ich und leere meine Flasche aus.
Sie würde sowieso bevor ich ins Bett ging nochmal in mein Zimmer schleichen, um den Tag Revue passieren zu lassen.
"Ihr wart heute echt super", lobte sie uns. Ich nickte müde und sah auf mein Handy.
Liza fragte mich nach jedem Auftritt wie es gelaufen ist. Als Antwort schickte ich ihr ein Bild meines verschwitzten Antlitzes. "Ich fühle mich echt schmantig", gab Luca von sich und nahm die Finger aus dem Kühlschrank.
"Ich spiele nie wieder in einer langen Hose", beschloss ich laut und Bri notierte es sich gleich. Der dunkle Stoff meiner Jeans klebte an meinen Beinen. Ekelig.
"Ich will endlich Duschen!", jaulte Jasper auf und wischte sich über die Stirn.
Wie aufs Stichwort stieg unser uralter Busfahrer Joe ein und schwang sich hinter das Steuer.
"Alle bitte hinsetzen", sagte er mit seiner tiefen, rauchigen Stimme.
Luca setzte sich neben mich und schloss die Augen.  Die kühle List der Klimaanlage war eine göttliche Erlösung aber auch ziemlich gefährlich. Ich war leider ziemlich anfällig für Schnupfen geworden.

"Was hältst du hier von?", fragte Bri und drehte mir den Bildschirm zu. Ich warf einen kurzen Blick darauf und streckte ihr dann meinen Daumen entgegen. Sie hatte einfach ein Händchen für Mode. Ich konnte mit dem ganzen gar nichts anfangen. Ich entschied zwar mit, war aber eher auf ihre Hilfe angewiesen.
Die kurze Fahrt ins Hotel war schnell vorbei und wir krochen förmlich durch die Lobby. Bri hatte uns alle Sonnenbrillen und Kappen besorgt. Jetzt wo wir 'bekannter' waren, erkannten uns mehr Leute. Wenigstens war vorm Hotel nicht wieder eine Meute verrückter Teenager gelauert wie in Vegas letztes Jahr. Jas und Luca machte das weniger etwas aus, doch ich mochte das nicht unbedingt. Sie lächelte in jede Kamera während ich mich lieber bedeckt hielt.

It was always youWhere stories live. Discover now