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Ich schaute meinen treuen Begleiter an und erkannte mich selbst als kleines Kind. Ich hatte schon in den letzten Tagen bemerkt, dass er langsam die Form eines Menschen annahm und jetzt verstand ich was das bedeutete, meine Zeit war endlich gekommen, ich konnte es endlich beenden. Ich nickte ihm zu und holte ein kleines Buch aus der untersten Lade, meines Nachttisches heraus. Sofort fiel die Klinge, die ich darin versteckt hatte, in meinen Schoß. Ich nahm sie, drehte sie mehrmals in meiner Hand, schaute mich noch ein letztes Mal in meinem Zimmer um, warf einen letzten Blick auf die Lichtgestalt und setzte sie dann ganz vorne, dort wo die Ader sichtbar war, an meinem rechten Arm an. Langsam zog ich die Klinge über meine Pulsader, wobei ich zwischendurch immer wieder einige Sekunden lang wartete und beobachtete, wie immer mehr Blut aus der Wunde hervorquoll. Ich spürte wie sich der Schmerz und die Last, die ich über die Jahre unterdrückt hatte, von mir lösten und ich mich endlich frei fühlte.
Plötzlich hörte ich die Schritte meiner Schwester und dann einen lauten Schrei. Sie rannte zu mir und nahm mich in den Arm, schrie Philipp zu, er solle einen Krankenwagen rufen und wendete sich dann wieder mir zu. Ihre Tränen fielen in mein Gesicht und sie sagte mit leiser und gequälter Stimme: „Es tut mir leid, ich habe das alles nicht so gemeint, ich war nur so wütend und wusste nicht, was ich sage. Ich...es tut mir so leid...ich habe dich lieb, Lyra."

Die Gefährten des TodesWhere stories live. Discover now