»Liam«, begann ich mit sanfter Stimme, damit er mich anblickte.
»Ich fand es sehr nett, wirklich. Mach dir darüber nicht so viele Sorgen.«

Seinerseits vernahm ich ein kleines Lächeln und einen wohligen Blick in meine Augen, welchen ich ebenso erwiderte.

»Also, wir sehen uns«, verabschiedete ich mich. Er winkte mir hinterher. Verabschiedungen waren irgendwie nie so richtig meins und Liam war nicht ganz so übel, wie ich anfangs dachte. Außerdem ließ mich das Gefühl nicht los, dass da etwas war, was ihn bedrückte.

Etwas, was selbst seine Maske früher oder später bröckeln ließ.

                            
                           ***

Nach drei Tagen erhielt ich einen überraschenden Anruf von Louis, welcher June und mich mit einer gewissen Dringlichkeit zu sich rief.

Zuerst machte ich einen Halt bei June, damit wir beide gleichzeitig bei Louis aufkreuzten. »Ich bin sofort fertig, nur noch meine Schuhe«, war das erste, was mir June sagte, bevor ich auch nur die Möglichkeit hatte, sie begrüßen zu können.

Sie steckte ihren Schlüssel in ihre Hosentasche und zog die Tür zu, bevor wir uns auf den Weg zu Louis machten. »Was glaubst du, womit kommt er heute an?«

»Keine Ahnung, was seine heutige Mission ist. Es hat sich nur dringend angehört.«

Ich lachte, wusste aber auch, dass es wieder etwas sein würde, was wieder weiß woher kommt. So war Louis nun Mal.

Wir kamen an seiner Tür zum Stehen und klopften an dieser. Binnen Sekunden stand Louis auch schon davor und öffnete diese – seine blonden kurzen Haare standen in alle Richtungen ab und seine blauen Augen starrten uns aufgeregt an.

»Leute, da seid ihr ja endlich«, stieß er erleichternd aus und zeigte uns mit einer Handbewegung, dass wir uns schleunigst in das Innere seines Hauses begeben sollten. June und ich schauten uns nur an. Keine Ahnung, was uns jetzt erwarten würde.

»Was wollt ihr denn im Wohnzimmer? Kommt raus auf die Terrasse, ich habe schon alles vorbereitet.«

Louis führte June und mich auf seine Terrasse und wir staunten nicht schlecht: Zwei Sonnenschirme waren mühselig angebracht worden und boten viel Schatten in dieser prallen Mittagssonne im Juni. Auf einem Holztisch standen drei gekühlte Eistee Gläser mit kleinen Eiswürfeln, gelben Strohhalmen und jeweils einer halben Zitrone.

»Oh, da hat sich aber jemand Mühe gegeben«, sagte ich in einem gespielt  erstaunten Ton, während June lachte und Louis in mein Spiel einstieg.

»Nur für meine liebsten Gäste«, übertrieb er und setzte sich, genau wie wir, auf einen der drei weißen Klappstühle. »Und, freut ihr euch gar nicht mich zu sehen? Schließlich war ich derjenige von uns, der Kalifornien verlassen hat.« Er nahm sich seinen kühlen Eistee und lächelte uns verschmitzt an. June und ich ließen das einfach Mal unkommentiert. Das wäre das Beste für uns alle.

»Wie dem auch sei, das war jetzt nicht wirklich der Grund, wieso ich euch hergerufen hatte.« Er machte es sich erneut gemütlich in seinem Stuhl, während June und ich uns weiter vorlehnten und auch nach unserem Eistee griffen.

»Wir hören«, gab June schließlich von sich, die immer ungeduldiger wurde und diese Geheimnistuerei mindestens genauso sehr hasste wie ich.

»Ist ja gut. Bevor ich überhaupt sage, worum es geht, möchte ich einfach keine Einwende.« Dabei sah Louis vor allem mich mahnend an. Ich verdrehte nur meine Augen und hörte weiter zu.

»Also, Tyler schmeißt dieses Jahr sowas von eine gute Party, die wird euch allen in Erinnerung bleiben. Seine Partys sind sowieso der Wahnsinn, von daher ist es schon ein Muss dort zu erscheinen.«

Ich wollte gerade meinen Mund öffnen, da kam mir Louis schon zu vor.

»Moment, Hailey sag nichts, ich bin noch nicht fertig. Da wird so gut wie jeder aus unserer Schule sein, denn Tyler war auch in der Zwölf. Nur nochmal zur Erinnerung. Und die sind nach diesem Sommer alle weg und feiern dann auf dem College.«

»Eigentlich keine schlechte Idee«, mischte sich June mit ein und schlürfte weiter an ihm beinahe geleerten Eistee. Ich hielt mich bisher aus dieser Konversation heraus. Partys, auf die gefühlt nur die Leute gehen, die ich sowieso nicht leiden konnte, waren nie mein Ding gewesen, aber das müsste man so mittlerweile von mir wissen.

An meinem Blick war sicher schon zu erkennen, dass ich nicht Mal etwas sagen musste, um zu verdeutlichen, was ich von dieser Idee hielt. Nicht viel nämlich. »Hailey, du hast doch immer gesagt, dass es unser letzter Sommer sein würde, bevor sich alles ändert und nächstes Jahr sich jeder mit seinen eigenen Sorgen herumschlägt. Spontanität und Neues würde dir also ganz sicher nicht schaden.«

Mit meiner Hand stützte ich mich auf dem Tisch ab, auf dem die bereits leeren Eistee Gläser platziert waren.

Die beiden hatten recht. Wenn es schon der letzte Sommer war, der so sorgenlos und frei sein würde, dann sollte ich mich auf Dinge einlassen, die ich sonst mied.

»Wann ist die Party?«, fragte ich daher erst vorsichtig nach, jedoch wurde meine Frage komplett falsch aufgenommen, denn June und Louis klatschen sich beide bereits ab und lächelten mich an.

»Übermorgen Abend und es wird keine langweilige Hausparty, glaub mir. Tyler denkt, sein Garten wäre für diesen Anlass ein perfekter Ort.«

Nun hatte ich mich also doch auf etwas eingelassen, was ich hoffentlich nicht bereute.

LAST SUMMERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt