Chapter sixteen ❤

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Nachdem ich Jace und Clary allein ließ, fuhr ich in meine Wohnung und knuddelte den kleinen dicken Kater ganz feste. Diese Schmuseeinheit hatte er dringend nötig, ich bin nicht oft über Nacht außer Haus. Ich schlüpfte in meine Laufhose und das Shirt, zog meinen geliebten schwarzen Hoodie an, der schon zu Collegezeiten ein treuer Begleiter war. Dementsprechend sieht dieser auch aus. Die Farbe ist mittlerweile anthrazit statt schwarz, die Kordel in der Kapuze fehlt und die Armbündchen haben schon bessere Tage gesehen.

Izzy sagt, ich sehe damit aus wie der letzte Penner. Aber ich liebe diesen Hoodie. Er ist weich und warm, hat eine geräumige Tasche für mein Telefon zum Musik hören und lässt mich einfach nie im Stich. Der Hoodie ist an düsteren Tagen für mich da. Wenn ich ihn trage und in meine Laufschuhe schlüpfe, dann beginnt sich eine Blase um mich herum zu bilden, die mich von der Welt abschottet. Hier kann ich Alec sein. Meinen Gedanken und Gefühlen, Emotionen und Ängsten Freiraum geben. Sobald ich auf die Straße trete, die Kapuze über den Kopf ziehe, die Musik in meinen Ohren dröhnt und meine Beine sich schnell bewegen, bin ich frei. Ich liebe diese Zeit des Tages.

Das winterliche Wetter lädt zu einem Spaziergang ein, entsprechend gut besucht ist der Park für meine sonntägliche Laufrunde. Es ist kalt, arschkalt um ehrlich zu sein, aber das Laufen wärmt schnell meine Muskeln auf und auch mein Körper wird von einer wohligen Wärme umhüllt. Die Luft ist rein und es riecht noch immer nach Schnee. Aber noch immer ist keiner in Sicht. Ich frage mich, wann es wohl endlich so weit ist und die ersten Flocken vom Himmel fallen.

Immer weiter tragen mich meine Beine, die kalte Luft füllt meine Lungen mit dem notwendigen Sauerstoff und ein Lied weckt gerade meine Aufmerksamkeit.

Ich bin schon so lang auf der Suche nach Dir
So lang, dass ich sogar Zweifel und den Mut fast verlier
Ich weiß nicht weiter, aber du bist nicht hier

Rede mir ein ich hätte die ganzen Nächte gut investiert
In denen ich meine Augen nicht schloss
Gedanken drehten sich laufend im Kopf
Dass du da draußen bist behaupte ich gerne
Irgendwo im nirgendwo zwischen tausenden Sternen
Und ich hoff dass ich dich irgendwann sehe
Dass ich das irgendwann erleb, dass das irgendwann geht
Aber wer weiß schon, was bald ist
Oder ob ich dich erst finde wenn ich alt bin

Ich denke an Copperfield und das er sich heute noch nicht gemeldet hat. Aber ich mich bei ihm auch nicht.

Und ich hoffe dir geht es gut
Frage mich oft was du grade tust
Ich bin allein und ich Zweifel
Und ich frag mich
Wo bist du?
Wo bist du?

Ich bin allein und ich Zweifel

Und ich frag mich
Wo bist du?
Und nun sitze ich hier
Mit Stift und Papier
Frage mich, ob mein ich ohne dich jemals glücklicher wird

Ich bin nicht schwer zu erreichen
Also gib mir ein Zeichen, wenn du mich findest,
Ich werde dich gerne begleiten
Ganz egal wo du hin willst

Wo bist du?

Eines ist mir in den letzten Wochen klar geworden. Ich denke oft an Copp. Er bringt mich zum Lachen. Er bringt mich zum Nachdenken. Er bringt mich zum Weinen. Ich denke viel an ihn. Und noch mehr seit vergangener Nacht. Dieses intensive erotische Erlebnis. Es war unbeschreiblich.

Ich hadere mit mir. Soll ich ihm seinen Wunsch erfüllen? Er will mich sehen. Ein Treffen ängstigt mich. Das was wir haben ist so schön und einzigartig. Es ist unbeschwert und frei. Er kennt einen Alec, den es im realen Leben nicht gibt. Der Mann, mit dem er seit sechs Monaten Nachrichten austauscht, ist nicht der Mann, der ihn erwartet. Und Copperfield weiß es nicht. Er ahnt noch nicht einmal, dass ich so ganz anders bin.

Immer wieder stelle ich mir unser erstes Aufeinandertreffen vor. In einer Bar, vielleicht dem Hunters Moon? Ich sitze am Tresen und warte auf den Mann meiner schlaflosen Nächte. Er kommt zu mir, freundlich, höflich, nett und charmant. Er sieht gut aus, sehr gut sogar. Neben ihm komme ich mir klein und unbedeutend vor. Meine Hände schwitzig und der Kopf hochrot versucht er ein Gespräch in Gang zu bekommen, aber ich bleibe stumm wie ein Fisch. Es hat mir sprichwörtlich die Sprache verschlagen und Copp verlässt wutentbrannt die Bar. Nachdem er mir mein Getränk ins Gesicht geschüttet hat und mich als Lügner und Betrüger beschimpfte. Denn dieser Mann hier, ist nicht der Mann, den er glaubt zu kennen.

Je mehr ich darüber nachdenke, umso unsicherer werde ich. Aber auch meine Sehnsucht nach ihm wächst. Und wenn ich meine Augen schließe, dann sehe ich ihn. Magnus. Und meine Verwirrung steigert sich ins unermessliche. Warum Magnus? Ich kenne ihn nicht. Er war ein Kuss auf einer Party. Nichts Besonderes.

Je mehr ich dagegen ankämpfe nicht an Magnus zu denken, umso öfter schiebt er sich in meine Gedanken. Ich schrecke kurz zusammen als es an meinem Bauch beginnt zu vibrieren. Mit tippelnden Schritten lese ich die Nachricht.

Copperfield
Hallo mein Hübscher. Ich muss dir etwas sagen. Es fällt mir nicht leicht. Ich hoffe du bist nicht sauer auf mich. Und falls doch, werde ich es wieder gut machen.

Mein Herz schlägt immer schneller. Mir wird immer heißer. Nicht er auch noch. Wenn er mir jetzt schreibt, dass er den Kontakt zwischen uns nicht weiter aufrechterhalten möchte, dann schreie ich. Und dann ist mir auch egal, wer mich hier alles hören und vor allem sehen kann. Meine Finger zittern so sehr. Ich habe Panik die Nachricht weiterzulesen.

Robin, ich muss heute Abend noch nach Sydney fliegen. Ein dringender Termin der kurzfristig angesetzt wurde. 9953 Meilen. Ich verbringe einen ganzen Tag im Flieger. Und zurück nochmal das gleiche. Das Meeting wird anstrengend. Mich erwarten arbeitsreiche Tage und kurze Nächte. Der Zeitunterschied beträgt 14 Stunden.

Ich möchte dir keine falschen Hoffnungen machen. Aber ich möchte auch nicht, dass du unnötig auf mich wartest. Daher wollte ich dir nur sagen, dass ich mich bei dir melde. Aber bitte sei mir nicht böse, wenn es nicht regelmäßig und sofort ist.

Ich denke an dich. Und du hoffentlich auch an mich.
Alles Liebe dein Copp XD

Oh mein Gott. Ich steh gerade komplett neben mir und weiß gar nicht was ich denken soll. Seine Nachricht machte mir erst Angst, dann ließ sie mich vor Rührung fast zerfließen. Er ist großartig.

Ich beschließe meine Runde etwas zu verkürzen und dann nach dem Duschen ihm eine Antwort zu schicken. Diese Zeit werde ich nutzen um meine Gedanken zu sortieren. Ich hatte echt Angst das auch er mir eine Abfuhr erteilt. Schnell schiebe ich mein Telefon in die Tasche und blicke in den Himmel. Schnee. Der erste Schnee des Jahres. Endlich.

Meine Beine setzen sich wieder in Bewegung, ich blicke noch in den Himmel und beobachte die Flocken beim Fallen. Das hätte ich mal lieber nicht getan. Ich pralle hart gegen einen anderen Körper und unsere Köpfe schlagen schwer aufeinander. Wir taumeln beide und ich packe instinktiv den Arm des anderen Mannes, bevor dieser zu Boden fällt. Er sieht mich an und will etwas sagen, aber kein Wort verlässt seine Lippen.

Auch ich bin stumm und blicke zu dem Mann mir gegenüber. Er trägt eine graue Jogginghose und die gleichen Paar Schuhe wie ich. Die rote Sweatjacke liegt eng an seinem Körper und ich frage mich, ob er darin auch genug Platz zum Atmen hat. In seinen Ohren stecken ein paar weiße Ohrstöpsel und die Musik, die mir entgegen strömt, lässt mich schwer schlucken.

Frag mich oft was du grade tust
Ich bin allein und ich Zweifel
Und ich frag mich
Wo bist du?
Wo bist du?
Ich bin allein und ich Zweifel
Und ich frag mich
Wo bist du?

Vor mir steht Magnus. Er sieht mich aus seinen wunderschönen Augen an, sein Mund ist leicht geöffnet. Die Schneeflocken um uns herum fallen leise auf den Boden. Ein paar wenige verfangen sich in seinen schwarzen Haaren und eine einzelne kommt auf seinen Wimpern zum Erliegen. In meinen Fingerspitzen beginnt es zu kribbeln und ich wünschte, ich wäre die kleine Schneeflocke.

Love breaks chains - Weil Liebe keine Grenzen kenntWhere stories live. Discover now