Am nächsten Tag, als der kleine Elf aufwachte, lief er zum Fenster um nachzusehen, wie spät es wohl war. Der helle Punkt am Himmel stand im Zinit, was heißen musste, dass die sechste Stunde bald anbrechen würde. Der kleine Elf streckte sich genüsslich und lief dann in den angrenzenden Waschraum, um sich dort eine Hand kalten Wassers ins Gesicht zu spritzen.
Jetzt war er ganz wach. Dann lief er zu einer Komode und suchte sich bequemere Klamotten. Er hatte Nackenschmerzen, da er in der Rüstung von gestern eingeschlafen war und diese ziemlich starr und unbequem war. In der Komode fand er ein rotes Oberteil mit V-Ausschnitt und eine kurze Stoffhose. Das Oberteil gefiel ihm allerdings nicht ganz. Er hatte noch nie so freizügige Sachen getragen und war ein wenig schüchtern in diesem Outfit. Hätte er einen Blick in den Spiegel geworfen, hätte er aber schnell gesehen, dass das nicht nötig war. Seine braunen etwas längeren Haare umrahmten seine maskulinen Züge perfekt. Seine grünen Augen glänzten vor Neugierde und Wissensdurst. Der kleine Elf hatte noch so viel zu erleben und zu lernen.
Gelangweilt lief er, nachdem er sich eingekleidet hatte, im Raum auf und ab. Die Darin musste bald jemanden schicken, um ihn zu holen. Vielleicht würde sie ihn ja auch ganz persönlich abholen. Es würde ihn auf jeden Fall sehr erfreuen.
Doch die Darin kam auch nach einer halben Stunde noch nicht. Der kleine Elf wurde allmählich ein wenig ungeduldig und beschloss sich ein wenig im Schloss umzusehen. Er trat leise in den Flur und sah sich um. Es waren keine Wachen in der Nähe, also schloss er die Tür leise hinter sich. Er wusste nicht so Recht, ob es ihm erlaubt war alleine in diesem Haus herum zu streunen. Aber er wollte seine Neugier befriedigen und dieses wunderschöne Schloss erkunden. Er wollte all den verwinkelten Fluren und Treppen folgen und sehen wo sie wohl endeten.
Langsam und auf leisen Sohlen folgte er dem Flur. Immer darauf bedacht, ob er das Klappern von Rüstung oder andere Geräusche hörte, betrachtete er die Wandgemälde. Es waren Bilder von Schlachten, Festen und natürlich auch von der Darin selbst. Sie waren alle wunderschön und Detail getreu gemalt worden. Sie wirkten so echt, dass man meinen könnte sie würden einen beobachten. Aber das hielt der kleine Elf für sehr unwahrscheinlich. Wie sollte man denn malen und dabei dem Bild lebendige Eigenschaften verleien? Etwas dergleichen gab es nicht, da war sich der kleine Elf sicher.
Er strich behutsam über einen der Wandteppiche. Der Stoff war weich aber fest. Er sah sich um, aber es war immer noch niemand zu sehen. Vorsichtig lugte er hinter den Vorhang. Er hatte schon öfter davon gehört, dass in manchen Schlössern hinter solchen Abkürzungen für Bedienstete und Wege zu kleinen geheimen Räumen versteckt waren.
Tatsächlich verbarg sich dahinter eine enge Treppe. Hinter dem Vorhang war es dunkel und eine kühler Luftzug wehte dem kleinen Elf ins Gesicht. Eine Gänsehaut breitete sich auf seiner Brust aus. Nochmals sah er sich in beide Richtungen des Flures um, um auch wirklich sicher zu sein, dass niemand kam oder in der Nähe war, der ihn hätte sehen können. Doch plötzlich hörte er die schweren Schritte einer Wache näher kommen. Sein kleines Herz begann schneller zu schlagen. Er musste sich schnell entscheiden, ob er zurück zu seinem Zimmer huschen oder einfach in diesem Gang verschwinden sollte. Der Weg zu seinem Raum, war zu lang, als dass ihn die Wache nicht gesehen hätte.
Er beschloss also schnell hinter den Teppich zu huschen und zu warten bis die Wache vorbei gelaufen war. Er schlich sich auf die Treppe und umfasste vorsichtig den Rand des Teppiches um die Wellen die ihn durchzogen zu beruhigen. Es sollte schließlich niemand bemerken, daß sich gerade ein kleiner Elf dahinter gestohlen hatte. Sein Herz rasste als die klappernden Schritte der Rüstung immer näher kamen. Was wäre, wenn die Wache in diesen Gang wollte? Was wäre, wenn sie zur Sicherheit hinter den schweren Wandteppich sehen wollte, um solche wie den kleinen Elfen hier aufzuspüren und zurück in ihr Gemacht zu schleifen?
Die Schritte kamen immer näher und blieben direkt vor dem Wandteppich stehen. Mit beiden Händen hielt der kleine Elf sich den Mund zu und hielt die Luft an. Er wollte auf keinen Fall, dass die Wache ihn hörte. Eine Weile lang passierte nichts. Ihm schien als hätte sich die Wache vor den Teppich auf ihren Posten gestellt. Trotzdessen, dass Stille im ganzen Flur herrschte, wagte der kleine Kerl es sich so leise wie möglich auszuatmen. Möglichst leise und unauffällig setzte er sich auf die Stufen, um ein wenig zu verschnaufen, was ihm allerdings nicht richtig gelingen wollte.
Als er sich nach ein paar Minuten doch ein wenig beruhigt hatte, ließ ihn die Stimme der Darin hoch schrecken. "Soldat, hast du den Fremden hier herum laufen gesehen? Er war nicht in seinem Raum, als ich ihn abholen ging." Ihre Stimme klang aufgebracht und angespannt. Mit eiligen Schritten kam sie näher und blieb anscheinend in der Nähe des Soldaten stehen. Der kleine Körper des Elfen spannte sich an. Er hatte nicht gedacht, dass sie noch erscheinen würde. Er hatte sich doch nur umsehen wollen!
Aber jetzt kleinlich hinter dem Wandteppich hervor zukommen, war für Kyrim keine Option. Er wusste nicht, wie Darin Luna drauf war, wenn sie wütend war und er würde es auch lieber nicht in Erfahrung bringen.
Dass er sich damit aber einer Menge Problem hätte entziehen können, wusste er natürlich nicht.
Also blieb er wie angewurzelt auf der Stelle sitzen und bewegte sich keinen Millimeter. Er hörte wie die Wache ihren Kopf schüttelte und die Darin daraufhin genervt aufstöhnte. Zu seinem Glück lief sie weiter. Als ihre schnellen Schritte verklungen waren, entspannte er sich wieder. Der kleine Elf realisierte, dass er hier fest saß! Er wurde von einer aufgebrachten Garneri gesucht, eine Wache blockierte seinen einzigen Fluchtweg und außerdem wusste er auch nicht wo er war oder wo diese Stufen ihn hinführen würden. Sie führten nach oben. Als er mit den Augen der engen Wendeltreppe folgte, sah er oben eine Kerze scheinen. Das Licht war zu weit weg um weiteres auf der Treppe zu erkennen, aber sie ließ darauf schließen, dass dort oben zumindest ein anderer Raum sein musste.
Da er ja nicht zurück in den Flur gehen konnte, erhob der kleine Elf sich langsam und drehte sich in Richtung der Stufen. Er atmete noch ein Mal tief ein und aus und begann dann die Stufen empor zu steigen.
Was hattet mit seinem kindischenbLeichtsinn nur wieder angestellt?
Mit einer Hand tastete er sich nach vorne und mit der anderen an der Wand entlang, da es wirklich sehr dunkel hier war. Man konnte zwar die Umrisse der Stufen erkennen, aber das nur sehr wage.
Das Licht, wenn er nach oben sah, schien sich nicht zu bewegen, es schien nicht näher zu kommen, egal wie viele Stufen er empor stieg.
Er machte eine Pause und hielt an.
Plötzlich fuhr ein gressliches tiefes Grollen durch die kalte Steinwand, an der er sich stürzte und ließ diese erzittern. Voller Schreck stolperte der kleine Elf ein paar Stufen nach unten. Da zu seiner Linken keine Geländer oder ähnliches war, an dem er sich hätte fest halten können, begann sein Herz erneut panisch gegen sein Brust zu hämmern. Er hatte Angst hinunter zu fallen. Es erinnerte ihn an diesen 'Lost Room', da er nicht einschätzen konnte, wie lange er fallen würde. Der kleine Elf stellte fest, dass er das hasste. Er hasste das Ungewisse und er wollte nicht in Situationen gebracht werden, bei denen er nicht wusste oder schätzen kknnte wie sie enden würden.
Als das laute Grollen verstummt war setzte er seinen Weg fort. Er dachte nicht weiter darüber nach, was das gewesen war und woher es gekommen war. Er würde es noch herausfinden, sagte er sich.
Aber jetzt sah der kleine Elf nicht mehr nach oben. Er hatte schrecklich Angst davor auf etwas auszurutschen oder zu stolpern. Seine Hände waren verkrampft un angespannt. Stattdessen starrte er auf seine Füße und sah ihnen zu, wie sie Stufe um Stufe nach oben liefen, bis sich plötzlich der Lichtkegel änderte. Es wurde mit jedem Schritt ein wenig heller. Er sah also doch auf und sah, dass er sich tatsächlich einer kleine. Nische in der Wand näherte. Sein Gang würde also schneller und er lief die letzten Stufen bis zu dieser hell ausgeleuchteten Nische.
YOU ARE READING
~• the lost elf and the three moons •~
FantasyGanz allein in einer neuen Welt. Unerforscht und mit vielen Gefahren. Eine unglaublich starke Liebe. So stark sie könnte Welten retten. Das ist die Geschichte des kleinen Elf... Ein Fantasy Roman voller Spannung und ganz viel Magie~ (Gestartet am 29...
