larry - what a feeling to be a king beside you somehow II

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Louis

Ich hatte Mühe, die Stute ruhig zu halten. Es war, als würde sie das kommende Gewitter spüren. Die Büsche raschelten und in unregelmäßigen Abständen ließ der Wind die Blätter der Bäume rascheln. Isy schnaubte unruhig.

Wenn ich richtig gerechnet hatte, bräuchte ich noch 50 Minuten nach Hause. Das würden wir definitiv nicht mehr trocken schaffen und wenn Isy so unruhig war, konnte sonst was passieren. Das war definitiv sehr riskant. Ich spielte mit dem Gedanken, abzusteigen und sie zu führen, doch dann würden wir noch länger brauchen, weshalb das auch keine Option war. Ich würde mich wohl damit abfinden müssen, dass ich es nicht mehr sicher nach Hause schaffte.

Meine Gedanken schnellten zu Harry. Ob er bereits zuhause war? Soweit ich wusste, war der Weg zu ihm und Liam wesentlich kürzer, als der zu mir. Mit dem Trecker waren die Jungs außerdem wesentlich schneller als Isy und ich im Schritt es waren, weshalb die Vier bestimmt schon zuhause auf der Couch saßen.

Dieser eine Moment der Unaufmerksamkeit hatte gereicht. Isy bäumte sich auf und wieherte unruhig. Mit Mühe und Not schaffte ich es gerade so, auf ihrem Rücken zu bleiben. Mit sanften Worte versuchte, sie zu beruhigen, doch erfolglos. Die Blätter raschelten laut und der Wind wurde immer stärker. Verdammt, wo war ich hier nur reingeraten? Die Stute tänzelte nervös und ohne groß darüber nachzudenken, drehte ich sie um und gab ihr die Galopphilfe.

Als hätte sie nur darauf gewartet, preschte sie vor. Ich beschloss, einfach den Treckerspuren zu folgen, die die Jungs hinterlassen hatten. Wenn ich es schon nicht trocken zu mir schaffte, dann vielleicht trocken und unbeschadet zu Harry. Da wo er war, wollte ich ohnehin viel lieber sein.

Isy beschleunigte ihr Tempo und ich bekam mehr und mehr das Gefühl, dass sie sich komplett außerhalb meiner Kontrolle befand. Ein durchgehendes Pferd im Gelände war eines der gefährlichsten Dinge, die einem Reiter passieren konnten. Es wäre ein Wunder, wenn ich mich auf ihrem Rücken halten konnte, zumal ich ohne Sattel unterwegs war.

Genau in diesem denkbar ungünstigstem Moment spürte ich den ersten Regentropfen. Schnell darauf folgte ein zweiter und keine zehn Sekunden später schüttete es wie aus Eimern. Es donnerte. Ich konnte kaum mehr etwas erkennen, doch Isy schien zu wissen, wohin es gehen sollte. Noch immer galoppierte sie unaufhaltsam. Meine Angst wuchs. Wie sollte ich das nur schafften?

Ich spannte alle meine Muskeln an und konnte nur an einem einzigen Gedanken festhalten. Oben bleiben. Ich versuchte, mich bestmöglichst zu entspannen, doch das war, angesichts der Umstände, nicht gerade einfach. Ich spürte, wie ich leicht nach links rutschte, da Isy in vollem Tempo um die Kurve galoppiert war. Verzweifelt versuchte ich, mich wieder gerade hinzusetzen. Die Stute machte einen leichten Bocksprung. Mir blieb kurz das Herz stehen und ein unangenehmes Kribbeln kroch mir die Wirbelsäule hoch, doch als ich bemerkte, dass ich wieder gerade saß, verschwand das Gefühl. Ich krallte mich in ihrer Mähne fest. Oben bleiben.

Ich blinzelte. Der Regen peitschte mir kalt und stechend ins Gesicht und erneut ertönte ein Donner. Das Pferd unter mir wurde überraschenderweise langsamer. Ich entkrampfte mich und versuchte, meine Umgebung zu erkennen. Wir befanden uns vermutlich an einem Waldrand und in einigen hundert Metern Entfernung konnte ich Licht ausmachen. Schemenhaft konnte ich in der Dunkelheit die Umrisse eines Hofes erkennen. Ich betete, dass dies der Hof von Liams Eltern war.

Isy schnaubte glücklich und trabte geradewegs auf dem Hof zu. Ich ließ mich von ihrer Intuition leiten. Wenn sie diesen Hof freiwillig betrat, dann konnte ich das auch tun. Tiere besaßen ein gutes Gespür.

Ehe ich mich's versah, befanden wir uns mitten auf dem Hof. Die Gebäude, ein Haupthaus, zwei Ställe und eine große Scheune waren kreisförmig um einen Steinplatz errichtet worden. Isy stand genau auf dessen Mitte und wieherte laut. Das war der Moment, indem mich meine Kräfte verließen.

one way or another - 1DWhere stories live. Discover now