16. Halunken unter sich

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Im Marderwald war es dunkel geworden. Piz und Pozzi wollten sich schon einen Platz als Nachtlager suchen, doch Gabi trieb sie immer wieder an, noch ein Stück weiterzureiten. Sie glaubte, in der Ferne etwas gehört zu haben, und spitzte die Ohren. Tatsächlich: Da waren Stimmen, Gesang, Gegröle ...

»Das müssen die Räuber sein«, vermutete das Mädchen. »Wenn wir den Geräuschen folgen, kommen wir zu ihrem Lager.«

Sie ritten weiter, bis die Stimmen immer lauter wurden.

»Da drüben auf der Lichtung brennt ein Feuer«, raunte Gabi ihren Begleitern zu. »Kommt, wir schleichen uns an!«

»Schleichen dürfte gar nicht nötig sein, bei dem Krach, den die machen«, meinte Piz lachend.

Sie ließen ihre Reittiere stehen und näherten sich langsam zu Fuß der Lichtung.

»D-du, Piz!« plapperte Pozzi in normaler Lautstärke los.

»Still, Dummkopf!« zischte Piz und beobachtete aus der Deckung hinter den Bäumen die Gruppe, die essend, trinkend und grölend um das Lagerfeuer saß. Es waren um die zwanzig Mann, kräftige und gefährlich aussehende Burschen, die meisten wohl zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahre alt.

»Nanu«, flüsterte Gabi, »da sitzt ja Kathy – mitten unter den Räubern. Und sie ist nicht gefesselt.«

Nun entdeckte auch Piz die schlanke Person mit den langen blonden Haaren und dem kurzen hellbraunen Lederkleid, die neben den Männern am Lagerfeuer saß und ein Stück gebratenes Fleisch in der Hand hielt.

»Eigenartig«, sagte Piz zu Gabi. »Aber du hast Recht. Sie kann sich frei bewegen.«

»D-du, Piz«, meldete sich wieder Pozzi zu Wort. » D-die s-sind b-beim E-essen. I-ich ha-hab' s-so Hu-hu-hunger!«

»Jetzt nicht, Pozzi!« knurrte Piz und wandte sich an das Mädchen: »Du könntest mal hingehen und feststellen, was da los ist. Wenn die Räuber dir etwas antun wollen, hauen wir dich raus.«

»In Ordnung«, antwortete Gabi und ging beherzt auf die Feuerstelle zu. »Guten Abend zusammen!« grüßte sie freundlich.

Kathy sprang überrascht hoch:

»Gabi! Wo kommst du denn her?« Zu dem neben ihr sitzenden Räuberhauptmann sagte sie: »Das ist meine Freundin Gabi.«

»Hallo, Gabi!« begrüßte El Vengador das Mädchen und hob sein mit rotem Wein gefülltes Trinkhorn. »Setz dich her zu uns!«

»Gabi, stell dir vor, die Räuber helfen mir, meine Eltern zu befreien«, informierte Kathy ihre Freundin.

»Ich habe auch zwei Freunde gefunden, die uns helfen wollen«, teilte ihr das Mädchen mit und winkte in die Richtung der Bäume. »Kommt her, ihr beiden!«

Etwas unsicher verließen Piz und Pozzi ihr Versteck und näherten sich dem Lagerfeuer. Die Räuber empfingen sie mit einem lauten Freudengebrüll.

»Setzt euch her und esst mit uns zu Abend!« forderte El Vengador die beiden auf. »Der Hirsch schmeckt köstlich und es ist genug da für uns alle. Fernando, schneid noch ein paar große saftige Stücke ab!«

»Wir sind eigentlich gekommen, um Kathy zu befreien«, erklärte Piz, während er sich auf einem der um die Feuerstelle liegenden Baumstämme niederließ. »Aber wie ich sehe, ist das wohl nicht mehr nötig.«

Pozzi setzte sich ebenfalls, nahm den schweren Rucksack ab und stellte ihn zwischen sich und Piz.

El Vengador winkte den rothaarigen Knaben zu sich und hielt ihm sein leeres Trinkhorn hin.

Kathy und der ZaubererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt