3. Bei den Fischern

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Vom wolkenverhangenen Himmel fielen die ersten Regentropfen, als Katharina und ihre Begleiter die Fischerhütte betraten.

»Ich bringe Euer Pferd in die Scheune, Hoheit«, sagte Jakob, »und gebe ihm zu fressen und zu saufen.«

Katharina überließ Tara dem Burschen und folgte Simon in die Stube. Die Einrichtung war äußerst karg; die Möbel waren aus einem Holz, das man im Königsschloss höchstens zum Feuermachen verwendet hätte.

Wie können Menschen in solchen Verhältnissen leben? dachte die Prinzessin bei sich.

In der Mitte der Stube befand sich ein großer quadratischer Tisch, um den vier Holzbänke standen. Auf jeder Bank hatten sechs bis sieben Personen Platz, wenn sie sich eng zusammendrängten. Zwei alte Leute, vermutlich Simons Eltern, saßen bereits am Tisch, neben ihnen zwei kleine Kinder, ein Mädchen und ein Bub. Einige größere Kinder waren dabei, den Tisch zu decken. Vier Frauen, die Tochter und die Schwiegertöchter des alten Ehepaars, standen am Herd und füllten die Fischsuppe in mehrere Schüsseln, die sie danach auf den Tisch stellten.

»Wir haben heute die Ehre, einen erhabenen Gast in unserer Stube bewirten zu dürfen«, erklärte Simon. »Prinzessin Katharina, die Tochter unseres Königs.«

Die Frauen verneigten sich höflich und forderten ihre Kinder auf, der Prinzessin auf die gleiche Weise zu huldigen.

»Ihr könnt Eure nassen Schuhe und Euren Umhang am Ofen trocknen, Hoheit«, sagte Simon. »Und Ihr dürft Euch auf den Ehrenplatz setzen, direkt neben meine Eltern.«

Die alte Frau zog das kleine Mädchen auf ihren Schoß und bedeutete der Prinzessin, zwischen ihr und ihrem Mann Platz zu nehmen. Katharina stellte ihre nassen Stiefel neben den Ofen und hängte den feuchten Umhang auf eine darüber gespannte Leine. Dann setzte sie sich zu dem alten Ehepaar. Unterdessen hatte auch Jakob die Stube betreten und mit ihm drei Männer: Simons Brüder und der Mann ihrer Schwester. Sie hatten zuvor noch die Türen und Fenster der anderen Hütten verschlossen – wegen des heraufziehenden Unwetters. Kaum hatten sie am Tisch Platz genommen, begann es draußen heftig zu regnen. Katharina war froh, ein Dach über dem Kopf zu haben.

Als endlich alle Schüsseln und Teller auf dem Tisch standen und alle fünfundzwanzig Personen auf den Bänken saßen, wartete Katharina darauf, dass jemand ihr etwas von der Suppe in den Teller füllte. Doch stattdessen streckte ihr der alte Mann die Hand entgegen. Katharina sah, wie alle um den Tisch Versammelten sich die Hände reichten. Sie schloss den Kreis, indem sie ihre andere Hand in die Hand der alten Frau legte. Dann stimmte Simons Schwester ein Lied an und alle begannen zu singen:

»Die Erde ist schön, es liebt sie der Herr, neu ist der Mensch, der liebt. Die Erde ist schön, es liebt sie der Herr, neu ist der Mensch, der liebt wie er.

Alle Wege dieser Erde sind mit Freundschaft dicht besät; und auf dich wartet dein Nächster, der sie nun von dir erfährt.

Die Erde ist schön, es liebt sie der Herr, neu ist der Mensch, der liebt. Die Erde ist schön, es liebt sie der Herr, neu ist der Mensch, der liebt wie er.

Alle Menschen sind Geschwister, teilen woll'n wir Freud und Leid. Daraus wächst das neue Leben, das die Welt erwartet heut. Die Erde ist schön, es liebt sie der Herr, neu ist der Mensch, der liebt. Die Erde ist schön, es liebt sie der Herr, neu ist der Mensch, der liebt wie er.

Bei der Arbeit, in der Freizeit, fern sei Zwietracht, Zorn und Neid. Schenk dem andern deine Liebe, und ins Herz zieht ein die Freud. Die Erde ist schön, es liebt sie der Herr, neu ist der Mensch, der liebt. Die Erde ist schön, es liebt sie der Herr, neu ist der Mensch, der liebt wie er.

Kathy und der ZaubererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt