Omega

Kapitel 12 ~ Hoffnung

Die Sonne strahlte nun hell auf mich hinab und wärmte meine, eigentlich schon glühende, Haut weiter auf. Es ging zum Glück noch ein leichter Wind der mir die lockeren Haare, die sich aus meinem Zopf gelöst hatten, ins Gesicht wehten, wo sie dann, dank dem Schweiß auf meiner Haut, kleben blieben.
Ich war vermutlich gerade das Gegenteil von ansehnlich, dennoch wollte ich keine Zeit mehr mit Duschen verschwenden.
Ich hatte Logan, mal wieder, unnötig angeschnauzt und musste das wieder ausbügeln.
Auf dem Rückweg zum Rudelhaus hatte sich mein Atem, glücklicherweise, wieder normalisiert sodass ich nicht ganz so fertig wirkte wie ich mich fühlte.
Langsam Schritt ich die Treppen zu seinem Büro hinauf. Ich begegnete zwar dem ein oder anderen Rudelmitglied, allerdings beachtete mich keiner weiter. Vor seiner Tür blieb ich stehen, ich wollte erst einmal tief Luft holen, bevor ich zögerlich die Hand hob um an seine Tür zu klopfen. Allerdings kam er mir zuvor, denn bevor meine Hand das kühle Holz auch nur berühren könnte würde sie geöffnet.
"Wie lange willst du da noch stehen?" Fragte Logan. Seine Miene verriet nichts darüber, was er gerade wohl dachte. Seine grünen Augen fingen zwar meinen Blick auf, waren allerdings kalt und ausdruckslos, ebenso wie seine Stimme.
Ein Schauer lief über meinen Rücken, scheinbar hatte es ihn wirklich verletzt...
"Ich ehm... es tut mir leid!" Platzte es einfach aus mir heraus.
"Auch wenn es jetzt schon ein paar Tage her ist hatte ich das ganze wohl noch nicht verarbeitet, und war noch zu emotional um darüber normal zu sprechen" sprudelte es einfach weiter aus mir heraus.
Logan stand mittlerweile an den Türrahmen gelehnt und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
Seufzend rieb er sich das Nasenbein und sah mich dann mit festem Blick an. "Du solltest dich wirklich mal in den Griff bekommen, ich habe keine Lust ständig angeschnauzt zu werden, obwohl ich bloß helfen will.
Bei seinen Worten senkte sich mein Kopf nahezu automatisch, was er allerdings nicht lange zu ließ. Er beendete seine kurze Rede, legte sanft seine Finger unter mein Kinn, drückte meinen Kopf nach oben und zwang mich somit ihn wieder anzusehen.
"Schau mich bitte an, wenn ich mit dir rede..." Seine Stimme war weich dennoch bestimmt und ich nickte.
Er schien noch einen Moment ab zu warten, ehe er leicht schmunzelte.
"Und jetzt geh lieber mal duschen, du stinkst!"
Mir entgleisten meine Gesichts Züge und ich sah ihn vermutlich ziemlich schockiert an. Was er mit einem Lachen quittierte. "Das war ein Witz! Und deine Entschuldigung nehme ich natürlich an." Er grinste, legte den Kopf leicht schief und kassierte kurz darauf einen leichten Boxhieb gegen die Schulter. "Blödmann!" Fluchte ich und wandte mich von ihm ab.
Auch wenn es angeblich nur ein Witz war, war duschen wohl nicht die schlechteste Idee...

Frisch geduscht, lebte es sich nun viel leichter. Ich fühlte mich nicht mehr so ekelhaft klebrig sondern wach und frisch, als hätte mir das Wasser neue Energie gegeben, auch wenn ich meinen Ausflug dennoch in meinen Beinen spürte.
Meine Haare waren noch Nass, weshalb ich sie fürs Frühstück hoch band, in einen lockeren Dutt.
Sie sollten mir nicht das Shirt nass machen, schließlich gab es wohl kaum ein unangenehmeres Gefühl auf der Haut...
Im Speisesaal ignorierte ich das Getuschel darüber, dass ich nun schon wieder am Tisch des Alphas saß und ging erhobenen Hauptes zu meinem neuen Platz.
Jamie saß bereits auf seinem Stuhl und grinste mich an, von Paul war eine Spur.
"Na wo hast du denn Paul gelassen?" Fragte mich Jamie als ich mich neben ihn auf den Stuhl fallen ließ.
"Ich wollte dich gerade dasselbe fragen, vermutlich ist er gerade irgendwo mit diesem Mädchen." Sagte ich schulterzuckend und stützte meinen Kopf auf der Hand ab, der Nachteil am Rudelleben war wohl die üppige Auswahl, ich wusste nie genau was ich essen sollte oder wollte.
Jamie hatte seinen Teller wohl nicht noch voller bekommen, weshalb er nun anfing zu essen. "Wo tust du das alles immer hin..."Sagte ich und deutete auf den Berg von Essen den er vor sich hatte.
"Keine Ahnung, aber es schmeckt gut..." sein Halbvoller Mund schien ihn nicht im geringsten beim Sprechen zu stören.
Grinsend hielt er mir sein Brot, mit nun ja ich konnte schlecht alles aufzählen, hin. "Nein danke..." lachend schob ich seine Hand von mir.
Plötzlich spürte ich eine Präsenz direkt hinter mir, "scheinbar hast du meinen Rat befolgt" seine Stimme erklang direkt neben meinem Ohr und auf meiner Wange konnte ich seine Wärme spüren.
Wer hätte es gedacht... Logan...
Kaum merklich zuckte ich zusammen und Jamie schien verwirrt zwischen uns hin und her zu schauen.
"Naja, ich wollte ja nicht alle voll stinken..." Sagte ich und lehnte mich etwas von ihm weg um ihn anzusehen. Ich konnte nicht anders als zu grinsen.
"Naja gestunken hast du ja nicht wirklich, aber man hat dir angesehen, das du geschwitzt hast..." er hatte seine Hände auf meine Stuhllehne gestützt von der er sich nun leicht abstieß und zu seinem Platz ging.
Jamie schien noch immer sehr verwirrt, sagte aber nichts sondern beobachtete uns bloß.
Irgendwie beschlich mich das Gefühl, dass ihm der Umgang von Logan, mir gegenüber nicht sonderlich recht war.
"Schau doch nicht so!" Ein grinsen schlich sich auf meine Lippen und Jamie verschluckte sich, da ihn meine Wort wohl überrascht hatten.
Ich klopfte dem nun häufenden Jamie auf den Rücken, bis er sich wieder beruhigt hatte. "Geht's wieder?" Fragte ich ihn noch immer grinsend.
"Ja, aber was genau war das bitte?" Fragte er und deutete zwischen mir und seinem Bruder hin und her.
Ich zuckte bloß mit den Schultern und sah kurz zu Logan welcher mich lächelnd musterte.
"Was denkst du denn was das war?" Stellte ich Jamie einfach eine Gegenfrage und er schien nicht sehr glücklich darüber.
Ist er etwa Eifersüchtig? Wuchs in mir ein Verdacht. Ein Verdacht der wieder Hoffnung keimen ließ...