Ich schüttelte verwirrt den Kopf, woraufhin sie auch verwirrt schaute.

Doch plötzlich änderte sich etwas in ihrem Gesichtsausdruck und wenn ich mich nicht täusche, hatten ihre Mundwinkel dabei gezuckt.

"Naja, vielleicht ist er auch nur einfach etwas Verwirrt. Mach dir keinen Kopf."

"Verwirrt? Aber worüber?" jetzt war ich komplett überfordert und verstand gar nicht was sie damit meinte.

"Ach nicht so wichtig. Er wird bestimmt ganz schnell wieder normal und ist jetzt vielleicht sehr in seiner Gedankenwelt unterwegs." sie lächelte mich beruhigend an und tätschelte meine Hand, die auf der Theke lag. Ich nickte nur halbwegs verstehend, aber immer noch verwirrt und griff nach ein Glas Wasser.

"Grace?"

"Ja?" mit dem Glass an meinen Lippen schaute ich sie fragend an.

"Pass auf ihn auf. Du tust ihm gut. Zwar kenne ich meinen eigenen Sohn kaum, aber ich hab da so ein Gespür dafür..."

Mein Bauch fing mal wieder an zu flattern und die Hitze stieg mir noch mehr ins Gesicht. Und ehe ich ihr antworten könnte, ging auch schon die Eingangstür auf, in der eine lachende Sarah und ein lachender Kyle eng zusammen eintraten.

Mein Blick klebte an Kyle und bewunderte sein schönes Lachen. Hatte er jemals so bei mir gelacht? Ein bedrückendes Gefühl kam zum Vorschein und langsam wanderte mein Blick seinen Arm hinunter, an dem sich Sarah mit beiden Händen fest hielt und sich an ihn schmiegte. Ich konnte meine Augen nicht von dieser Stelle abwenden, an der ihre Hand seinen entlang strich. Es störte mich ein bisschen, dass er es zuließ und sie sich prächtig amüsierten, auch wenn ich Sarah total lieb fand und ich jetzt wahrscheinlich innerlich über reagierte mit meiner Eifersucht. Aber nichts desto trotz, war sie die Nachbarin und nicht seine Blutsverwandte, was mir also doch in irgendeiner Weise erlaubt, eifersüchtig zu werden.

"Da seid ihr ja endlich! Wie war es?" Marilyn wandte den tiefgründigen Blick von mir ab und schaute nun erfreut zu den beiden, ehe Sarah voller Elan anfing zu erzählen.

"Mary du glaubst ja nicht, was für einen Spaß wir hatten! Kyle und ich haben erstmal eine kleine Radtour am Ocean Drive gemacht, dann...."

Und weiter hörte ich nicht mehr wirklich zu, da mein Blick zu Kyle glitt, der zuerst grinsend Sarah betrachtete und kurz darauf glitt sein Blick zu mir, womit auch sein Grinsen plötzlich verschwand. Wir schauten uns stumm in die Augen und ich versuchte seine Gedanken zu lesen. Die Zeit verging, in der Sarah immer noch erzählte, während Kyle und ich uns ansahen, ehe er als erster den Blickkontakt abbrach und stattdessen auf den Boden schaute.

Ich wandte meinen Blick auch von ihm ab und stellte fest, dass Marilyn uns die ganze Zeit wissend beobachtet hatte. Sie lächelte mir aufmunternd zu und wandte sich wieder Sarah zu.

"Ich gehe aufs Zimmer." Kyles tiefe Stimme ließ mich zu ihm aufblicken und ohne uns allen noch ein Blick zu zuwerfen, verschwand er ins Gästezimmer.

Ein chronisches Husten ließ mich zu Marilyn schauen, die ganz komisch mit ihrem Kopf wackelte und ihre Augen weitete. Ich schaute sie verwirrt und verstört zugleich an und versuchte herauszufinden was es werden sollte, wenn es fertig ist.

Sie machte wieder komische Bewegungen mit ihrem Kopf, während ich kurz davor war los zu prusten, ehe sie es komplett aufgab und ihre Augen verrollte.

"Ich meine, geh und schau nach ihm!" flüsterte sie und machte übertriebene Handbewegungen in Richtung zu Kyle.

"Oh, ich komme gleich wieder." mit einem endschuldigenden Blick und einem leichten amüsierten Lächeln, folgte ich Kyle ins Zimmer.

Mit Herzklopfen wagte ich es ins Zimmer zu treten und stellte fest, dass Kyle mit dem Rücken zu mir gedreht am Fenster stand. Er stand dort gelassen und tat so, als würde er mich nicht bemerken. Mit langsamen Schritten trat ich in das Zimmer und schloss die Tür hinter mir.

ESCAPE  | ✔Where stories live. Discover now