35.

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"Sind wir . schon da?" ich schaute fragend zu Kyle, während ich zwischendurch gähnen musste und blickte wieder aus dem Fenster.

Es war mittlerweile dunkel draußen und das bunte Licht von dem Motel Schild schien in unser Auto, sodass Kyles Gesicht von dem lila blauen Licht eingehüllt wurde.

"Ja, ich würde gerne eine Nacht hier übernachten, bis wir morgen wieder weiterfahren. Ist das in Ordnung für dich?" seine Stimme war so sanft und fürsorglich, dass ich mich einfach mehr als nur wohl fühlte und ihn warm anlächelte. Ich nickte ihm zu und gemeinsam stiegen wir aus dem Wagen.

Es standen hier ein paar Autos und Motorräder auf dem Parkplatz, was mich hoffen ließ, dass wir ein freies Zimmer hier in dem Motel bekamen. Wir gingen beide hintereinander in Richtung Eingang, wo drei tätowierte erwachsene Männer neben der Tür saßen und sofort in unsere Richtung blickten, als sie uns bemerkten. Ich fühlte mich plötzlich sehr unwohl, als ihr Blick meinen Körper hinunterfuhren. Sie schienen betrunken zu sein und rauchten und tranken Bier aus den Flaschen, während sie sich laut unterhielten. Sie verstummten, als sie mich sahen und flüsterten sich plötzlich grinsend irgendwas zu.

Kyle hatte das ganze und meine Unsicherheit wahrscheinlich bemerkt, denn er nahm auf einmal meine Hand und schob mich etwas hinter sich. Sofort verschränkte ich unsere Finger miteinander und klammerte mich an ihn. Wir ignorierten einfach die Männer und gingen in das Motel hinein, das ziemlich alt und abgenutzt von innen aussah. Die Rezeption bestand aus altem Holze, hinter dem ein junger Mann in meinem Alter stand und uns monoton anblickte. Er lächelte weder freundlich noch war irgendwas anderes aus seinem Gesicht zu lesen. Seine Haare waren abrasiert, seine Arme genau wie bei diesen Männern volltätowiert und seine rechte Augenbraue war gepierct.

Auch er wirkte ein wenig einschüchternd und ich fühlte mich mehr als nur unwohl in dieser Gegend. Doch der sanfte Händedruck von Kyle und dass er die ganze Zeit mit seinem Daumen Kreise auf meiner Handfläche malte, erinnerte mich wieder daran, dass ich keine Angst zu haben brauchte, solange Kyle bei mir war.

"Ist für heute Nacht noch ein Zimmer frei?" Kyle hatte sich mit seiner freien Hand auf die Theke gestützt, während er den Typen vor uns abwartend anschaute.

Der Junge schaute erst gelangweilt zu Kyle, doch dann bekam ich seine Aufmerksamkeit, indem er mich von oben bis unten musterte. Dass dabei sein Blick ein wenig zu lang bei meinen Beinen hängen blieb, ignorierte ich gekonnt. Auch Kyle schien das aufgefallen zu sein, denn er brummte grimmig und schaute den Typen warnend an.

Plötzlich schlich sich ein dreckiges Grinsen auf seine Lippen und er zwinkerte uns zu, nachdem er uns einen Zimmerschlüssel überreichte.

Ok, jetzt verstand ich wirklich nichts mehr.

Haben etwa alle Typen Stimmungsschwankungen?

"Viel Spaß heute Nacht."

"Danke." Kyle legte das Geld auf die Theke und zog mich dann hinter sich mit, um das Zimmer zu suchen.

Ich vermisste jetzt schon das fünf Sterne Hotel in Las Vegas.

Nachdem wir zwei Treppen aufgestiegen, waren wir dann auch an unsere Zimmertür angekommen, die zudem auch noch eingedellt war. Kyle öffnete die Tür und ließ mich als erste eintreten. Sofort umhüllte mich ein rauchiger Gestank und ich meine es riecht ein wenig nach Gras, wenn ich mich nicht irrte.

Wir waren hier echt im Ghetto.

"Hast du auch so Durst?"

Ich drehte mich zu Kyle um, der mich fragend ansah und zögernd nickte ich.

"Gut ich auch. Ich gehe kurz nach unten und kaufe eine Wasserflasche, ok? Und du bleibst hier. Nicht rausgehen."

Ich nickte ihm zu und er verließ dann auch schon das Zimmer, ließ jedoch den Schlüssel bei mir.

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