Hermine war die erste am Zutatenschrank und kam mit jeder Menge Sachen zurück an den Tisch.

»Ähm... Hermine«, begann ich zögerlich. Irgendwie war es mir peinlich, aber was blieb mir anderes übrig. Ich sprach weiter, nachdem sie mich leicht entnervt anschaute, da ich sie wahrscheinlich in ihrer Konzentration unterbrochen hatte. »Nun ja ... ich weiß nicht, was was ist und was ich tun soll.«

Hermine stöhnte. »Es ist alles beschriftet und an der Tafel steht die Anweisung. Mach einfach genau das, was da steht.« Sie wand sich wieder den Vorbereitungen für ihren Trank zu und ließ mich so abgeschmettert stehen.

Anleitung auf einer Tafel. Meine Nemesis. Ob mein auf altgriechisch eingestelltes Hirn damit zurechtkam? Ich blickte zur Tafel und wie erwartet verschwammen die Buchstaben. Ich musste mich konzentrieren. Tief durchatmen und nicht verzweifeln. Annabeth hatte mit mir geübt, dass ich meine Gedanken nur auf die Worte zentralisierte, alles andere ausklammerte und das altgriechisch zur Seite schob, sodass die englischen Worte klar erkennbar wurden. Noch einmal atmete ich tief durch. Dann durchbohrte ich die Tafel mit meinen Blicken. Nach und nach wurde die Schrift deutlicher, bis ich die Anleitung klar und deutlich lesen konnte.

»Mr. ... wie war noch mal Ihr Name?« Professor Snape stand direkt hinter mir. Seine ölige, kalte Stimme bescherte mir eine Gänsehaut.

»Percy Jackson, Professor.«

»Und Sie halten sich in der Kunst der Zaubertränke bereits so bewandert, Mr. Jackson, dass Sie mit dem Beginn des Brauens trödeln können?«

Ich musste kräftig schlucken. Wäre ich auf meinen Missionen nicht schon üblen Personen begegnet, würde bei mir jetzt Angstschweiß ausbrechen. So wie ich es bei Neville bemerkt hatte, nur beim Anblick des Professors. »Nein, Professor.«

»Worauf warten Sie dann? Eine Einladung? Auf jemanden, der Ihr Händchen hält?«

»Ich musste mich erst orientieren, werde jetzt aber direkt beginnen.«

Professor Snape schnaubte. »Sind Sie nicht in der Lage ohne eine Karte den Boden Ihres Kessels zu finden?«

»Nein, Professor.« Es wurde ganz schön unangenehm. Der Großteil der Klasse folgte dem Gespräch. Ich stand im Mittelpunkt, was ich eigentlich vermeiden wollte. Wie kam ich nur aus dieser Situation raus.

»Wollen Sie hier noch weiter Wurzeln schlagen?«

»Natürlich nicht!« Ich nutzte die Chance und eilte zum Zutatenschrank. Zwischendurch warf ich einen Blick über meine Schulter zum Podium, um mir die Zutatenliste noch einmal anzugucken. Professor Snape stand mittlerweile wieder an seinem Pult, dennoch beobachtete er mich genau.

Zurück am Kessel krempelte ich mir die Ärmel hoch. Einen kurzen Blick warf ich auf meine Mitschüler. Hermine war so vertieft in ihrem Trank, dass ich davon ausging, sie hatte nichts mitbekommen. Harry und Ron sahen mich mitfühlend an, ein mitleidiges Lächeln auf den Lippen. Auch Neville sah mich entschuldigend an, aber in seinem Blick lag auch etwas Erleichterndes. Ich vermutete, er war einfach nur froh, dass er keine Konfrontation mit dem Professor hatte.

Nun war ich aber von der Situation angestachelt. Ich wollte Professor Snape zeigen, dass ich kein unfähiger Vollidiot war. Ich schaute mir die ersten Schritte an und führte Sie akribisch aus. Ich gab etwas Mondsteinpulver in den Kessel und das Gebräu färbte sich augenblicklich grün. Dann rührte ich und fügte wieder Mondsteinpulver hinzu. Drei Mal im Uhrzeigersinn rühren und dann sieben Minuten sieden lassen. Ein Farbenspiel aus Blau, Purpur und Rosa zeigte sich in meinem Kessel. Ich hatte das Gefühl, genau zu spüren, was das richtige Verhältnis aus den Zutaten, dem Rühren und dem Gebräu war. Ich befolgte weiter jeden einzelnen Schritt, fügte Nieswurzsirup hinzu, schüttelte gedünstete Alraunen, mahlte Einhornhorn und rührte weiterhin mal im und mal gegen den Uhrzeigersinn.

Als ich wieder in einer Phase des Siedens war, wodurch die Flüssigkeit in meinem Kessel eine orangene Farbe annahm, dröhnte Professor Snapes Stimme durchs Klassenzimmer. »Ein leichter silberner Dampf sollte inzwischen von Ihrem Trank aufsteigen.«

Es blieben noch zehn Minuten. Ein paar meiner Mitschüler brachen in Panik aus. Aber ich durfte mich nicht ablenken lassen. Nur ein falscher Schritt und meine Anstrengung war zunichte. Es fehlte noch ein Schritt. Völlig konzentriert gab ich genau sieben Tropfen Stachelschweinstachel in den Kessel. In dem Augenblick, wo der letzte Tropfen das Gebräu berührte, färbte sich der Trank silbrig-weiß.

Ich schaute auf. Erleichtert, dass der Trank die richtige Farbe angenommen hatte und silbriger Dampf daraus hervor stieg.

Professor Snape stand in diesem Moment grinsend bei Harry. Aus seinem Kessel stieg dunkelgrauer Rauch auf, was den Professor nicht zufrieden stimmte. Dabei sah ich aus dem Augenwinkel, dass es bei manchen noch schlechter aussah. Bei Ron kamen grüne Funken aus dem Kessel und bei einem Slytherin war das Gebräu eher ein Klumpen Knete. Aber Professor Snape konzentrierte sich völlig auf Harry. »Haben Sie die dritte Zeile zur Gänze befolgt, Potter?«

»Nein.«

»Wie bitte?«

»Nein. Ich habe die Nieswurz vergessen.«

»Das weiß ich, Potter, und das heißt, dieser Mischmasch ist vollkommen wertlos. Evanesco

Der Dampf über Harrys Kessel verschwand. Ich ging davon aus, dass es seinem Trank ähnlich ging.

»Jene von Ihnen, die tatsächlich imstande waren, die Rezeptur zu lesen, füllen nun ein Fläschchen davon ab, beschriften es deutlich lesbar mit ihrem Namen und bringen es zur Erprobung nach vorne zu meinem Pult«, forderte Professor Snape alle auf. Zusätzlich gab er noch eine Hausaufgabe auf, die mich zum Stöhnen brachte.

Ich füllte meinen Trank in ein Fläschchen und verkorkte es. Harry räumte unterdessen wütend seinen Platz auf und sackte auf seinem Stuhl zusammen. Es war nicht fair, was Professor Snape mit ihm gemacht hatte. Sein Trank hatte nicht schlecht ausgesehen im Vergleich zu anderen, soweit ich das beurteilen konnte. Es war wenigstens noch flüssig gewesen und nicht zu einem Zementklumpen geworden, wie das Gemisch von Neville.

»Hey, ich ...«, begann ich einen Versuch Harry aufzuheitern. Plötzlich klingelte es, er sprang auf und stürmte aus dem Klassenzimmer.

Wie alle anderen brachte ich meinen Trank nach vorne zum Pult. Professor Snape nahm mir das Fläschchen ab, hielt den Flaschenhals zwischen Zeigefinger und Daumen, schüttelte die Flüssigkeit ein wenig und schaute mich dann direkt an. Wenn ich mich nicht täuschte, blitzte in seinen schwarzen Augen Erstaunen auf. Oder ich bildete es mir einfach nur ein, weil ich es mir Wünschen würde. »Sie scheinen nicht ganz so eine Katastrophe zu sein, wie ich angenommen hatte, Mr. Jackson.«

Ich hatte es geschafft. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten hatte ich den Trank hinbekommen. Mit diesem Hochgefühl verließ ich das Klassenzimmer. 

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⏰ Last updated: Sep 23, 2023 ⏰

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Treffen der Helden (Percy Jackson/Harry Potter Crossover)Where stories live. Discover now