„Jungkook hat keine Gelegenheit verstreichen lassen, mir zu sagen, dass er mich schön findet...", schwelgte Tae mit einem seligen Lächeln in der Vergangenheit, baute keinerlei Proteste auf während ihm Harvey die Handschuhe anzog und sich darauf konzentrierte, potentielle Lücken für die Kälte mit dicken Klamotten zu vermurmeln. Die ozeanblauen Augen funkelten wehmütig als Tae zittrig Luft holte, ihm zeugte Jimin's Schweigen für die unausgesprochene Aufforderung, fortzufahren. Er durfte sprechen, er sollte sprechen. Ganz gleich wie schmerzhaft die Silben wären: sie in seinem Inneren zu behalten, wo sie ihm mehr weh taten, war schlimmer. Und Jimin hörte zu, schwieg, doch besaß zu jeglicher Zeit ein offenes Ohr für seinen Freund, der sich in die weiche Jacke lümmelte und traurig zu Ende erzählte: „...selbst zu den Momenten, in denen ich mein eigenes Spiegelbild nicht erkannt habe. Er...er sah stets das Beste in mir, und dafür habe ich ihn immerzu bewundert. Weißt du, Jimin, Jungkook's Seele war so rein und pur, wie ein Sommertag und so zärtlich zu mir..."

Er schniefte

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Er schniefte.

„...ich vermisse ihn so schrecklich", bedauerte er die Aufdringlichkeit, mit der er dem anderen schon wieder mit seinem Kummer belastete und senkte rasch den Kopf. Die beiden, Freunde und Liebhaber beraubt, teilten denselben Schmerz und verstanden sich ohne verbale Äußerungen. Deswegen führte der Tänzer diese Konversation, diesen Monolog, nicht weiter und wollte weder sich noch Tae unnötig quälen. Aufmunternd lächelte er daher tapfer, wollte seine Zweifel nicht preisgeben, und steckte sich vorsichtshalber einen Taschenwärmer ein, falls Tae dennoch – trotz der gefühlt sieben Kleidungsschichten - kalt werden sollte. Die zwei Freunde spazierten nur Augenblicke später los, in gemächlichem Tempo hinüber in Richtung Leuchtturm und da sich um diese späte Uhrzeit kein anderes Lebewesen in den verlassenen Dünen aufhielt, beschloss Jimin, Tae's dritten Suppenlöffel zu belohnen. Vielleicht zeigte ihm dieses Entgegenkommen, dass nicht jeder in dieser Welt partout gegen ihn war und er trotz der herrschenden Stimmungsänderung Rückendeckung hatte. Dass er nicht gänzlich auf sich allein gestellt war.

„Ich sollte es dir nicht verraten...", seufzte Jimin schwermütig und bedeutete seinem Kumpanen näherzutreten, Tae hakte sich bei ihm unter, nahm den angebotenen Arm an und so rückten sie enger aneinander. Es fühlte sich traut an, vertrauensvoll und wie ein Fallschirm in diesem unbrechbaren, freien Sturz. Beide hatten Verluste erfahren, beide hatten mit ihren seelischen Lasten zu kämpfen. Dass sie Trost und Zuversicht in der Anwesenheit des anderen fanden, zeugte von der Tiefe ihrer Freundschaft und der Loyalität. Jimin bedachte den blassen Ozeaner mit einem nostalgischen Lächeln, während seine Augen vor Rührung wässrig wurden. Ob er es erzählen durfte? Nein. Doch zog man in Betracht, dass bereits fast ein halbes Jahr ohne eine Spur von Jungkook oder Yoongi, den Kindern ebenso, verstrichen war...Jimin schüttelte den Kopf. Tae hatte ein Recht darauf, es zu wissen. Er musste es einfach erfahren. Für die gar nicht mehr so abwegige Möglichkeit, dass Jungkook keine Gelegenheit mehr hatte, Tae wissen zu lassen, wie sehr er es ernst meinte.

„...aber er wollte dich fragen. An deinem Geburtstag"

Schweigen.

Ehe Tae es richtig verstehen oder gar fassen konnte, das Ausmaß dieser anvertrauten Worte begriff, bedachte ihn Jimin mit einem Zeichen der Verschwiegenheit. Dass dieser freundschaftliche Dienst ihn selbst in größte Schwierigkeiten bringen konnte, war Tar klar. Daher wertschätzte er diese kleine Geste sehr. Aber es steigerte auch seine Sehnsucht, als die ozeanblauen Augen hoffnungsvoll auf das nächtliche Meer schweiften. Die Wellen, die sich im silbrigen Licht des Mondes wonnten und wiegten, schläfrig plätscherten und die rauschende Brandung, die dem schneeweißen Strand die hingebungsvolle Aufwertung machten. Tae wurde ganz anders, ganz wehmütig mit Jimin's Sätzen im Gedächtnis, und ohne sein bewusstes Zutun legte sich seine freie Hand auf den Bauch. Es tat weh, wie ein zäher Kaugummi den man zum Zerreißen spannte und dann, kurz bevor es ratsch machen konnte, nahm man den Druck hinfort. Man hing in der Luft. Zum Zerreißen gespannt, konnte sich bewegen und riskieren sich kaputt zu machen. Auf eine merkwürdige Weise empfand Tae so wie der malträtierte Kaugummie. Irgendwo dort unten...irgendwo dort unten hatte Jungkook die Frage mithin genommen, die sich schon unendlich viele Male bis in seine Träume geschlichen hatte. Die Antwort, die sowohl Tae als auch Jungkook schon kannten, sollte auf diese paar Wörter gesprochen werden. Tae wollte die Buchstaben aussprechen, wollte endlich wissen wie es sich anfühlte, sich auf menschlicher Ebene ein Leben lang aneinander zu binden.

Ocean Eyes  [MERMAID!AU]   vkookDove le storie prendono vita. Scoprilo ora