Neue Maßnahmen

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„Wir werden heute einen kleinen Test schreiben, um zu schauen wie weit ihr seid", erklärt Mrs Gray in der nächsten Englischstunde. Alle stöhnen und verziehen das Gesicht.

Ich hole einen Stift hervor und mache mich an die Aufgaben. Mein Gehirn rattert und ich muss öfters kurze Pausen einlegen, um kein Blackout zu bekommen. Ich schiele zu Nathans Blatt und schaue wieder verwirrt zu meinem. Er hat komplett andere Ergebnisse. Auch nach einem weiteren Durchlesen meiner Aufgaben fallen mir keine Fehler auf.

„Die Zeit ist rum. Gebt die Blätter bitte nach vorne durch", verkündet Mrs Gray. Ich drehe mich zu Ava um, die nur entspannt nickt.

Mittlerweile machte sie sich ein Spiel daraus die Lehrer zu verwirren, da sie immer mal wieder gute Arbeiten und mal schlechte abgibt. Oft entscheidet sie sich sogar mit einer Münze.

Ich wünschte, ich könnte so entspannt mit dem Thema Schule umgehen. Doch ich habe einfach zu sehr meinen Traum im Kopf. Vor allem Punkt 43 „Stanford Collage absolvieren" war mir schon immer sehr wichtig.

Ich räume meine Bücher in mein Schließfach und höre Ava bei ihren Männergeschichten zu. Auf einmal ertönt eine Durchsage „Madelaine Johnson möge bitte sofort ins Büro des Schulleiters kommen".

Ava starrt mich verwirrt an. Ich zucke die Achseln. Der Schulleiter wollte mich in meiner kompletten Schullaufbahn nicht ein einziges Mal sehen.

Als ich die Tür des Büros hinter mir schließe, lächelt Mrs Gray mich an. Ich versuche freundlich zu gucken, was mir nicht besonders gut gelingt.

„Keine Sorge, du hast nichts verbrochen", versucht Mrs Gray mich zu beruhigen und ich lächele gequält.

Wenn ich gegen keine Regel verstoßen habe, warum bin ich dann hier?

Mrs Gray nimmt eine rote Mappe aus ihrer Tasche und reicht sie mir.

„Madelaine, da du den Test am besten gemeistert hast, bitte ich darum, deinen Mitschülern, die noch ein wenig mit dem Stoff hinterher sind zu helfen."

Ich schaue sie verwirrt an und spähe auf die erste Seite in der Mappe. Erschrocken reiße ich die Augen auf.

„Ich soll Nathan Evens Nachhilfe geben?"

Sie nickt und drückt mir einen kleinen Zettel in die Hand.

„Unter dieser Nummer kannst du ihn erreichen und einen Termin ausmachen", erklärt sie und kritzelt etwas in ihr kleines Buch, in welches sie immer die Noten einträgt.

„Du kannst natürlich mit einem Pluspunkt rechnen."

Sie zwinkert mir zu und verlässt dann vor meinen Augen das Büro. Ich starre auf den Zettel. Die Nummer scheint eilig hin gekritzelt worden zu sein. Die Zahlen sind schief und unleserlich. Irgendwie erinnert die Schrift mich an meine eigene.

„Auf so eine Scheiße habe ich wirklich überhaupt keine Lust", sage ich und verdrehe die Augen. Ava reißt mir den Zettel aus der Hand und holt ihr Handy aus der Tasche.

„Die Nummer muss ich mir erstmal einspeichern", schwatzt sie aufgeregt. Ich lache. Für mich ist das kein Spaß. Obwohl Chase nicht schnell eifersüchtig wird, gefällt ihm das sicher nicht.

Als ich Zuhause ankomme ist Mom schon weg. Sie hat heute einen Arzttermin. Ich wärme mir Essen auf und setzte mich gemütlich auf die Couch.

Immer wieder erwische ich mich, wie ich auf Nathans Kontakt tippe.

„Hi", schreibe ich schließlich.

„Wann hast du Zeit für die Nachhilfe?"

Nach einer halben Ewigkeit schickt er mir eine Zeit und ich schlage mein Lieblingscafé als Treffpunkt vor.

Ich betrete nervös Graceys, mein Lieblingscafé. Meine Beine zittern und ich fahre mir ständig durch die Haare. Aus irgendeinem Grund bin ich total aufgeregt. Die Vorstellung, den restlichen Tag mit einem fremden Jungen verbringen zu müssen, ist mir nicht geheuer.

„Hi", sagt er freundlich und bietet mir einen Stuhl an. Es fühlt sich an, als würde jemand mit zwei Händen auf meinen Brustkorb drücken, um mir das Atmen zu erschweren.

„Hast du deine Sachen dabei?", krächze ich und setzte mich rasch hin.

Er schüttelt den Kopf und lehnt sich im Stuhl zurück.

„Wie sollen wir ohne deine Sachen lernen?" Ich versuche ruhig zu bleiben.

„Zu Schade. Wollen wir was essen gehen?", antwortet er und lehnt sich weiter vor.

„Wenn du keine Sachen hast, kann ich auch wieder nach Hause gehen", erkläre ich genervt.

„Okay, okay", sagt er und holt seine Bücher aus der Tasche. Ich werfe einen Blick auf die ersten Seiten und versuche ihn abzufragen.

„Könntest du dir wenigstens ein bisschen Mühe geben, ich bin auch nicht aus Spaß hier", maule ich, als er auf keine meiner Fragen eine ernstgemeinte Antwort gibt.

„Hast du jemals „Try not to answer" gelesen?", fragt er nachdenklich.

„Du erinnerst mich an das Mädchen davon."

Ich schüttele den Kopf und atme langsam aus. Dieser Typ bringt mich noch um den Verstand.

„Wie wäre es damit, ich mache die Aufgaben und du gehst dann mit mir eine Pizza essen", schlägt er vor und grinst.

„Von mir aus, aber nur eine kleine."

Triumphierend macht er sich über die Aufgaben her und ich schaue genervt aus dem Fenster.

„Fertig", sagte er und hält mir sein Blatt unter die Nase. Ich erschrecke, denn ich war gerade total in Gedanken an Pizza vertieft.

„Es sind doch gerade mal Sechs Minuten vergangen", murmele ich verwirrt und überfliege seine Lösungen. Jede Aufgabe hat er in Rekordzeit perfekt gelöst. Ich starre ihn mit offenem Mund an.

„Du müsstest jetzt dein Gesicht sehen", lacht er amüsiert und packt seine Bücher ein.

„Pizza?"

Ich nicke.

So habe ich mir die Nachhilfe eigentlich nicht vorgestellt.


A typical teenage lovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt