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„Sicher, dass du nicht mitkommen willst?", fragte Jannis und schaute Lesz an, während Skorupy ihre winzigen, spitzen Zähnchen in seinem Handrücken versenkte.

„Ja", sagte Lesz überzeugt.

„Kein Bock auf Leo?", fragte Jannis mit einem leichten Grinsen auf den Lippen.

„Er ist halt nicht so mein Fall."

„Ist ja auch kein Problem." Jannis streckte die Finger aus und Skorupy umklammerte seinen Zeigefinger, ehe sie sich auf den Rücken fallen ließ und mit ihren Hinterläufen gegen die Seite seiner Hand trat, während sie ihre Zähne neben seinem Nagelbett versenkte.

„Ich bleib noch hier, Svea kommt auch nachher."

„Auch gut", lächelte Jannis, hob seine Hand ein wenig und kitzelte Skorupy unter dem Bauch, woraufhin sie die Ohren zurücklegte und ihm eins mit der Pfote verpasste.

Die beiden verabschiedeten sich mit einer Umarmung an der Wohnungstür.

„Pass auf dich auf", sagte Lesz und Jannis lächelte ihn an.

„Mach ich. Du auch", erwiderte er und steuerte die schmutzige Treppe an. Er warf Lesz noch ein Lächeln zu, während er die Stufen hinabsprang, dann stieß er die Haustür auf und trat in den lauen Abend.

Sommer, es war endlich Sommer. Endlich Ferien, endlich Freiheit. Keine Schule, keine Hausaufgaben und vor allem keine Mutter, die ihm mit Hausaufgaben auf die Nerven gehen konnte.


Leo hatte André und einen Bierkasten dabei. Gemeinsam legten sie den Weg zum Wald zurück.

„Hier, jetzt bist du mal dran", sagte Leo und drückte André den Kasten in die Arme, als sie Jannis' Siedlung erreichten.

„Warum hast du nicht einfach'n Rucksack mitgenommen?", stöhnte André und schwang sich den Kasten auf die Schulter.

„Warum hast du keinen Rucksack mitgenommen?", erwiderte Leo und holte den Tabak aus der Innentasche seiner Kutte hervor.

„Kann ich riechen, dass du direkt 'nen ganzen Kasten holen willst?"

„Letztes Mal hatten wir kein Bier, das war auch nicht gut", grinste Jannis und André warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

„Was willst du eigentlich schon wieder, he?", fragte er und hatte er gerade noch genervt geklungen, untermalte jetzt eine aufdringliche Aggressivität seine Stimme.

„Entspann dich mal", sagte Leo und leckte das Pape an.

„Ich hau dir gleich ganz entspannt aufs Maul", drohte André Jannis und spuckte auf den Boden.

„Mach du mal", erwiderte der ungerührt und nahm von Leo den Tabak entgegen.

„Was schleppst du eigentlich die ganze Zeit dieses Kind an, Alter?", wandte André sich an Leo und nahm den Kasten von der Schulter, um ihn an seiner Seite zu tragen.

„Halt mal die Fresse, Jannis ist mega korrekt", erwiderte Leo und entzündete ein Streichholz, ehe er es mit eleganter Geste an die Zigarette zwischen seinen Lippen führte.

Bis sie den Kiesweg erreichten presste André nur eingeschnappt die Lippen aufeinander, dann drückte er Jannis den Kasten in die Arme.

„Wenn du mitsaufen willst, musst du auch tragen", sagte er und hob die Augenbrauen.

„Da hat er Recht", grinste Leo.

Mit beiden Händen packte Jannis von der Seite in den Kasten und trug ihn ein paar Meter vor seiner Brust, dann ließ er ihn an seine Seite hängen und trug ihn mit einer Hand. Wechselte, als seine Schulter sich anfühlte, als würde sie gleich einfach abfallen. Seine Handflächen begannen zu schmerzen und Schweiß trat ihm auf die Stirn.

Anti-Normkonform [pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt