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gehen wir nach der schule in park?, kritzelte Jannis mit Bleistift auf die letzte Seite in seinem Collegeblock. Er schob den Block nach links, wo Lesz saß. Der las kurz, hörte auf, sich mit dem Kuli gegen die Unterlippe zu tippen, drückte die Miene raus und schrieb.

bin dabei

Jannis zog den Block zurück und warf einen kurzen Blick zur Tafel, wo Herr Pohl ihm den Rücken zukehrte und etwas an die Tafel schrieb. Er riss die Ecke des Blatts ab, knüllte sie zusammen und warf das Bällchen nach vorne. Zwei Reihen vor ihm saß Vroni, aber das Papierkügelchen landete eine Armlänge weiter rechts neben Marvins Fuß.

„Ey", zischte Jannis.

Marvin reagierte genauso wenig wie der Lehrer.

„Marvin", rief er lauter.

Diesmal drehten sich beide zu ihm um.

Der Pohl suchte mit seinem Blick nach dem Störenfried und Jannis senkte schnell den Blick. Er griff seinen Bleistift und hielt ihn mit der Spitze über sein Blatt.

Der Lehrer drehte sich wieder nach vorne und das Geräusch von Kreide auf Tafel erklang.

„Pst", machte Jannis wieder und diesmal reagierte Marvin. Jannis deutete auf den Boden und nach kurzer Suche fand sein Klassenkamerad das Zettelchen. Jannis zeigte auf Vroni und Marvin reichte die Nachricht weiter. Jannis schenkte ihm ein dankbares Lächeln.


„Endlich", sagte Jannis, als er die Schultüren aufstieß und in die Freiheit trat. Die Sonne schien ihm ins Gesicht und er kniff die Augen zusammen.

„Die Kraus hatte es heute echt auf dich abgesehen", lachte Vroni. Sie zog eine Packung Taschentücher aus ihrem Rucksack und zupfte ein Taschentuch heraus. Sie putzte sich die Nase.

„Die hat's immer auf mich abgesehen", erwiderte Jannis.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckte er Leo, der mit ein paar Leuten aus seinen alten Stufen zusammenstand und rauchte.

„Bin gleich wieder da", sagte er zu Vroni und Leszek und überquerte nach einem kurzen Blick nach rechts und links die Straße.

„Was geht?", begrüßte er Leo mit einem Lächeln. Er stellte sich neben ihn mit in den Kreis von Kerlen, die alle mindestens einen Kopf größer waren als er selbst. Jeder von ihnen hatte eine brennende Zigarette zwischen den Fingern klemmen.

„Haben die Lehrer nach mir gefragt?", erwiderte Leo und zog seinen Tabakbeutel aus seiner Kutte. Mit einem Grinsen in seinem Mundwinkel hielt er ihn Jannis hin.

„Ja, beide."

Jannis nahm den Tabak entgegen und lächelte Leo an, dann öffnete er das Tütchen und nahm die Packung Papes heraus. Er zupfte eines raus und hielt es in der rechten Hand, während er in der linken weiter den Tabakbeutel hielt. Er hielt inne.

„Was hast du gesagt?", fragte Leo und zog an seiner Zigarette.

„Nichts", murmelte Jannis, den Blick konzentriert auf seine Hände gerichtet. Er hatte eindeutig eine Hand zu wenig.

Leo nahm ihm den Tabak aus der Hand und gab ihn ihm in die rechte Hand.

„So is' besser", erklärte er und Jannis lachte, ehe er ein wenig Tabak aus der Packung nahm und auf das Blättchen krümelte. Er ließ ein wenig Platz am linken Rand.

„Wo sind deine Filter?", fragte er.

„Ach ja." Leo reichte sie ihm.

Einhändig schob Jannis einen Filter durch die Tüte bis zu dem kleinen Loch und zog ihn dann mit seinen Lippen raus, weil die andere Hand mit Pape und Tabak belegt war. Die Filtertüte steckte er sich in die hintere Hosentasche und legte den Filter dann auf sein Blättchen. Er verschloss den Tabakbeutel und steckte auch ihn ein, dann rollte er die Zigarette, leckte sie an und verschloss sie dann.

Anti-Normkonform [pausiert]Where stories live. Discover now