Kapitel 9

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Viele Monde später.

Schattenrose war auf dem Weg zur FlussClan-Grenze. Alleine. Sie hatte Blumenpfote damit beauftragt die Kräuter zu sortieren, das nervige Fellbündel würde sie nicht stören. Um ihre Schnauze spielte ein Lächeln. Ein böses Lächeln. Seelenschatten, ihr geliebter Seelenschatten hatte ihr diesen Tag vorausgesagt. Den Tag an dem die Anführerstochter an der Grenze sein würde. Allein. Hilflos.

Nachts hatte sie immer mit ihrem Gefährten geplant. Sie hatte die Zeit mit ihm genossen. Und der Wald der Finsternis, mit seiner mörderischen Austrahlung, hatte sie noch brutaler und gnadenloser gemacht. Im Clan vertraute ihr kaum einer und sie wehrte sich vehement dagegen, Blumenpfote ihren vollen Namen zu geben. So viel Macht in ihren Pfoten. Ihr gesamter Clan war auf sie als einzig fähige Heilerin angewiesen.

Da hörte sie ein helles Lachen. Ihr Ziel war da. Eigentlich ihr Lockvogel, aber es war ihr egal. Ein schildpattfarbenes Junges hopste am Schilfufer eines Baches herum und jagte bedenkenlos einen Schmetterling. Schattenrose wartete im Röhricht bis das Junge nahe genug kam. Theoretisch brauchte sie das Junge nicht wirklich. Aber mit dem Jungen machte es mehr Spaß. Ihr wirkliches Ziel, der Wurfgefährte des Kätzchens vor ihrer Nase, schlief bestimmt noch am Bauch seiner Mutter. Ahnungsloser, blinder Bucheckernjunges.

Mit vor Gier glühenden Augen schoss Schattenrose vor und warf das Junge um. Es quiekte voller Angst und zappelte, aber gegen Schattenrose hatte sie keine Chance. In ihrem Maul trug die WindClan-Heilerin einen Dachszahn, von einem toten Tier, das sie vor ein paar Monden gefunden hatte. Ohne über Mitleid oder Gnade nachzudenken, rammte sie den Zahn in die Brust des kleinen Jungen. Tulpenjunges hieß sie. Ein schöner Name, fand Schattenrose, als sie den Zahn noch einmal in den Körper des strampelnden und schreienden Jungen grub. Bald schon ließen die Schreie von Tulpenjunges nach, ihr weißes Fell mit den roten und braunen Flecken war nun rot und stank nach Tod. Schnell warf Schattenrose den Dachszahn in den Bach und nahm das tote Junge auf. Sie beobachtete zufrieden den Halbkreis aus Zahnwunden, den sie  in den Körper des Jungen gestoßen hatte. Ja, ein Dachs hatte sie getötet. Ein Dachs.

Schattenroses WutWhere stories live. Discover now