4 - Nachtgedanken

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 "Ich weiß immer noch nicht, wo er die Schuhe her hat.“, grummelte Mo immer noch heiser lachend und zog sich dann die Decke ein Stückchen näher an sich. Ich lächelte daraufhin und zog mir die Decke auch näher an mich ran, denn es war draußen immer noch etwas kalt.

„Ich schlafe jetzt, gute Nacht, Naina.“, säuselte Mo und hatte die Augen schon geschlossen. Dann drehte er sich um und versank in das Reich der Träumenden.

Ich dagegen konnte nicht schlafen. Zum einem war ich noch etwas aufgekratzt und voller Glückshormone von dem Konzert. Aber auf der anderen Seite war ich noch von diesem Gespräch verwirrt. Von diesen drei Typen.

Ardy. Marley. Und Taddl.

Bei dem Gedanken an seinen Namen zog etwas in meinem Bauch und da ich es mental nicht abstellen konnte, klopfte ich vorsichtig auf meinem Bauch herum.

In was für einer Situation muss man sein, um sich selbst auf den Bauch zu hauen?

Ich drehte mich auf die Seite und nutzte meine rechte Hand als Kopfstütze. Mo atmete ruhig und murmelte leise Songausschnitte des Konzerts vor sich hin. Über diese Tatsache schmunzelnd, legte ich meine Beine zurecht und versuchte dann, einzuschlafen.

 

Du bist wunderschön, weißt du das? Du brauchst nicht denken, dass du nichts wert bist, hast du gehört? Du bist wunderschön.

Leicht geschockt fuhr ich aus meinem Traum und saß senkrecht in dem Bett, in dem ich bei Mo schlafen durfte. Ich richtete mich auf und tapste auf den Balkon, denn alles was ich jetzt brauchte, war frische Luft, um klare Gedanken zu bekommen. Meine in warme Socken eingehüllten Füße betraten die kalten Fliesen und ich schlang meine Arme um mich, denn um Gottes Willen, es war eiskalt. Aber es war mir egal, denn ich wollte frische Luft bekommen. Ich lehnte mich an das Geländer und schaute gen Himmel. Es war eine wolkenlose Nacht und die Sterne funkelten um die Wette. Ich drehte mich um und schenkte auch der anderen Seite des Himmels meine Aufmerksamkeit und betrachtete auch hier die Schönheit der einzelnen und vielfältigen Sterne. Dann umklammerte ich mit meinen Händen das Balkongeländer und senkte meinen Kopf etwas, um mich vor der Kälte irgendwie zu schützen.

Du bist wunderschön, weißt du das? Du brauchst nicht denken, dass du nichts wert bist, hast du gehört? Du bist wunderschön.

Die letzten Worte aus meinem Traum, der mit jeder Sekunde Stück für Stück aus meinen Erinnerungen verblasste, hallten in meinem Kopf. Wort für Wort ging ich diese Sätze in meinem Kopf durch und schüttelte unmerksam den Kopf.

Wie kann man sowas nur träumen.

 

„Was kann man nur träumen?“, gähnte eine verschlafene Stimme hinter mir, die ich als Mo's Stimme identifizierte. Er gesellte sich zu mir und schaute mich komisch an.

„Nichts. Alles gut.“, wisperte ich gegen die Kälte und löste dann meine Hände von dem Balkongeländer. „Kommst du?“, fragte ich Mo, der ziemlich verdutzt auf dem Balkon stand, mir dann aber wieder in sein Zimmer folgte und sich in sein Bett schmiss.

„Naina…?“, fragte er drängelnd und erhoffte sich eine ehrliche Antwort auf seine Frage von eben.

„Och Mo, es ist nichts. Wirklich. Lass uns schlafen.“, antwortete ich ihm abwimmelnd, denn ich wollte weder reden noch sonst was tun. Ich wollte einfach in meinen Gedanken für mich allein sein und damit klar kommen, was diese drei Jungs heute in mir ausgelöst haben.

Denn dieses Gefühl war selbst für mich etwas Neues.

~~~

Am nächsten Morgen wachte ich in der unbequemsten Schlafposition allerzeiten auf. Meine Beine lagen irgendwie verdreht auf der Matratze und mein Nacken hing samt meines Kopfes aus dem Bett heraus. Während ich betrachtete, wie Mo immer noch schlief – wahrlich falsch herum, da ich ja kopfüber lag – befeuchtete ich meinen Mund etwas, da er vom Schlafen mit offenen Mund trocken geworden war. Nach einer Weile schoss mir das Blut in den Kopf und meine Augen drückten schmerzhaft, weshalb ich meinen Oberkörper hob und mich wieder sortierte. Leider etwas zu schnell, denn vor meinen Augen hatte ich nur ein Bild, das mit pink- bzw. blaufarbenen Punkten geschmückt war. Ich fasste mir an den Kopf und versuchte den Brechreiz, der sich in meinem Körper gebildet hatte, gekonnt zu unterdrücken.

Manchmal fühlte ich mich einfach wie ein Einhorn auf LSD.

Immer noch leicht wankend schritt ich auf Mo’s Bett zu und ging mit meinen Füßen leicht nach unten.

„Wag es dich nicht, Naina.“, murmelte Mo streng, „Ich sehe dich. Und ich bin wach.“

„Aber, wie?“, spielte ich überrascht und stellte mich wieder gerade hin.

„Du brauchst nicht zu verleumden, dass du gerade auf mich springen wolltest, du Göre.“, sagte er und rieb sich mit einem Lachen auf den Lippen die Augen.

„Ich doch nicht.“, grinste ich, streckte ihm die Zunge heraus und drehte mich dann um, um mich anzuziehen.

Dafür liebe ich ihn einfach.

~~~

„Gibt es eigentlich Dinge, die du bevorzugst, anstatt mir zu erzählen, wie das Konzert gewesen ist?!“, fuhr mich meine Freundin Jose am nächsten Montag vor der ersten Stunde an.

„Ehm…“, ich holte meine Hand aus der Jackentasche, „Schlafen, Essen, tumblr, wieder Schlaf…“, zählte ich an meinen Fingern auf, doch sie unterbrach mich.

„Hör mir zu.“, setzte sie gespielt erzieherisch an, doch sie schaffte es nicht und musste laut loslachen. „Okay, erzähl’ es mir einfach.“, lachte sie weiter und dann gingen wir in das Gebäude rein.  

„Es war nur okay?? Willst du mich verar…“

„Jose, derartige Wörter will ich nie wieder an meiner Schule hören. Verstanden?“, schimpfte Herr Hewers, der Direktor unserer Schule.

„Verstanden, Herr Hewers. Kommt nicht mehr vor.“, nickte Jose und machte einen auf liebes Mädchen.

„Das hoffe ich. Naina.“, nickte er mir dann abschließend zu und ging dann in das Schulgebäude, während wir die erste große Pause hatten.

Ich drehte mich wieder zu Jose um und sah nur, wie sie lautstark ‘Memme‘ hinterherrief und ihm den Mittelfinger zeigte. Die Jungs, die bei uns auf dem Pausenhof standen, gaben nur das altbekannte ‘Ohaaaaaaa‘ von sich und ich verdrehte meine Augen. 

„Was bildet der sich ein? Ich meine Haaaaaalllo, wir, du und ich, sind in der elften Klasse. Es ist März, fast April. Und nach den Sommerferien sind wir in der zwölf und dann fertig. Wieso darf er uns den Mund verbieten??“, regte Jose sich über unseren Direktor auf.

„Weil wir noch nicht achtzehn sind.“, warf Tobi der Stufenclown mit einem sarkastischen Unterton ein.

Jose fielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie das hörte.

„Also erstens: Was tust du hier?! Zweitens: Ist mir doch scheiß egal. Drittens: Wer hat dich gefragt, ich rede mit Naina! Du bist nicht mal annähernd so cool wie sie, also sei leise, verstanden?!“, meckerte Jose Tobi an und drehte ihm dann den Rücken zu.

„Das war ein Scherz, Meckerziege.“, lachte Tobi und gesellte sich dann wieder zu Freunden.

„Jose, wann verstehst du endlich Spaß?“, fragte ich fast schon hilflos und drehte mich dann zu Jose um.

Sie blickte mich nur sauer an, verzog dann ihr Gesicht und stapfte auf die Toiletten.

Und die Leute sagen, ich sei schlimm. Genau.

Ohhh, tut mir so leid, dass ich nicht länger geupdatet habe, aber ich hatte einige Vorbereitungen bezüglich der Adventszeit zu treffen und hach ja ^ - ^

Ich freue mich dann wohl weiterhin über die 250 reads - ihr seid so unglaublich, oh mein Gott, danke!!!

Shorty :)

(23. 11. 2014)

Secret | Taddl & NainaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt