10 - Tichverkündungen

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~Kapitel 10

°Taddl°

„Brudi, ich will endlich wieder nach Köln in unsere Wohnung.“, jammerte Ardy, nachdem er auf mein Bett gesprungen ist und komische Turnübungen durchführte.

„Erstens, was zum Teufel machst du da, Ardy? Zweitens, wir zahlen heute die Kaution für die Wohnung und dann können wir auch schon wieder los, okay?“, murmelte ich noch halb verschlafen und kuschelte mich wieder in meine Bettdecke ein. Ardy stöhnte laut auf und beendete dann seine Turnübungen. „Frühstück, Herr Tjarks?“ Ich gab ein „Ja“ von mir, weshalb Ardy sich auf den Weg in die Küche machte. In diesem  Moment dachte ich darüber nach, wie sehr ich Ardy eigentlich vertraute. Wir kannten uns ungefähr zwei Jahre und zogen jetzt zusammen. Nach Köln. Er kennt sich super in dem Haus meiner Eltern aus, wir erzählen uns alles und sind einfach wie Brüder. Nachdenklich fuhr ich mir mit meiner Hand über die Schläfe und schloss die Augen. In der letzten Zeit ist einfach so unendlich viel passiert - ich habe mit meinem Let’s Play Kanal angefangen und nebenbei läuft auch noch ‚What The Fact‘. Und dabei war ich erst 19 Jahre alt.

„TADDL!“, rief Ardy durch das gesamte Haus, weshalb ich sofort aufsprang und in die Richtung seiner Stimme spurtete. „Was ist los?“, fragte ich ihn aus der Puste geratend und hielt mir meine Hand an den Bauch. „Wir haben keinen Bacon mehr.“, entgegnete er mir trocken und zeigte dann auf den Kühlschrank, „Es ist der totale Notstand ausgebrochen!“, rief er, riss seine Hände in die Höhe, fuchtelte mit diesen wie wild herum und verzog das Gesicht.

„Dann müssen wir wohl oder übel einkaufen gehen, Brudi. Und auf dem Weg können wir auch das Geld abgeben, oder nicht?“, schlug ich ihm vor und verließ dann nach seiner Zustimmung die Küche. In meinem Zimmer angekommen, kramte ich mir Anziehsachen aus meinem Schrank und zog mich dann um.

„Wir müssen noch kurz zur Bank das Geld abholen.“, sagte ich zu Ardy, nachdem wir uns beim Bäcker Brötchen gekauft hatten. Ardy nickte zustimmend und holte dann seine Kamera aus der Jacke. Er klappte sie auf und filmte unseren Weg.

„Weißt du was, nie wieder. Nie wieder werden wir hier sein. In ein paar Tagen heißt es Köln und unser Leben beginnt. Wir sind frei!“, sagte mir Ardy euphorisch und filmte dann noch etwas die Gegend, „Ich hoffe, ich bekomme das mit den Videos alles regelmäßig hin.“, lachte er in die Kamera, dann drehte er sie um und richtete sie auf uns beide.

„Na ihr Brudis?“, fragte er und mir wurde klar, dass er ein Video für YouTube drehte. „Na ihr Nudeln?“, ergänzte auch ich und erklärte dann, dass wir unterwegs sind, um die Wohnung zu bezahlen. Dann riss ich Ardy die Kamera aus der Hand und filmte uns beide aber trotzdem. „Wisst ihr was? Hiermit verpflichte ich Ardy dazu, dass er jede Woche zwei Videos macht. Damit er einfach mal in einen Rhythmus kommt und das mit den Videos hinbekommt.“, grinste ich in die Kamera und zwinkerte Ardy zu. Dieser fing an zu lachen und erzählte noch etwas, bis wir uns verabschiedeten und dann das Video beendeten.

„Ich hasse dich, Taddl.“, lachte Ardy und schlug mir dabei spielerisch auf die Schulter. Lachend verzog ich dann mein Gesicht.

„Ich liebe dich auch, Brudi.“

°Naina°

„Essen!“, rief meine Mutter an diesem Freitagabend, der von einem fürchterlichen Sturm geprägt wurde. Fröstelnd zog ich meine Strickjacke an und ging dann nach unten in das Esszimmer, wo meine restliche Familie schon auf mich wartete.

„Kinder, Schatz, ich habe euch etwas mitzuteilen.“, sagte mein Vater freudig, nachdem wir mit dem Essen fertig waren und abräumen wollten. „Das da wäre…?“, gab meine Schwester von sich und deutete ihm mit ihrer Hand fortzufahren, als er immer noch nicht weitergesprochen hatte. „Ich habe eine neue Stelle. Also nicht neu, sondern ich wurde versetzt. Sowohl rang -, als auch standortmäßig.“

Die Worte hallten in dem Raum und dazu prasselten die Regentropfen an die Fensterscheiben, was ein Geräusch erzeugte, welches mir Gänsehaut bereitete.

„Schön! Ach Schatz, ich freu mich ja sowas von für dich!“, rief meine Mutter und umarmte meinen Vater. Die beiden freuten sich wie sonst was und um ehrlich zu sein wusste ich nicht wirklich, wieso man sich wegen so etwas so übermäßig freute, denn es bedeutete für mich, dass er morgens länger zur Arbeit fahren müsste. Allein bei der Vorstellung daran, dass ich morgens einen noch längeren Schulweg hätte – mein jetziger raubte mir ungefähr 30 Minuten mit dem Bus – grauste es mir. Allem Anschein nach verstand auch meine Schwester nicht das super Besondere in der Nachricht, weshalb sie ihre Augenbrauen hoch zog und mich verwirrt anschaute. Ich zuckte ratlos mit den Schultern und widmete mich dann wieder der Situation, die sich direkt vor meinen Augen abspielte.

Meine Mutter löste sich von meinem Vater und strahlte ihn an. Dann öffnete sie ihren Mund und schaute ihn fragend an, worauf er nur nickte und sich die beiden dann verschwörerisch angrinsten.

Leute, wir sind auch noch da.

Genervt verdrehte ich meine Augen und machte gerade Anstalten, den Tisch zu verlassen und wieder nach oben zu gehen, als mein Vater sich räusperte und mich anblickte. „Das heißt aber auch, dass wir umziehen müssen.“

Ich verharrte in meiner jetzigen Position und stellte mir vor, wie der Wind, der draußen tobte, durch meine Ohren in meinen Kopf sauste und dort meine klaren Gedanken wegwirbelte. So fühlte es sich nämlich an. Perplex schüttelte ich meinen Kopf, versuchte, meine Gedanken wieder zu sortieren und starrte dann meine Eltern an, die langsam aber sicher ihre gute Laune bei dem Anblick unserer Gesichter verloren. „Ist das euer ernst?“, gab meine Schwester gereizt von sich und nachdem unsere Eltern keinen Ton von sich gaben, stapfte sie sauer nach oben.

„Naina, kannst du vielleicht mal mit ihr…“, meine Mutter wurde von dem Zuknallen einer Tür unterbrochen und verstummte dann. Sie drehte sich zu meinem Vater um und flüsterte  traurig „Das war eine falsche Entscheidung, fürchte ich…“

Innerlich zerbrach mein kleines Herz, als ich meine Mutter so traurig sah, aber dennoch war ich irgendwie sauer auf meine Eltern. Ich bin in der Oberstufe, ich habe hier Freunde und… jetzt? Jetzt sollen wir umziehen?

„Nein. Und Naina, wir ziehen zwar um, aber du kannst immer noch auf die gleiche Schule gehen, wie jetzt.“, sagte mein Vater, als ob er meine Gedanken lesen könnte. Ich nickte vorsichtig und schluckte meine Wut herunter. „Okay… Und wo ziehen wir dann hin, wenn ich immer noch auf meine Schule gehen kann?“, fragte ich meine Eltern dezent verwirrt. Wir ziehen doch nicht etwa…

„Nach Köln.“, gab er von sich und bestätigte den Verdacht, der sich bei mir schon eingeschlichen hatte. „Woah, okay“, gab ich nur von mir und schloss meine Augen. Das war echt wunderbar, denn Köln war eine Stadt voller Möglichkeiten. Außerdem lebte meine beste Freundin Tink dort und so konnte ich jetzt viel schneller zu ihr. Aber was war mit Mo und Jose? 

„Und wie weit ist es dann bis zur Schule?“, fragte ich meinen Vater. „Puh, zu Fuß ca. 10 bis 15 Minuten. Kommt auf dein Tempo an, Naina.“, entgegnete mir mein Vater lächelnd und begann dann, den Tisch abzuräumen. Ich half ihm dabei und auch meine Mutter half mit, weshalb wir im Nu fertig waren.

Wir ziehen nach Köln,

wir ziehen nach Köln,

wir ziehen nach Köln,

summte ich fröhlich in meinem Kopf in einer komischen Melodie.

Moment.

Taddl zieht auch nach Köln.


Update! Wie gefallen euch eigentlich Taddl's und Ardy's Tattoos? Mir gefallen sie ziemlich gut, wobei ich mir vorstellen kann, dass vor allem die Tattoos auf den Handknöcheln schmerzhaft gewesen sein müssen. Lediglich die Tattoos im Gesicht finde ich nicht so schön wie die anderen, aber es ist ihre Entscheidung und ich persönlich bin nicht der Typ Mensch, der sie dann dafür hatet. Ihnen gefällt es und die beiden sollen einfach glücklich sein. :)

Shorty :)

(27.03.2015)

Secret | Taddl & NainaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt