Kapitel 12

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Denn hinter der Tür standen niemand anderes als....

.... meine Kollegen!
- 'Was zum Geier?!' - Fassungslos starrte ich die Personen vor mir an, nicht fähig mich zu bewegen. Was zur Hölle machten die hier? Jetzt schauten mich auch noch zehn verwirrte Augenpaare ebenfalls ziemlich verwundert an. Ist doch klar, dass ich einfach nicht verstand, was hier gerade vor sich ging. Ich wurde schließlich entführt, gefesselt und eingesperrt! Und jetzt standen meine Kollegen vor mir?! Mein Bauchgefühl sagte mir, dass hier gerade etwas GEWALTIG schief gelaufen war. Mit zitternden Knien stolperte ich einen Schritt zurück. "Was...was macht ihr hier? Was mache ICH hier?", fragte ich mit brüchigen Stimme und konnte nicht verhindern, dass mir eine Träne über die Wange lief. Denn ich hatte da ein ziemlich ungutes Gefühl. Was, wenn meine Kollegen hinter der Entführung steckten? Aber warum sollten sie das tun? Warum sollten sie mutwillig riskieren, dass ich mich verletzte? Fragen über Fragen schwirrten in meinem brummenden Kopf herum, doch ich wollte einfach keine plausiblen Antworten darauf finden.
Ich merkte, wie sich nun eine Person erhob und langsam auf mich zugelaufen kam. Alex. "Ehm, also... Esmé... Vielleicht sollten wir uns kurz hinsetzen und dir das Ganze mal erklären... Wir hatten nicht vor, dass das so aus dem Ruder läuft!", setzte dann Alex zu einer Erklärung an. "Bitte! Ich würde sehr gerne nachvollziehen können, wieso ihr mich entführt, fesselt und einsperrt!", schrie ich beinahe. Deutliche Verzweiflung war in meiner Stimme zu hören.

"Gut, also eigentlich war das hier nur als kleiner Willkommens-Scherz gedacht...", meldete sich nun Phil zu Wort, der mittlerweile hinter Alex getreten war. "Bitte was?! Willkommens-Scherz? Ich glaub, ich spinne! ... Das kann doch nicht euer verdammter Ernst sein, oder?! Was habt ihr euch dabei gedacht, mein Gott?! Ihr könnt mich doch nicht einfach so entführen, nur weil euch gerade danach ist! Das ist Entführung, Freiheitsberaubung, Körperverletzung und noch viel mehr! Außerdem hatte ich eine scheiß Angst! Ich wusste nicht ob ich da jemals wieder lebend rauskommen werde! Ich hab mich sogar verletzt, allein wegen eurer Dummheit! Ich fass es nicht..." Schwer atmend ballte ich meine Hände zu Fäusten und starrte alle Anwesenden wutentbrannt an. "Esmé, bitte. Wir wollten doch niemals, dass das so eskaliert! Wir wollten doch nicht, dass das alles passiert! Wir wollten dich nur ein bisschen in dem Raum lassen, dann wieder befreien und anschließend deinen Einstieg feiern!" Alex klang nun auch ziemlich verzweifelt. Ein kleines bisschen kaufte ich es ihm sogar ab, dass er das Ganze bereute. Trotzdem war das niemals eine Entschuldigung für das, was er, beziehungsweise alle meine Kollegen, mir angetan hatten. Wie konnte man zu soetwas im Stande sein?! Und dann waren das doch auch noch alles Sanis und Docs! Ihnen hätte doch klar sein müssen, dass das nicht gut ausgehen würde!
Wobei... - Da fiel mir gerade noch etwas anderes ein: Wenn die ganze Entführung von meinen Kollegen geplant worden war, dann musste der Typ, den ich gerade niedergeschlagen hatte, ja auch einer von denen sein. Scheiße!... Obwohl, selber Schuld. Bei soetwas zeigte ich nun wirklich kein Mitgefühl.

"Esmé, bitte! Glaub uns doch, dass wir das nicht wollten! Wir hatten ja sogar ne Kamera im Raum um zu schauen, ob alles okay ist, die hat dann aber irgendwann nicht mehr funktioniert, weshalb dann Paul - ein Kollege von der Polizei - schauen gehen wollte, ob alles gut bei dir ist! Wir hätten dir doch niemals etwas angetan!", versuchte es Phil weiter, doch ich schüttelte einfach nur fassungslos den Kopf.
"Ich glaube, ihr solltet mal nach eurem netten Kollegen schauen. Der ist unter meiner Flucht wohl etwas in Mitleidenschaft gezogen worden.", sagte ich nur kalt und blickte mich dann im Schankraum der Kneipe, auf der Suche nach der Eingangstür, um. Als ich diese ausfindig gemacht hatte, stürmte ich los, drückte mich an meinen überforderten Kollegen vorbei und öffnete die Tür. Sofort schlug mir eine Welle kühler Luft entgegen, die ich erleichtert einatmete. "Esmé, warte doch! Wir können doch über alles reden!", rief Alex von hinten, doch ich ignorierte ihn und lief schnell aus der Tür. Draußen wurde ich von der nächtlichen Dunkelheit empfangen, die mir unter anderen Umständen Angst gemacht hätte. Doch jetzt war mir einfach alles egal. Ich fühlte mich nur noch verraten, hintergangen und missbraucht. Ich hatte ihnen vertraut. Sie waren die ersten Personen seit Langem, denen ich mich beinahe anvertraut hätte. Doch ich wurde enttäuscht - schon wieder. Ich hatte wirklich die Hoffnung gehabt, mit meinem alten Leben abschließen und meine Vergangenheit, mit all die schrecklichen Ereignisse aus meiner Jugend, vergessen zu können. Doch ich hatte mich mal wieder getäuscht und meine letzten Hoffnungen auf einen Neustart zerplatzt...

Mit ähnlichen Gedanken, wie schon eben in der Bar, lief ich jetzt einfach quer durch die Straßen, bog ab und zu mal rechts beziehungsweise links ab und lief weiter wahrlos durch die Gegend, denn meine Gedanken wollten einfach keine Ruhe geben! Immer mehr wurde ich wütend, traurig und frustriert zu gleich und hätte so gerne auf irgendwen oder irgendetwas eingeschlagen. Aber hier war weit und breit niemand, wirklich niemand zu sehen! Die Straßen waren allesamt wie leer gefegt und man konnte nur spärlich erkennen, dass es sich hierbei um eine Stadt handelte. Aber um welche? Keine Ahnung! So lange wie wir gefahren waren, hätten wir sowohl im Kreis als auch Kilometer weiter in einer Nachbarstadt sein können! Und dass es hier kaum Straßenbeleuchtungen oder Namen gab, konnte man sich erst recht nicht gut orientieren, besonders nicht als Dorfkind, wie ich es war. Außerdem war ich doch erst seit ein paar Tagen hier und hatte noch keine richtige Möglichkeit gehabt mir meine Umgebung anzusehen und das, an was ich mich erinnern konnte, hatte null Ähnlichkeit mit diesen Straßen!

Deshalb befürchtete ich mittlerweile wirklich, dass ich mich irgendwo außerhalb von Köln befand, auch wenn ich nicht ganz verstand, was meine Kollegen damit bezwecken wollten. Immerhin hätten sie ihren kleinen 'Spaß' auch irgendwo in der Nähe machen können, dann würde ich jetzt nicht komplett hilflos durch die fremden Straßen irren.
Was haben die sich eigentlich dabei gedacht? Als wenn es nicht schon gereicht hätte, dass ich am Tag des Vorstellungsgespräch aufgrund eines kleinen Flashbacks zum Patienten geworden war und mir das Gleiche bei der Geiselnahme heute Morgen ebenfalls beinahe passiert war! Wessen Idee war das eigentlich gewesen? Das würde mich echt mal interessieren..
Alex konnte ich mir irgendwie schlecht vorstellen, obwohl das wahrscheinlich auch nur Wunschdenken war. Immerhin wirkte er zienlich gefasst, was auf mich den deutlichen Eindruck machte, dass er eingeweiht gewesen war. Aber trotzdem tat diese Vorstellung verdammt weh...
ER, der süße Typ mit der Bezeichnung 'Notarzt' auf dem Rücken! Nein! Das wollte ich nicht wahr haben! Es MUSS ein anderer gewesen sein! Vielleicht Jannik oder Jaqueline? Aber wie hatten die das geschafft Alex, Phil und alle Anderen Kollegen der Wache zu überzeugen, dort mitzumachen und das Ganze sogar so weit durchzuziehen? Nein, das hätten die zwei niemals geschafft. Dort hätte sofort die Vernunft der Ärzte eingegriffen. Nein, das mussten 'mächtigere' Leute mit hohem Vertrauenspunkten und Überzeugungskraft gewesen sein, um diese Vernunft auszuknipsen. Außerdem mussten diese auch gewisse Kontakte zu diesen Typen, die mich entführt hatten, haben, denn diese wirkten für mich extrem durchtrainiert, was - so leid es mir auch tat - niemand aus meiner Wache war. Mal abgesehen von Alex, aber dem würde ich das trotzdem nicht zutrauen.

Doch wer könnte das sein? Okay, nochmal nachdenken. Kräftig, ausgebildet, mit hoher Vertrauensbasis und Überzeugungskraft. Das klang mir ja immer mehr nach Polizei! Ja! Phil sagte doch, dass sie einen Paul beauftragt hatten nach mir zu sehen! Paul - ein Kollege der Polizei! Wie konnte ich nur so blöd sein! Die Karten lagen doch soo offen da! So kontrolliert und einstudiert, wie die mich angegriffen und fixiert hatten, damit so wenig wie möglich Schaden entsteht aber große Wirkung zeigte - das ist doch eindeutig Polizei! Sowas übt man dutzende male in der Ausbildung!
Wobei - dass ich den einen so schnell außer Gefecht setzen konnte und auch so kurz davor war abzuhauen, deutet doch eher auf noch ziemlich junge, unerfahrene oder weniger sportliche Polizisten hin! Aber wer? Kannte ich die? Nein. Eigentlich nicht. Selbst dieser Paul kam mir unbekannt vor. Sonst hätte ich ihn ja wohl kaum so niedergeschlagen! Nein. Ich kenn die nicht. Aber wollte ich die überhaupt noch kennenlernen, nach dem was die mir angetan hatten?!
Ich wusste es nicht.

Während ich so über all das nachdachte und mich in meinem wirren Gedanken verzettelte, bekam ich immer weniger von meiner Umgebung mit, was, wie jeder weiß, einem in der Dunkelheit schnell zum Verhängnis werden kann...
Denn ich war gerade dabei, eine eigentlich freie Straße zu überqueren, da hörte ich von rechts, wie Bremsen laut aufquietschten. Erschrocken blieb ich mitten auf der Straße stehen, drehte mich nach rechts und sah dann nur noch grelles Scheinwerferlicht, bevor ich einen unsanften Aufprall spürte.

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Hey Leute!
Wie ihr bestimmt schon bemerkt habt, kommen momentan die Kapitel sehr unregelmäßig. Wir schaffen aber leider nicht anders... Dafür kommen aber immer wieder längere Kapitel. Meist unbeabsichtigt, weil uns dann doch der Schreibwahn gepackt hat. Aber gut. Wir hoffen ihr nehmt uns das nicht übel und freut euch wenns auch mal längere Kapitel gibt. Auch wenn ihr dafür was länger warten müsst. Aber wir hoffen euch gefällt es trotz allem.

VLG
~JK-Write!

Zukunft ist Vergangenheit - Traurige Wahrheiten || ASDSWhere stories live. Discover now