Der in Ungnade gefallene

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• Camille Malfoy •

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• Camille Malfoy •

„The sun watches what I do,
but the moon knows all my secrets."

So sehr Camille hinter ihrer Familie und ihren Ansichten stand, sie konnte nicht anders, als Muggel für ihre wilde Fantasie zu bewundern. Es schien, als würden sie die gut versteckte Magie um sich herum trotz allem wahrnehmen, versuchen sie zu erklären und diese zu banalisieren. Anders konnte die junge Hexe sich nicht erklären, woher die Fülle an Märchen, Geschichten, Sagen und Legenden kam.

Die Slytherin liebte diese Art von Ausflüchten aus der Realität und einmal hatte sie sogar herzhaft darüber lachen müssen, dass eine der Gottheiten, über die berichtet wurden, mit anderem Namen Minerva hieß. Ob sich Professor McGonagall dessen bewusst war?

Auf leisen Sohlen schlich Camille sich eines späten Abends durch die Regale der großzügigen Bibliothek in Hogwarts, zwar war diese um Welten nicht so gut ausgestattet wie die in Malfoy Manor, doch sie beherbergte eine kleine Auswahl an Muggelgeschichten, die sie bei sich zuhause ganz sicher nicht finden würde. Mit ihren schlanken Fingern fuhr sie über die teilweise alten Buchrücken, bis sie einen Märchensammelband in der Hand hielt.

Gerade, als sie sich auf die Fensterbank im hinteren Teil des Raumes begeben wollte, bemerkte sie eine Gestalt am Boden sitzen. Sie spielte mit dem Gedanken, sich einfach umzudrehen und das Buch in ihren Schlafsaal zu schmuggeln. Doch so leicht wollte sie sich nicht vertreiben lassen, vor allem nicht von jemandem wie Sirius Black.

Wie ein kleines bockiges Kind saß er auf seinem Hosenboden an eines der Regale gelehnt und schien das Licht einer Laterne, welche ihm gegenüber auf dem Fenstersims stand, als einzige Lichtquelle zu nutzen. Der Bursche konnte lesen?

Mit erhobenem Kinn setzte die Blondine ihren Weg fort und versteckte dabei den Titel des Buches in ihrem Umhang. Erstaunt hob sie eine Braue, als sie genau vor dem Gryffindor stand, der noch keine Notiz von ihr genommen zu haben schien und seine Nase stattdessen noch immer in ein Buch gesteckt hatte. Es war ein verdammt dickes Buch und der Black war gerade dabei auf eine der letzten Seiten zu Blättern.

„Eher glaube ich an das Märchen
Babbitty Rabbitty und der gackernde Baumstumpf, als dass du tatsächlich jede einzelne Seite dieses Buches gelesen hast", spottete Camille und hielt unter ihrem Umhang ihr eigenes fest umklammert, als fürchtete sie, dass dieses ihr jederzeit entrissen werden könne.

Sirius sah sie nicht einmal an, doch seine Brauen verzogen sich ärgerlich. „Geh mir aus dem Licht, Malfoy."

Die Slytherin konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob der Rest der Plage, die er liebevoll als Freunde bezeichnete, sich nicht ebenfalls gerade in der Nähe herumtrieb oder ob er tatsächlich für eine Weile sein Rudel verlassen hatte. „Was tust du hier überhaupt?", fragte sie überflüssiger Weise und biss sich im selben Moment auf die Lippen. Denn was er tat war eigentlich offensichtlich. Lesen lernen.

„Ich nehme an, dasselbe wie du", bemerkte der Schwarzhaarige und klappte den dicken Schinken auf seinem Schoß zu. Dank des Dämmerlichts konnte Camille noch immer nicht erkennen, worum es sich denn bei dieser anscheinend äußerst spannenden Lektüre handelte. Sie reckte ihr Kinn und lächelte bloß diabolisch. „Aber im Gegensatz zu dir bin ich Vertrauensschülerin."

Sirius grinste unbeeindruckt zurück. „Aus vertraulichen Quellen weiß ich, dass dir das trotzdem nicht das Recht gibt nachts in der Bibliothek rumzuschleichen."

Ertappt wandte die Blondine sich ab und die Röte schlich sich auf ihre blassen Wangen, die hoffentlich in der Dunkelheit nicht allzu sichtbar waren. In der Zwischenzeit hatte der Gryffindor sich erhoben und das Buch in seiner Tasche verschwinden lassen, anscheinend war er der Meinung kein Risiko eingehen zu müssen, indem sie das Buch aufspüren würde, nachdem er es vor ihren Augen zurückgelegt hatte. Ein kluger Schachzug, das musste sie ihm lassen.

„Was läuft da zwischen dir und Regulus?", fragte er schließlich und schulterte seine Tasche, als wolle er gehen. Doch stattdessen musterte er sie mit einer Mischung aus Neugierde und Abscheu mit seinen grauen Augen.

„Ich weiß nicht, was du meinst", erwiderte sie kühl und hielt seinem erwartungsvollen Blick stand, der mit jeder Sekunde eisiger wurde. Rau lachte er auf. „Naja, das letzte Mal, als ihr ein engeres Verhältnis hattet, hast du ihn im Stich gelassen. Er hätte dich gebraucht nachdem..."

„Nein, er hätte dich gebraucht", zischte Camille unvorsichtigerweise ein wenig zu laut. „Wag es ja nicht mir die Schuld dafür zu geben, Black. Du warst derjenige, der sich gegen seine Familie entschieden hat."

„Und danach hast du dich ebenfalls gegen ihn entschieden."

„Wegen dir!" Ihre Stimme war mittlerweile so spitz und unterkühlt wie Eissplitter und doch hoffte sie ihn mit ihrem Blick erdolchen zu können. Was fiel diesem Verräter eigentlich ein? Immerhin war es sein Bruder und auch sein Verdienst, dass sich die drei Freunde entzweit hatten. „Du hast eine solche Schande über deine Familie gebracht, dass es mir verwehrt wurde auch bloß ein Wort mit Regulus zu wechseln."

Sirius, der zuvor keine Miene verzogen hatte, sah sie nun ebenso finster an. „Dann hättest du dich eben gegen die Meinung deiner Eltern stellen müssen."

„Ich bin nicht du", flüsterte die Slytherin trocken und wandte sich erhobenen Hauptes ab. Was diesem Jungen einfiel war ihr völlig unklar. Nur weil er eine schlechte Kindheit hatte, galt das nicht für jedes reinblütiges Kind. Sie hatte eine tolle Kindheit gehabt und sie liebte ihre Eltern, niemals würde sie es wagen ihnen dermaßen in den Rücken zu fallen.

Gerade, als Camille an ihrem ehemaligen Freund vorbeigehen wollte, hielt dieser sie am Arm fest und drückte ihr ein dünnes Buch, welches er soeben aus einem der Regale gezogen hatte, in ihre freie Hand. Mit gerunzelter Stirn sah sie Sirius an, der sie noch immer unvermittelt anstarrte. „Ich denke das könnte dir gefallen, wenn du schon dabei bist Bücher in dieser Richtung zu lesen."

Im jähen Moment bemerkte sie pikiert, dass ihr Umhang verrutscht war. Genau an der Stelle, an der sie den Märchensammelband versteckt hatte und ihr Gegenüber genau auf diese Stelle mit einem belustigten Lächeln starrte. Camille schluckte und versuchte ihre Scham zu verbergen, indem sie die Aufmerksamkeit auf das Buch lenkte, welches ihr soeben in die Hand gedrückt wurde. „Romeo und Julia?"

„Eine Tragödie, wie all unsere Leben", erklärte Sirius mit einem Schulterzucken und einem halbherzigen Lächeln, doch seine Augen waren traurig. „Lily hat uns alle mal gezwungen es zu lesen."

Camille hob eine ihrer Augenbrauen und stellte das Buch unbeeindruckt zurück ins Regal, ehe sie sich abwandte. „Ich bevorzuge Happy Ends."

Star-crossed | 𝑹𝒆𝒈𝒖𝒍𝒖𝒔 𝑩𝒍𝒂𝒄𝒌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt