Kapitel 9 - Kakao mit Marshmallows?

8 1 0
                                    

Ich rannte die Treppen hinunter und stoß die Eingangstür gewaltsam auf.
Hinter mir spürte ich, wie Josh probierte mich einzuholen und mich mit schnulzigen Worten zum Stehen zu bringen aber ich rannte einfach weiter.

Ich rannte als wäre der Teufel hinter mir her. Ich schaute nicht nach links oder nach rechts, mein einziges Ziel war mein verdammtes Bett. Das war allerdings schwieriger zu erreichen, als gedacht, da mir mein Tränenschleier die Sicht verdeckte.

Josh folgte mir mittlerweile vermutlich nicht mehr, was mir aber auch relativ egal war. Dieses Miststück hat sie doch nicht mehr alle. Er hat mit meiner besten Freundin geschlafen. Meine beste Freundin hat mit meinem Freund geschlafen. Und ich weiß nicht mal wie lange schon etwas zwischen den beiden läuft.

Schon wieder liefen mir tausend Tränen über mein Gesicht und ich musste anhalten. Ich schaute mich um und erkannte, dass ich im Park gelandet bin. In einem vollen Park, an einem sonnigen Tag.

Super, auffälliger hätte ich echt nicht sein können.

Ich schaute mir meine Umgebung genauer an und erkannte verschiedene Gruppen. Ich sah viele Kinder, die herum tobten und ich hörte ihr Geschrei bis hier hin. Auf den Bänken saßen ihre Eltern und schauten ihnen belustigt zu.

 Daneben konnte ich ein altes Paar entdecken. Der Mann erzählte vermutlich etwas lustiges, da die Frau anfing zu lachen und sich lachend an ihn anschmiegte. Er schaute sie verliebt an und und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

Ich wischte mir meine Tränen weg.
Danke Josh! Danke Gott! Danke Welt! Danke, dass ihr mir gerade hier alles zeigt, was ich niemals gehabt habe und niemals haben werde.

Es ist immer wieder schön zu sehen, wie Eltern mit ihren Kindern spielen oder wie Pärchen sich lieben, während man selbst nie das selbe gefühlt hat. Na gut, das stimmt vielleicht nicht ganz, ich habe Josh geliebt. Und ich liebe ihn selbstverständlich immer noch. Er hat mich betrogen und das werde ich ihm niemals verzeihen, aber dieses Gefühl kann ich nicht leugnen. Aber ob er mich jemals so geliebt hat?

Mein Blick schweifte auf eine Gruppe von Jungen in meinem Alter, die etwas abseits vom Park standen. Sie spielten sich einen Ball zu, welcher mir allzu bekannt vor kam.

Das ist doch der Ball, den ich ins Meer gepfeffert habe! Zufälle gibt's aber auch. Ja klar es ist vermutlich nicht der selbe, aber trotzdem erinnert es mich sofort an Noah.
Bei dem Gedanken musste ich ein bisschen schmunzeln.

Ich war so in meinen Gedanken versunken, dass ich nicht bemerkte, dass ich von einem Ball getroffen wurde. Ein kleines Mädchen, welches an meinem Hosenbein zog und sich wimmernd entschuldigte, brachte mich in die Realität zurück.

Ich schaute sie verwirrt an bis ich verstand, dass sie mich abgeworfen hatte. Ich lächelte sie ermutigend an und hob den Ball auf.

"Das ist doch nicht so schlimm, hier nimm deinen Ball und geh wieder spielen.", sagte ich möglichst gefasst, da ich mal wieder den Tränen nahe stand.

Sie nahm den Ball dankend entgegen und hatte sich schon von mir abgewandt, als sie sich noch mal umdrehte. "Warum weinst du? "

Sie schaute mich an und ich hatte das Bedürfnis, mich komplett auszuheulen. Aber es ist ein Kind. Ein kleines Kind, welchem ich nicht einfach weinend in die Arme fallen kann.

Sie schaute mich immer noch an und ihr stechender Blick machte mich verrückt. "Weißt du, manchmal können Jungs echt blöd sein.", probierte ich es ihr zu erklären und sie nickte lachend.

"Das weiß ich schon lääängst!", sagte sie stolz und zeigte auf einen Jungen, der gerade rotzend im Gras saß. "Das ist mein Freund. Er ist bisschen blöd, aber trotzdem habe ich ihn lieb. Und manchmal, wenn er gemein zu mir war, dann gehe ich weg von ihm. Aber dann kommt er zurück und entschuldigt sich und dann spiele ich wieder mit ihm. Vielleicht entschuldigt sich dein Freund auch und dann magst du ihn auch wieder. "

Ich lachte schluchzend auf und wollte gerade dazu ansetzen, ihr zu antworten doch sie wurde von irgendjemandem gerufen.

Sie schaute mich noch kurz an und sagte dann einen Satz den ich zu gerne glauben würde: "Irgendwann kommt dein Traumprinz auf einem Pferd angeritten und er wird dich behandeln wie eine Prinzessin!"

Dann lief sie weg und ließ mich wieder einsam zurück. Ein Traumprinz?
Josh war mein Traumprinz. Er war generell ein Traum.

"Manchmal können Jungs blöd sein? Wann sind sie das denn nicht?", unterbrach eine Stimme meinen Gedankengang belustigt.

Ich drehte mich langsam um und  wusste ganz genau, wer hinter mir steht. Ich probierte möglichst unauffällig, mein Gesicht anschaubar zu machen, da ich vermutlich komplett gerötete Augen hatte und aussah wie ein Häufchen Elend.

Zu spät.

Kaum hatte ich mich umgedreht, sah Noah mich schockiert an und fragte was los sei.

Ich winkte nur ab und erzählte ihm, dass ich mich mit meinem Freund gestritten habe. Ich werde ihm ja wohl kaum erzählen, dass ich gerade auf dem Weg war, mir ein Eis zu holen bis ich bemerkt habe, dass ich kein Geld habe, wollte es dann von meinem Freund leihen, habe ihn dann aber leider beim Fremdgehen mit meiner besten Freundin erwischt.

Ach, nur ein kleiner Ausrutscher.

Noah musterte mich kritisch und ich bemerkte, dass er mir nicht glaubt. Aber meine Güte, was soll er sagen, wir kennen uns nicht mal richtig und er wird nicht so dumm sein und sich in mein Privatleben einmischen.

Und natürlich habe ich Recht behalten, denn er nickte nur und fragte mich, was ich jetzt machen würde.

"Keine Ahnung, nach Hause gehen, mir einen Kakao mit Marshmallows machen und über mein Leben nachdenken. Was machst du?", antworte ich ihm sarkastisch.

Er schmunzelte und antwortete genauso sarkastisch: "Ich werde den Kerl ausfindig machen, der dich weinend in den Park gelockt hat, wo du die Ratschläge von einem kleinen Mädchen annimmst, mit einem heißen Kerl sprichst und ihm dann ordentlich die Fresse polieren."

Ich lachte laut auf und fragte ihn: "Wem willst du 'die Fresse polieren', meinem Freund oder dem  'heißen Kerl'?"

Er kniff seine Augen zusammen und antworte dann bedacht: "Dem der dich mehr belästigt."

Wir schauten uns tief in die Augen und irgendwie war die ganze Situation sehr süß, da er mich aufmuntern will aber irgendwie konnte ich nicht anders und brach in lautes Gelächter aus.

Er stieg mit ein und dann standen wir da beide einfach und lachten. Lange. Sehr lange. Unnormal lange. Ich lachte nicht mehr, weil ich es lustig fand. Ich lachte weil ich nichts anderes tun konnte.

Ich habe die zwei wichtigsten Personen in meinem Leben auf einen Schlag verloren. Und nicht auf eine tragische Art und Weise.
Nein, auf eine erstaunlich billige Art.

In mir brodelten so viele Gefühle. Ich spürte tiefen Hass beiden gegenüber, war aber auch gleichzeitig unglaublich traurig und verletzt. Ich weiß nicht wohin mit mir, da die beiden mir eine Bedeutung geschenkt haben und mein Leben lebenswert gemacht haben.

Und jetzt?

Jetzt ist nichts mehr da.

Ich fühle mich so unbedeutend. Als hätte man mir den Lebenssinn genommen.

Ich habe niemanden mehr.

Aber ich habe zwei Möglichkeiten : Lachen oder Weinen.

Und mit Noah an meiner Seite, habe ich das Gefühl, den Schmerz einfach weg lachen zu können.

Falling all in youOnde as histórias ganham vida. Descobre agora