Drei

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Changbins Pov

Baegseol Gongju. Oder besser gesagt, Snow White. Felix' neuer Spitzname. Ich kann verstehen, wieso man ihn so nennt. Felix liebt die Farbe Weiß. Nein, er kann ohne sie nicht leben. Jeden Tag sehe ich ihn in den weißen Sachen. Alles an ihm ist weiß. Außer seine Schuluniform und seine Haare. Es ist als würde jeden Tag ein anderer Mensch an mir vorbeilaufen, ein Fremder auf den Platz neben mir sitzen. Es ist Felix, aber nicht mehr mein Freund. Diesehellblauen Kontaktlinsen und die ganze Schminke in seinem Gesicht, das hätte der alteFelix nicht gemacht. Seine Hände sind ständig verbunden und ich frage mich wieso. Der alte Felix hätte es mir erzählt, er hätte mir seine Probleme anvertraut und gemeinsam würden wir einen Ausweg finden. Jetzt war es so als würde mich Felix nicht mal mehr kennen. Er schaute mich an, doch sein Blick ging durch mich durch. Jedes Mal. Ich kenne Felix nicht mehr.

Und dabei liebe ich ihn.

Felix' Veränderung begann Ende der Frühlingsferien. Das war vor vier Monaten. Mir steckt dieser eine bestimmte Tag noch tief in den Knochen. Die Erinnerungen haben sich fest gefroren, schmelzen auch nicht. Immer wenn ich an das eine schreckliche Ereignis nachdenke, dann fröstelte ich. Felix muss es bestimmt auch so gehen. Wir hätten das nicht machen sollen. Jetzt konnte ich es nicht mehr vergessen. 

Heute beginnt die Schule wieder und ich habe kein Auge zu bekommen. Wie denn auch, wenn dich Erinnerungen wie ein Rudel Wölfe verfolgen und dich jagen? Felix hat mir nicht geschrieben. Ich höre sein Schluchzen immer noch. Sie folgen mir bis in den Schlaf. Wir haben es niemanden erzählt. Zum Glück waren meine Eltern an dem Tag weg. Somit könnte niemand erfahren, was wir getan haben. Ich lief ins Klassenzimmer, wo mich Felix schon erwartete. Sofort überfiel er mich, bevor ich meinen Rucksack an meinen Platz stellen konnte. „Binnie...ich konnte wieder nicht schlafen....es tut mir Leid...das war meine Schuld....". Seine Fingernägel drückten sich in meine Kleidung rein. Ich sah ihn besorgt an. Eigentlich wissen wir beide, dass es nicht Felix' Schuld war. Wir beide haben gleich viel Schuld. „Ich auch nicht und du hattest keine Schuld". Felix braune Augen wurden leer. „Doch...und ich fühle mich so schmutzig....ich habe ungefähr eine Stunde geduscht....und trotzdem fühle ich mich schmutzig..." Felix war angekratzt. Da war Angst in seinen Augen. Tiefe Angst. Ich fühlte mich auch nicht besser. Lieber würde ich ich unter meine Decke verschwinden und nie wieder rauskommen. „Es tut mir Leid, Changbin", wiederholte Felix. „Wir haben es nicht gewusst".

Unsere Freunde fragten uns, was los mit uns ist, doch keiner von uns beiden wollte darüber reden. Wir beide haben auch gesagt,dass wir dann doch nicht ins Moor gegangen sind, sondern einfach nur bei mir gewesen waren. Ich sah wie Felix oft aufs Klo rannte. Der Arme. Ich will ihn beruhigen und sagen, dass alles gut wird, doch er ist heute nicht sehr gesprächig. Er sah mich nur schuldbewusst an. Nicht anders. Seine Freude war aus seinen Augen verschwunden und auch die Freundschaft mit ihm war auf Eis gelegt.

Bis heute will ich wissen, wieso Felix nicht mehr mit mir reden will. Er redet allgemein weniger mit anderen als früher. Damals war er derjenige von unserer Freundesgruppe, der immer gelabert hatte. Jetzt verbringt er seine Zeit lieber alleine. Wenn er mal da ist. Felix ist sehr oft krank. Nur dank seinen guten Noten, ist er nicht versetzungsgefährdet.

Heute ist er aber da und hat wieder die hellblauen Kontaktlinsen an und seine Sommersprossen überschminkt. Er setzte sich neben mir hin und starrte einfach an die Tafel. „Lixie?", fragte ich ihn.Ich bin einer der Einzigen, die ihn noch normal nannte. Okay, bei seinem Spitznamen. Felix reagierte nicht. Wie immer. Er ignorierte mich einfach. Egal wie oft ich versuche ihn zu erreichen, er stieß mich weg von ihm. Sogar Chan, sein Aussiekumpel, kann an Felix Stimmung nichts ändern. Da war kein Lächeln mehr auf Felix Lippen. Auch Jeongin und Seungmin konnten ihm kein Kichern mit ihren Witzen entlocken. Jisung auch mit seinen dummen Grimassen nicht und das grenzt an Unmöglichkeit. Felix blieb einfach ruhig und lebte einfach so für sich alleine, als würde er nicht wissen, dass er acht Freunde hatte, die sich fragen, was los mit ihm ist. Wir alle ließen ihn in Ruhe.

Während der Unterrichtsstunde lugte ich immer wieder zu dem Gesicht rüber, das mich einst angelächelt hatte. Felix erwiderte mein Blick, schaute aber schnell wieder weg. Rückte sogar etwas weg von mir. „Was hab ich gemacht? Wieso willst du nicht mehr mit mir reden?", flüsterte ich ihm zu. Das frage ich mich schon die ganze Zeit. Felix sagte nichts, was völlig normal war. Seit Monaten reden wir nur noch das nötigste. Mit Nötigste meine ich, wenn wir Gruppenarbeiten machen mussten. Sonst nicht. Er hat mich schon längst geblockt und die anderen auch. Felix will nichts mehr von uns wissen. Vor allem aber mit mir nicht.

Denn er hätte uns fast selber getötet.

Mysteriös, oder? Was ist wohl passiert? :')


Panicwhite (Changlix FF)Where stories live. Discover now