Das 5. Geschenk: Von Enthüllungen und ersten Schritten

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Hermine konnte nicht glauben, was sie da in den Händen hielt. Das Geschenk, welches ihr die Eule zum Frühstück überbracht hatte, war bereits verdächtig klein gewesen, doch ihre Überraschung, als sie es ausgepackt hatte, war umso größer: Der kleine Schlangenanhänger, den sie am Vortag bewundert hatte, glänzte ihr freundlich entgegen. Harry, der neben ihr saß, bemerkte ihr stilles Starren und warf selbst einen Blick auf ihr ausgepacktes Geschenk.

„Mensch, Hermine", kam es mitleidig von ihm, „dein Wichtel meint es offensichtlich richtig böse mit dir."

Verwirrt schaute sie auf: „Was?"

„Na, die ganzen Geschenke, und jetzt das hier. Eine Schlange? Für eine Gryffindor? Das ist schon ziemlich fies."

Nachdenklich blickte Hermine den Anhänger an. So hatte sie das Geschenk nicht betrachtet. Ihr gefiel der Anhänger, egal, ob Schlange oder nicht, und sie würde ihn tragen, sobald sie eine passende Kette dafür gefunden hatte. Aber vielleicht hatte es der Wichtel tatsächlich als bösen Streich gemeint? Wie kam überhaupt jemand auf die Idee, ihr sowas zu schenken? Es wusste schließlich keiner, dass sie den Laden Salazars Liebstes kannte. Außer Draco Malfoy. Sollte der Zufall es wirklich so böse meinen, dass sie beide sich gegenseitig beschenken mussten? Aufgewühlt drehte sie sich um, suchte mit ihrem Blick den Tisch der Slytherins ab – doch kein blonder Haarschopf war zu sehen.

Ehe sie sich weiter den Kopf über ihr Geschenk zerbrechen konnte, spürte sie ein sanftes Stupsen von ihrer linken Seite. Ginny schaute sie erwartungsfroh an, als sie fragte: „Kommst du heute zur Abwechslung mit uns nach Hogsmeade?"

Hermine fiel auf, dass sie seit Tagen nicht mehr wirklich Zeit mit ihren Freunden verbracht hatte, und schuldbewusst nickte sie zustimmend. Tatsächlich hatte sie nicht viel Lust, mit Harry und Ginny ins Dorf zu gehen, zumal beide sie zuletzt einfach hatten stehen lassen, um ohne sie auf ein Date zu gehen. Doch ihre Zuneigung und Loyalität verhinderten, dass sie sich weiter von ihnen abschottete.

oOoOoOo

Lustlos trotte Draco hinter der Gruppe seiner Freunde hinterher. Schon als er am Morgen der Eule das kleine Päckchen ums Bein gebunden hatte, hatte er bereut, Hermine ein schönes Geschenk zu machen. Sie würde es sowieso absichtlich falsch verstehen und es irgendwie schaffen, ihm die ganze Sache negativ auszulegen. Und überhaupt – am Frühstückstisch war ihm bewusst geworden, dass er sich damit ganz offensichtlich verraten hatte. Er konnte seine eigene Dummheit – diese doppelte Dummheit – selbst gar nicht fassen, aber nun war es zu spät. Am besten war es, wenn er gar nicht erst versuchte, sie davon zu überzeugen, dass das Geschenk aufrichtig gemeint war. Sie würde ihm nicht glauben und im Zweifel würde er als Idiot dastehen. Vermutlich war es sogar besser, selbst in die Offensive zu gehen und es direkt als bösen Streich darzustellen – eine Schlange als Geschenk für einen Löwen, das konnte ja nur negativ gemeint sein. Oder irgendwie so.

„Ach, scheiße", murmelte er leise vor sich hin.

Blaise jedoch hatte den fast unhörbaren Fluch gehört und ließ sich zurückfallen, um neben seinem Freund ein Stück hinter den anderen den Pfad zum Dorf hinab zu gehen: „Was fluchst du?"

Ärgerlich schaute Draco auf: „Alles deine Schuld. Dein ganzes Gerede von wegen wie toll Granger doch ist, das hat irgendetwas in meinem Kopf kaputt gemacht!"

„Bitte?", kam es empört von Blaise.

„Anders kann ich mir nicht erklären, was mich geritten hat, so viel Geld für sie auszugeben. Du hast mir einen Floh ins Ohr gesetzt."

„Nun mal halblang", unterbrach Blaise seinen Freund, „ich verstehe gar nichts. Was hab ich getan? Und was für einen Floh hast du im Ohr?"

Draco seufzte, doch dann erzählte er Blaise von der Begegnung am Vortag im Salazars Liebstes, wie ihn die Rede am Morgen zuvor von Hermine beeindruckt hatte, und wie sie im Laden nochmal bestätigt hatte, dass sie tatsächlich nicht so verblendet war, wie er angenommen hatte.

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