Das 3. Geschenk: Von Schneebällen und überraschenden Rettungen

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Sie könnte sich selbst schlagen für ihre Dummheit. Da war sie gestern den ganzen Tag in Hogsmeade gewesen und hatte nicht daran gedacht, ein Geschenk zu kaufen. Sicher, für diesen Morgen hatte sie noch die silberne Feder passend zum Federhalter von gestern. Aber heute war Sonntag, der dritte Advent. Keines der Geschäfte würde offen haben, nirgends würde sie ein Geschenk kaufen können. Genervt drehte Hermine sich in ihrem Bett um. Sie war wie immer früh wach geworden, ihre innere Uhr weckte sie selbst zum Sonntag so pünktlich, als ob sie zum Unterricht müsste.

Was machte sie sich überhaupt für Gedanken? Sie wurde offensichtlich von einem übel meinenden Slytherin beschenkt, der sich nicht darum scherte, dass Dumbledore mit dem Wichtelspiel Frieden stiften wollte. Darüber hinaus war sie sich sicher, dass Dracos Freude über seine schönen Geschenke sich ins Gegenteil verkehren würden, sobald er herausfand, dass sie von ihr kamen. Es war vollkommen sinnlos, sich Mühe zu geben, er hatte es nicht verdient. Wie sehr hätte sie sich gefreut, wenn sie statt seiner Blaise Zabini beschenken müsste. Er war auch ein Slytherin, aber so viel offener und höflicher. So, wie er sich seit Beginn der Ferien verhielt, war Hermine fest davon überzeugt, dass sie Freunde werden konnten. Sie mochte seine ruhige, nachdenkliche Art und vor allem schätzte sie an ihm, dass er ihr das Gefühl gab, etwas wert zu sein. Sie hoffte sehr, dass sein Verhalten ihr gegenüber auch über die Ferien hinaus andauern würde, so dass sie endlich einen Freund in Slytherin haben konnte.

Mit einem Stöhnen setzte Hermine sich auf. Es hatte keinen Sinn, über Blaise nachzudenken - sie musste sich überlegen, was sie mit Draco anstellte. Die Tatsache, dass sie kein Geschenk für den Montag hatte, nagte an ihr. Die Stille im Raum wies darauf hin, dass ihre drei Zimmergefährtinnen noch schliefen. So leise wie möglich zog Hermine sich an, griff nach der silbernen Feder, die sie am Abend zuvor in schlichtes, grünes Papier gewickelt hatte, und machte sich auf den Weg zur Eulerei. Auch nach all den Jahren war sie immer wieder überrascht davon, wie intelligent jene Eulen waren, die für Zauberer Post überlieferten. Als sie am ersten Tag früh morgens einer Eule das Geschenk für Draco umgebunden hatte, war sie nicht sofort los geflogen, sondern tauchte pünktlich mit der üblichen Post zum Frühstück auf. Und auch jetzt war Hermine sich sicher, dass sich die Eule erst auf den Weg machen würde, wenn Draco am Frühstückstisch saß und sie empfangen konnte.

"Hoppla", war das letzte, was Hermine hörte, ehe sie unsanft auf dem Boden landete. Gedankenverloren war sie in einen anderen Schüler hinein gerannt und hatte vor lauter Schreck das Gleichgewicht verloren. Innerlich fluchend - auch dieser Tag begann mal wieder großartig - richtete sie sich wieder auf. Vor ihr stand Blaise.

"Guten Morgen", meinte er grinsend, "du musst dich nicht gleich vor meine Füße werfen, nur weil ich so umwerfend bin, Granger!"

Ein säuerliches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht: "Und du musst mich nicht gewaltsam zu Boden stoßen, nur weil du über meinen attraktiven Körper herfallen willst, Zabini."

Kurz stutzte der dunkle Slytherin, dann brach er in schallendes Gelächter aus, das auch Hermine ansteckte.

"Mir war nie bewusst, wie schlagfertig du sein kannst."

"Oh, das bin ich eigentlich auch nicht", erwiderte Hermine grinsend, "aber wenn man jahrelang mit Beleidigungen von Malfoy zu tun hat, lernt man so einiges. Man könnte also sagen, ich hatte einen guten Lehrer."

"Ja, mit Beleidigungen ist Draco wirklich gut", bestätigte Blaise. Überrascht bemerkte Hermine einen nachdenklichen Ausdruck in dem Gesicht von Blaise, doch ehe sie nachfragen konnte, fügte er an: "Weißt du, ich halte es für eine Unsitte, Freunde beim Nachnamen zu nennen ..."

Verwirrt hob sie die Augenbrauen: "Naja, Malfoy ist jetzt nicht gerade ein Freund von mir ..."

"Ich rede nicht von Draco", unterbrach Blaise sie, "sondern von mir. Und dir. Ich würde dich gerne mit Hermine anreden."

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