Plötzlich drückte Caden mich wieder zurück ins Bett und legte sich mit dem Kopf auf meine Brust. “Du könntest mich wenigstens vorwarnen”, beschwerte ich mich, doch mein Tonfall gab deutlich her, dass ich keineswegs unzufrieden mit seiner Handlung war. Caden schmiegte sich eng an mich und schloss entspannt die Augen. “Du bist gemütlich, Jamesy”, murmelte er und lächelte, als ich begann, ihm zärtlich durchs Haar zu streichen. 

Nachdem wir einige Sekunden lang schweigsam den Augenblick genossen, fragte Caden leise: “Wie geht es dir?” 

Ich wusste sofort, auf was er anspielte. “Gut, weil du bei mir bist”, antwortete ich und es entsprach der Wahrheit. Caden war besser darin, mich abzulenken, als jeder andere. “Hast du noch Schmerzen? Sei ehrlich”, sagte er und ließ mich an seiner Stimme erkennen, dass er noch immer insgeheim besorgt um mich war. “Nein… Höchstens meine Wange, aber wirklich nur minimal”, erklärte ich und versuchte nicht einmal, zu lügen, da ich das Gefühl hatte, dass Caden in der Lage dazu war, mich jederzeit zu durchschauen. Er nickte und stützte sich mit seinem Kinn auf meiner Brust ab, um in mein Gesicht sehen zu können. Einen Moment lang wirkte er nachdenklich und schien etwas sagen zu wollen, doch letztendlich entschied er sich dagegen. Je länger er mich betrachtete, desto langsamer verging die Zeit und alles um uns herum verlor an Bedeutung. Alles, außer unsere Kaffeetassen, die ihren wohltuenden Duft im Zimmer verbreiteten. “Habe ich dir schon einmal gesagt, wie schön du bist?”, flüsterte er und erreichte mit dieser Frage wahrscheinlich genau die Reaktion, die er erwartet hatte. Seine Worte hallten in meinem Kopf wider, was mich vor Verlegenheit erröten ließ. Ich wusste nicht, wie ich auf das plötzliche Kompliment reagieren sollte, da mir das noch niemand auf diese ehrliche Weise ins Gesicht gesagt hatte. “Und dass ich deine Augen den ganzen Tag lang anschauen könnte, ohne genug von ihnen zu bekommen?”, fügte er hinzu und seine Lippen formten sich zu einem zarten Lächeln, das mich ohne großen Aufwand um den Verstand brachte. “Caden”, sagte ich beschämt, da mein Herz mit seinen Worten nicht zurecht kam. “Du bist so süß.” Vor Rührung fiel es mir schwer, einen klaren Gedanken zu fassen und ich genoss es, wie er sich liebevoll an mich kuschelte. “Danke”, flüsterte ich und küsste Caden zärtlich aufs Haar, was sein zufriedenes Lächeln vergrößerte. Ich nahm seinen angenehmen Duft in mir auf, der mich mit tiefer Glücklichkeit erfüllte. 

Schweren Herzens hatte ich mich von Caden trennen müssen, da Beth und ich mit einigen anderen Freunden von uns dazu beauftragt worden waren, Getränke auf dem Campus zu verkaufen.
Heute fand an unserer Universität eine riesige Jubiläumsfeier statt. Aus diesem Anlass mussten sich alle Studenten versammeln und gemeinsam mit den Professoren und Dozenten zelebrieren. Es war jedoch keinesfalls eine lästige Angelegenheit, da man den ganzen Tag lang frei hatte und Freunde traf, die man aus Zeitgründen lange nicht mehr auf dem Campus gesehen hatte.

Caden hatte mir versprochen, mindestens ein Getränk bei unserem Stand kaufen zu kommen. Beth und ich waren für zwei Stunden eingeteilt und konnten im Anschluss alles mögliche auf dem Campus tun. Viele Studenten hatten die unterschiedlichsten Dinge für diesen Tag vorbereitet, weshalb einem sicherlich nicht langweilig werden würde.

Tatsächlich war ich mit meinen Gedanken einzig und allein bei Caden und dachte an unsere verbrachte Zeit zurück. Er hatte mich mit solch positiven Gefühlen und einem stetigen Magenkribbeln zurückgelassen, worüber ich mich jedoch keinesfalls beschweren konnte.

Auf meinem Weg zu Beth konnte ich das Lächeln kaum aus dem Gesicht bekommen, da mir seine Worte wie ins Gedächtnis gebrannt waren. Ich betrat das riesige Parkgelände, auf dem die Feier stattfand. Schon von den Apartments aus hatte man die festliche Musik hören können, die beinahe schon etwas zu fröhlich klang, um glaubwürdig zu sein. Ich ließ meinen Blick umherschweifen und stellte fest, dass ich nie zuvor so viele Studenten auf einmal hier gesehen hatte. Normalerweise hielten sich hier zu jeder Zeit bloß kleine Gruppen oder einzelne Studenten auf. Es war ein erstaunlicher Anblick, da ich bereits vergessen hatte, wie viele Personen hier studierten. Neben dem Springbrunnen, der das Symbol unserer Universität eingraviert hatte, befand sich ein großes Rad, an dem es unzählige Preise zu gewinnen gab. Des weiteren erblickte ich ein Zelt, das neben einem Getränkestand aufgestellt worden war. Von weitem ließ sich bereits erahnen, dass bereits alle Sitzplätze im Zelt vergeben waren, was keine sonderlich große Überraschung war.

Ich schlenderte in Richtung unseres Verkaufsstandes, als mich plötzlich jemand an der Schulter berührte. “Hey, Jamie”, sagte Lucas mit seiner unverkennbaren Stimme und ich drehte mich erfreut zu ihm um, damit ich unseren freundschaftlichen Handschlag vollführen konnte.
Lucas, den ich zu Beginn meines Studiums kennengelernt hatte, schenkte mir ein breites Grinsen und richtete seine dunkelgraue Mütze, unter welcher sein blondes Haar hervorlugte. “Wie geht’s?”, fragte ich ihn und konnte nicht verhindern, dass ich zwischen seinen Augen hin und her wechselte, da eines von ihnen blau und das andere grün war.
“Alles bestens. Ich habe dich aber ehrlich gesagt schon vermisst”, meinte er lachend, woraufhin wir nebeneinander meinen Weg fortsetzten. “Wir haben uns vielleicht zwei Wochen nicht gesehen, also musst du überhaupt nicht übertreiben”, sagte ich und stieß ihm meinen Ellbogen in die Seite. “Zwei Wochen sind eine lange Zeit, mein Freund”, entgegnete er und seufzte. “Bin aber froh, dass mein Praktikum endlich vorbei ist.”

Ich betrachtete sein Profil und stellte fest, dass er ein wenig gebräunter aussah. “War es nicht gut?”, hakte ich nach und hoffte, er würde nichts Negatives darüber erzählen, da mir dasselbe Praktikum in Zukunft bevorstand. Lucas studierte ebenfalls Bioinformatik, hatte aber ein Semester vor mir damit begonnen. Obwohl er bereits 20 Jahre alt war, schien er im Kopf seit seinem 18. Lebensjahr nicht mehr gealtert zu sein, denn er war kein bisschen vernünftiger geworden. Er war einer meiner Freunde, mit dem ich jederzeit Spaß haben konnte und der, trotz seines verspielten Charakters, immer ein offenes Ohr hatte.

“Es war nicht schlecht, nur sehr anstrengend”, antwortete er mir und deutete daraufhin auf einen Stand neben uns. “Hast du nicht Appetit auf ein Würstchen, Jamie? Die steckst du dir doch gerne in den Mund, habe ich gehört”, sagte Lucas und grinste frech. Ich verstand seine Anspielung sofort und lachte kopfschüttelnd. “Du bist ein Arsch”, meinte ich und stieß ihn leicht von mir. “Ich habe einen geilen Arsch? Den würdest du wohl gerne mal anfassen”, scherzte er und brach in Gelächter aus, als ich ihn mit meinem Blick tötete. “Ach Jamie, da musst du leider durch”, fügte er grinsend hinzu und legte seinen Arm um meine Schulter, als wir weitergingen.
“Ich überlege gerade, weshalb ich nochmal mit dir befreundet bin”, meinte ich finster, woraufhin Lucas amüsiert mein Haar zerzauste. “Weil du die Hoffnung nicht aufgibst, dass ich irgendwann doch plötzlich auf Jungs stehe”, erklärte er mir selbstgefällig.
Ich war es gewohnt, solche Witze von Lucas zu hören, weshalb es mir nichts aus machte.
“Weißt du, ich stehe nicht wirklich auf kleine Würstchen, wenn du weißt, was ich meine. Also wärst du schon mal raus”, erwiderte ich provokant, was Lucas ungläubig auflachen ließ. “Damit habe ich nicht gerechnet… Jetzt hast du gewonnen”, stellte er fest und blieb abrupt stehen.
“Ach Jamie, ich habe dich wirklich vermisst”, fügte er hinzu und nahm mich in seine Arme.
Ich lachte über seine plötzliche Anhänglichkeit, erhob jedoch keinen Einwand gegen seine Umarmung. “Fang nicht noch an, vor Freude zu weinen”, meinte ich frech, woraufhin Lucas sich grinsend von mir löste. “Wenn du weiterhin so gemein zu mir bist, wirst du aus anderen Gründen anfangen zu weinen”, entgegnete er und deutete auf Beth, die in unsere Richtung gelaufen kam. “Da freut sich wohl jemand, uns zu sehen.”

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Lucas scheint zwar ein Idiot zu sein, ist aber eigentlich ein ganz Lieber, das kann ich versprechen! ;)

Unexpected Love (boyxboy) Where stories live. Discover now