24. Dezember

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-LEO-

Blau mit weißen Schneeflocken, rot und weiß gestreift, grün mit Weihnachtsmännern aller Art und weiß mit goldenen Sternen. Himmel, wie soll man sich da bitte entscheiden können?! Und überhaupt dieser ganze Geschenkezirkus! Opa, Oma, Onkel, Tante und wer sonst alles noch so beschenkt werden will- und natürlich für jeden das passende Papier. Wer hat sich das alles nur ausgedacht?!

Also ich für meinen Teil wäre ja such glücklich, wenn ich einfach Zeit verbringe mit allen, wir gemeinsam essen und ich dann endlich los kann, um den Jungen mit den grünen Augen wiederzusehen...

Sechs Stunden noch, ein Krippenspiel, ein Essen mit der Familie und das Auspacken der Geschenke, dann kann ich ihn endlich wiedersehen. Zwar nur kurz, da Heiligabend ist und es so schon schwer genug war, überhaupt die Erlaubnis zum Weggehen zu bekommen, aber immerhin.

Ich kann nicht sagen, was er mit mir angestellt hat, aber ich bekomme das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht und laut meiner Mutter gleichen meine Augen zwei leuchtenden Herzen. Peinlich, ich weiß, aber das interessiert mich grade wenig.

Verlieb. Ich denke, dass trifft es am besten. Ich habe mich verliebt. In sein Lächeln, in seine Augen, in seine wundervolle Art. Ich liebe es, wenn er rot wird und so süß zu mir hochguckt. Er ist einfach perfekt.

Viel zu gut für mich. Was wenn er merkt, dass ich nur ich bin und nicht das was er gehofft hatte? Würde er überhaupt mit mir zusammen sein wollen? Was wenn es ihm unangenehm ist, dass ich eben ein Junge bin? Oder ICH ihm unangenehm bin?

Noch eine Enttäuschung wie beim letzten Mal ertrage ich nicht...

Genervt von dieser ewigen Gedankenspirale beginne ich wieder Geschenke einzupacken und zu beschriften. Anna, Jens, Oma Linda, auch für Lotta und Lilly habe ich etwas besorgt, doch sie meinten, dass ihr größtes Geschenk wäre, mich glücklich zu sehen. Mit Nick. Und ich hoffe so sehr, dass sie recht haben, dass er mich auch mag.

Ein Geschenk für ihn habe ich nämlich trotz all meiner Zweifel besorgt.

***

War ja irgendwie klar, dass wir uns wieder hier treffen. Hier zwischen all den Buden und Karussells. Vor mir leuchtet das Riesenrad und davor steht suchend ein Junge. Rotblonde Harre, dunkler Mantel, ein Geschenk in der Hand. Nick.

Er ist gekommen! Nur für mich! Und als er mich entdeckt, läuft er auf mich zu. Zu mir. Warum nur? Bin ich ihm wirklich genug? Kann ich es wagen ihn zu fragen, ob er mein....?

Als er bei mir angekommen ist, gibt er mir einen schnellen Kuss auf die Wange, tritt jedoch sofort zurück und schaut beschämt auf den Boden. „Hey, ähm, Ja, schön, dass du da bist. Also, das hier ist für dich..." und zögernd streckt er mir etwas hin.

Ein Lebkuchenherz, in der Mitte steht in weißen verschnörkelten Lettern mein Name, nur das aus dem o ein Herz gemacht wurde. Ich muss kräftig schlucken. Es ist so unfassbar schön zu wissen, dass er das alles nur für mich gemacht hat.

Doch er scheint mein Schlucken anders zu werten. „Tschuldigung, tut mir leid, wenn es dir nicht gefällt, es war zu früh, ich weiß und wir sind ja nicht einmal zusammen..."  Nun kann ich nicht mehr anders als ihn in den Arm zu nehmen. „Hey, Nick, mag sein, dass das überstürzt ist, aber ich wäre es gerne, also mi dir zusammen. Wenn du das möchtest?"

Er beginnt hastig zu nicken und als er wieder aufschaut sehe ich, dass Tränen in seinen Augen glitzern. Vorsichtig stecke ich meine Hand aus und wische die feuchten Tropfen fort. Er beginnt zu lächeln und flüstert: „Du hast mir meinen ersten Kuss geschenkt und jetzt bist du auch noch mein erster Freund. Danke, Leo." Und bei der Art wie er meinen Namen ausspricht fährt ein Kribbeln durch meinen ganzen Körper, ein wohliges Gefühl von Wärme.

„Hey du, ich hab auch etwas für dich, aber bitte mach es erst zuhause auf", sage ich und überreiche ihm ein kleines Päckchen in rotweiß. „Und würdest du vielleicht eine Runde mit mir fahren wollen?", frage ich auf das Fahrgerät deutend. Die einzige Antwort die ich bekomme ist ein federleichter Kuss, doch das genügt mir.

Grinsend ziehe ich meinen frischgebackenen Freund zu dem groß beleuchteten Rad hinter mir. Nun sitze ich hier also, mit dem wundervollsten Jungen der Welt und wünschte mir, wir würden uns ewig so weiter runde um Runde drehen. Nie aussteigen und weiterhin in dieser Wolke aus Glück und rosa Herzchen verweilen.

Zaghaft greife ich nach seiner Hand und sehe ihn unsicher an, doch er drückt meine nur leicht und lehnt seinen Kopf an meine Schulter. Ich seufze leise auf und könnte mich in diesem Gefühl verlieren, er neben mir sein Duft vermengt mit den Gerüchen des Weihnachtsmarkts.

Womit habe ich all das nur verdient? Ein so perfektes Geschenk? Und das obwohl ich diesen ganzen Kitsch so verabscheue. Man könnte fast sagen, er ist mein ganz persönlicher Engel. Mein Weihnachtsengel!

Ich streiche Nick sanft über seine Finger und beginne lächelnd das Lied aus den Lautsprecherboxen mitzusummen. „Jingel bells, jingel bells, jingel all the way..."



So, und hiermit: Frohe Weihnachten!🎄
Vielen lieben Dank fürs Lesen, ich hoffe es hat euch die Zeit ein wenig versüßt oder so : )

Li

Weihnachtsengel gesucht!Where stories live. Discover now