3 - Three

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Mein Mund fühlt sich an, als wäre er mit Staub gefüllt und ich habe das dringende Bedürfnis erneut duschen zu gehen, damit ich sicher sein kann, dass ich nicht nach Putzwasser rieche. In der Auffahrt steht Siennas Wagen, glänzend und frisch gewachst. Sie sagt, sie hat einen wichtigen Termin, aber ich bezweifle, dass er so wichtig sein kann, denn sie liegt noch immer im Bett. Dalvin und Wesley haben sich das von mir gemachte Rührei reingepfiffen, aber sind auch noch nicht los. Ihr Auto steht an der Straße; ein schwarzer Honda, den sie von Sienna bekommen haben, als sie Siebzehn geworden sind.

Der kalte Morgen brennt auf meiner Haut, ich ziehe die Jacke enger um mich und folge der feuchten Straße. In der Nacht hat es gestürmt und der Geruch nach Regen liegt schwer in der Luft. Nasses Laub quietscht unter meinen Schuhen.

Mein Handy vibriert mit einer eingehenden Nachricht. Avery.

„du wirst nie glauben was lucas robin geschrieben hat!"

Bevor ich antworten kann, schreibt sie hinterher: „geh schneller damit ich mit dir lästern kann."

Ich lächle und antworte ihr, dass ich mich beeilen werde, damit sie nicht vor Aufregung eingeht. Sie schickt mir das Emoji des laufenden Mannes.

Morgens höre ich keine Musik. Ich genieße die Stille, die noch in der Stadt herrscht, bevor alle aufwachen. Stille ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann und den ich immer annehme, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Im Haus ist es nie still; der Fernseher im Wohnzimmer dröhnt, Wesleys Musik dröhnt, selbst das Radio in der Küche dröhnt. Alles im Haus dröhnt und ich kann es nicht ausstellen.

Als ich an der Kreuzung ankomme, hole ich die Packung Zigaretten heraus. Ich stecke mir eine zwischen die Lippen und zünde sie mit dem billigen Tankstellen-Feuerzeug an. Als ich den ersten, tiefen Atemzug nehme und der Rauch meinen Mund ausfüllt, schließe ich die Augen. Es ist dieser eine Moment, bevor ich ausatme, in dem ich stillhalte und mich vom Geschmack der bitteren Zigarette ausfüllen lasse, dass ich mich am lebendigsten fühlen kann. Es brennt in meinem Rachen, auf meiner Zunge und das Feuer entzündet mein Herz.

Ich öffne die Augen und gehe über die Straße. In wenigen Minuten habe ich meine Zigarette aufgeraucht und greife nach einer zweiten. Die Schule kann ich schon von weitem hören. Autos, Busse, Fahrräder, Menschen, Handys; das, was als leise Kulisse im Hintergrund beginnt, vertreibt die Ruhe von ihrem Platz und macht sich als neue Hauptattraktion breit. Es ist der einzige Teil der Schule, den ich nicht leiden kann. Es ist laut und voll, vertreibt jeden ruhigen Gedanken, den ich haben könnte. Die Schule ist trotzdem der einzige Ort, an dem ich sicher vor den Zwillingen bin. Wir teilen uns zwar Kurse, aber da hören unsere Gemeinsamkeiten auf. Sie lassen mich in Ruhe, ich lasse sie in Ruhe. Es ist eine nicht ausgesprochene Regel, dass wir uns in der Schule nicht kennen.

Avery wartet am Schuleingang auf mich. Sie hibbelt ganz aufgeregt, als sie mich sieht und kommt in ihren schwarzen Stiefeln auf mich zugelaufen. „Na endlich!", sagt sie, kramt ihr Handy aus einer ihrer vielen Taschen heraus, die sie in den langen, schwarzen Mantel genäht hat, und zeigt mir den Chat von Robin und ihr. Ein Screenshot eines anderen Nachrichtenverlaufs springt mir ins Gesicht.

„Da!", sagt sie. Dann: „Ist das nicht wahnsinnig!?"

Ich lege den Kopf schief, während ich Lucas' Nachricht lese. „Ich meine, ich sehe jetzt nichts Besonderes darin."

„Was?" Avery reißt das Handy herum und liest sich das Ganze selbst durch. „Da steht ganz klar, dass er mit Robin ausgehen will! Hier, genau da: da hat ein neues Café in der Stadt aufgemacht, hast du Lust, dir das mal anzusehen? Er hat sogar einen Emoji dahinter gesetzt, Quincy! Einen Emoji!"

„Achso", meine ich. „Ich dachte, da wäre jetzt was Ausgefalleneres dabei, bei dem mir die Augen rausfallen werden." Ich grinse, als ich ihren Gesichtsausdruck sehe, der wirkt, als würde sie in eine Zitrone beißen.

A (Gay) Cinderella Story [LESEPROBE]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora