Kapitel 07-Simon

155 13 9
                                    

Ich war das erste Mal wirklich in West unterwegs.

Es war nicht Nachts, es lagen keine Toten auf der Straße und man hatte wirklich Zeit sich umzusehen.

Es war so vieles anders als in Ost.

Die Häuse waren höher als jeder Baum den ich bis jetzt gesehen hatte; sie reihten sich aneinander wie die Menschen in den engen Wohnungen von Ost.

Man sah hohe Türme die aussahen wie Wasserspeicher, unter ihnen befanden sich einige Flecken mit grünem Gras, doch der Rest des Bodens war bedeckt von Beton.
Wiederrum andere Türme sahen aus wie Glasröhren, in denen es vollkommen übersät mit Pflanzen war.
Solche Glasrollen standen überall; ich nahm an, das war der Ackerbau der Westler.

Wenn man horizontal keinen Platz hat, baut man eben vertikal.

Um mich herum waren nichts als Häuser; es war eine Großstadt wie ich sie mir immer vorgestellt hatte.

Leider auch kein Baum, kaum Pflanzen oder Gras.

Ich lief brav hinter Falco her, welcher ab und zu ein paar Leute grüßte.
Dabei sahen mich die meisten neugierig an.

»Warum glotzen die so?« fragte ich leise.

Falco kicherte leicht und bog in eine Straße ein, welche direkt zu dem scheinbar größten Laden führte, den ich je gesehen hatte.

Das Gebäude war riesig, vorne stand groß und in leuchtenden Buchstaben "Supermarket" drauf.
Vor dem Markt war eine große Fläche asphaltiert, den Autos nach zu urteilen ein Parkplatz.

In Ost war jeder zu arm für ein Auto, ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie eines fahren sehen.

»Dass Herr Brosowski einen Sklaven gekauft hat, war für alle eine Sensation. Jeder weiß, dass er die Sklaverei verabscheut; umso aufgeregter waren die Leute seine Beweggründe zu erfahren.«

Wir liefen in die große Halle, in der sich ausgefallene Lebensmittel und andere Konsumgüter in Regalen aneinanderreihten wie die Häuser draußen.

»Beweggründe?« erfragte ich neugierig.

»Der Öffentlichkeit hat er gesagt, er arbeite an etwas großem. Jedoch sind Sklaven ja zum arbeiten da. Da du bis jetzt noch nicht draußen warst, hat die Leute gewundert was er mit dir macht.«

Ich lief ihm nachdenklich hinterher, betrachtete dabei die Unmengen an Essen die hier lagen.

»Ist Rob berühmt oder warum juckt das alle so was er macht?«

Falco antwortete nicht sofort, sondern suchte sorgfältig einen Salatkopf aus.

»Schon, seine Eltern hatten großen Einfluss im Senat; die Menschen interessiert was er tut. Und wenn er sich einen Sklaven kauft, dazu noch einen sehr, sehr teuren, dann sorgt er natürlich für Gesprächsstoff, wenn er doch die öffentliche Meinung vertritt, gegen Menschenhandel zu sein.«

Das ließ mich nachdenklich werden.

Hatte Rob sich also in Schwierigkeiten gebracht?
Ich fühlte mich sofort schlecht.

»Keine Sorge,« meinte Falco auf meinen Gesichtsausdruck hin. »Er ist nicht in Verruf geraten, er musste nur manches erklären.«

Beruhigen tat mich das zwar nicht, aber ich beließ es dabei.
Hatte ich davon nichts mitbekommen, weil ich versteckt in meinem Zimmer die Zeit zu überbrücken versuchte?
Hätte ich Rob beistehen sollen?

Bei den Milchprodukten kam uns plötzlich eine junge Frau entgegen.

Sie hatte lange schwarze Haare, welche zu einem ordentlichen Zopf geflochten bis zu ihrer Hüfte reichte.
Auf ihrer Wange prangte das gleiche Zeichen aller Sklaven.

Ich strich ungewollt darüber; ich hasste diese Kennung.

»Ah, Fräulein Sam. Schön Sie zu sehen.« Bei dem Namen Sam zuckte ich hoch.

Ich kannte den Namen.
Doch diese Person hatte ich noch nie gesehen.

Die junge Frau kam auf uns zu und grüßte uns freundlich, ihre strahlenden grünen Augen fixierten dabei meinen Blick.

»Falco, schön Sie zu sehen. Das ist doch Simon, richtig?« fragte sie, ohne den Blick von mir zu lassen.

Irgendwas in meiner Magengegend regte sich; ich hatte plötzlich ein ganz merkwürdiges Gefühl.

»Richtig, Simon, das ist Sam, die Sklavin von Senator Dimitri, einem Freund von Herr Brosowski.«

»Freut mich Sie kennenzulernen.« meinte ich und löste mich von ihrem Blick.

Mein Herz schlug plötzlich stärker.

»Kommen Sie heute Abend wieder zum Treffen?« fragte Sam lieb und hielt ihren Einkaufskorb fest umklammert.

Sie wirkte nervös auf mich, irgendwie angespannt.

»Mal sehen, hätten Sie ein Problem damit, wenn ich Simon mitbringe?«

»Nein überhaupt nicht!« antwortete sie quasi sofort.
»Die anderen würden sich sicher auch freuen.«

Falco nickte und verabschiedete sich von ihr, ehe wir weiterliefen.

»Sie kommt ebenso aus dem Osten, wie du.« meinte Falco schließlich.

Dachte ich mir schon, trotzdem verwirrte mich die Begegnung.

Simon fühlt sich schlecht, weil er Rob alleine gelassen hat, zurecht?
Und was glaubt ihr spielt Sam für eine Rolle?

Wrong Side-Gefährliche Liebe [Band 2] || CrispyWill [Beendet]Where stories live. Discover now